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Die Sache mit dem Schlaf

Veröffentlicht: 18.04.2017

Bevor ich zu der Sache mit dem Schlaf komme, eine Vorbemerkung: Schon mehrmals habe ich mich hier unheimlich privilegiert gefühlt. Und nicht bloss das, nein, auch schlicht glücklich. Ich darf hier auf der Plaza de la Independencia sitzen und dem bunten Treiben zuschauen! Ich bin hier, in Südamerika! 

Es war fantastisch, auf der Bank auf zu sitzen, dem Gitarrenspieler bei seinen Improvisationen zuzuhören. Zu sehen, wie Indios in ihrer Tracht ihre Produkte aus harter Arbeit an den Mann zu bringen versuchen, wie zwei kleine Jungs im Bus mit einen Rap losgelegt haben, der von Geld und Chancen und Jugend handelt, wie die Polizisten und -innen mit ihren Trillerpfeifen den Verkehr regeln - trotz Ampeln, wie Hitze und Kälte sich hier abwechseln, wie ... Es gibt vieles zu sehen hier, fantastisch.

Genau das führt mich jetzt zu der Sache mit dem Schlaf: Es ist jetzt die dritte Nacht vorbei und in jeder einzelnen habe ich viele Stunden wach gelegen. In der ersten (nach dem Flug) von zwölf Uhr bis zum Morgen, in der zweiten ging ich schon um sieben zu Bett (Idiot!) und durfte mich ab elf Uhr bereits von links nach rechts wälzen undumgekehrt. Und diese Nacht ab zwei Uhr zirka. Wieder bis am Morgen. Immerhin habe ich gespürt, dass ab dem Weckersignal schlafen möglich wäre.

Warum aber? Was ist los? Zum Glück nehme ich das nicht allzu schwer: Es geht halt so, wie es geht. Was solls?

Aber es ist schon mühsam. Immerhin bin ich gestern spät zu Bett gegangen. Zu viert fuhren wir nach dem Quartierbummel per Bus zur Station Marin Central und spazierten ins Centro storico. Dort haben wir uns ein Ticket für den "Tren de los Volcanes" gekauft und sind dann Essen und Trinken gegangen. Wunderbarer Ort, ein Restaurant mit dem Namen "Vista hermosa" über den Dächern von Quito. Das Foto vom letzten Beitrag ist dort entstanden. Und als ich wieder zu Hause war, habe ich überhaupt nicht pressiert mit zu Bette gehen. Den Fehler vom Vorabend (7 Uhr, wirklich idiotisch!!!) wollte ich nicht wiederholen.

Das Resultat war (fast) dasselbe: Ich bin wach, irgendwas geht mir durch den Kopf. Meist ist es etwas, an was ich mich mit keinem Haar erinnern klann. Unbekanntes Gesicht, unbekannter Ort, irgendwas wird gesprochen oder passiert, ich fahre auf, schnappe nach Luft, denn ich merke, dass ich zu wenig habe und ein paar oberflächliche, schnelle Atemzüge. Auf die andere Seite und das Spiel geht von vorne los. Mit meinen Bewegungen in der Nacht könnte ich ein mittleres Kraftwerk betreiben. Warum? 

Ich habe keine schlüssige Antwort. Ich weiss, dass ich im 2001, als ich eine Woche lang im Gebirgskurs mit dem Militär auf der Britanniahütte in Saas Fe verbracht habe, ebenfalls diese Atemaussetzer hatte. Ich weiss auch, dass ich hier in Ecuador nix, aber auch gar nichts zu tun habe, ausser Spanisch zu lernen und später dann ich den Projekten zu helfen. Ich habe keine Verantwortung, für niemanden. Nur für mich. 

Darum glaube ich, dass sich hier Spannungen lösen, die sich über Jahre angesammelt haben. Die können sich in der normalen Umgebung, wo eigentlich jede Minute mit Arbeit oder selbstauferlegten Aktionen und gesellschaftlichen Verpflichtungen ausgefüllt ist, gar nicht selbst befreien. Die Nacht ist zu kurz, um all das träumerisch zu verarbeiten, die Zeit zu knapp und ich sowieso kein Meister darin, die Sorgen und Ängste mit jemandem zu teilen. Jemand, der gerne und oft über sich spricht, dürfte hier im Vorteil sein.

Vielleicht hilft es ja, wenn ich das mal einfach so im Blog niederschreibe. Drum oben das passende Bild dazu.

Situationsbericht, was sonst noch so läuft: Einzelunterricht läuft weiter, tipp-topp. Ich kann davon profitieren, stelle ich fest. Draussen geht grad ein Gewitter runter, das mich überzeugt, nicht noch rauszugehen. Es ist kalt, obwohl ein paar Kilometer unter dem Äquator gelegen. Zum Zmittag - heute mit erweiterter Familie - gab es irgendwas Pollomässiges, sehr gut, mit Reis, Kartoffeln (Gschwelti) Salat mit Tomaten und Avocado drin, zum Dessert eine süsse Frucht (calebasa??). Das Essen hier ist jedenfalls gut und ganz gewiss gesund, mit vielen Früchten und Jugos. (Chugos, nicht Yugos = frisch gemachte Säfte).

Apropos "Essen": Als Hausaufgabe durfte ich heute einen kleine Aufsatz schreiben: Wie wir in der Schweiz unsere Mahlzeiten organisieren. Wann Zmorgen, wann Zmittag und was denn so in etwa etc etc.

Das habe ich erledigt und eigentlich habe ich noch abgemacht, zur Plaza Foch zu gehen, um dort meine Kolleginnen und Kollegen zu treffen auf ein Bierchen oder so. Aber das Gewitter lässt nur zögerlich nach.

Vielleicht lass ich es sein und geh heute dann früh zu Bett. (?!!!!)

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