Veröffentlicht: 26.04.2024
Man kann es durchaus als Kulturschock bezeichnen, wenn man nach vielen einsamen Tagen die Autokolonnen vor den Toren Gubbios sieht. Die antike Ausgrabunsstätte hinter den parkenden Fahrzeugen kommt kaum mehr zur Geltung. Gestern (25. April) war in Italien der Gedenktag zur Befreiung durch die Amerikaner. Die Stadt ist durch das verlängerte Wochenende überfüllt. Die wenigen freien Zimmer werden für mehrere hundert (bis 1200 Euro) angeboten.
Gubbio ist sehenswert und imposant. Eine durchgängig gut erhaltene mittelalterliche Altstadt mit gotischen Adelsbauten. Hoch erhoben, an einem Steilhang errichtet, steht der Priorenpalast. Sein gesamtes Untergeschoß besteht nur aus einem einzigen Raum. Er gilt als eine der architektonisch "kühnsten Unternehmungen des italienischen Mittelalters". Leider ist der Platz davor abgesperrt und lange Schlangen warten vor dem Palast auf den Einlass in das Museum.
https://www.umbriatourism.it/de/-/priorenpalast
Einer der bekanntesten Söhne der Stadt ist Federico de Montefeltro, später Herzog von Urbino. Sein Bildnis ist wohlbekannt, von der Seite gemalt, mit roter Kappe und einer markanten Hakennase.
Walkiria Terradura wird bis heute als Partisanin verehrt. Dazu muss man wissen: Gubbio wurde Schauplatz eines Massakers durch deutsche Wehrmachtsabgehörige nach einem Partisanenüberfall.
Louis Walter Alvarez und seinen Sohn, Walter Alvarez, kann man nicht als Söhne Gubbios bezeichnen, aber sie spielen für die Stadt eine bedeutsame Rolle. Sie entdeckten in der Region um Gubbio eine Iridium- Anomalie und konnten damit die Theorie des Meteorideneinschlag vor 65 Millionen Jahren und das damit verbundene Aussterben der Dinosaurier begründen.
Lange vor der römischen Besiedlung (die Ausgrabungsstätte eines römischen Amphitheaters kann man am großen Parkplatz vor der Stadt besichtigen) gab es hier eine umbrische Gemeinde. Im Palazzi dei Consoli werden Bronzetafeln von 300 v. Chr. ausgestellt, Es sind bedeutsame Zeugnisse umbrischer Sprache.
Für mich heißt's Abschiednehmen, ohne dass ich mich in die Besonderheiten der Stadt vertiefen kann. Morgen mache ich mich auf den Weg zur Einsiedelei Eremo San Pietro Vigneto.