Veröffentlicht: 25.02.2023
Der südwestlichste Zipfel des Rossmeeres - zwischen Ross-Insel und dem antarktischen Festland gelegen und nicht mehr vom Ross-Eisschelf erreicht - heißt McMurdo-Sound. Hier liegen die heutigen Antarktis-Forschungsstationen der Amerikaner und der Neuseeländer, aber es gibt auch einige historische Stätten von frühen Antarktisexpeditionen zu sehen, unter anderem das Basislager der (britischen) Expedition zur Entdeckung des Südpols (welche eigentlich erfolgreich war [der Südpol wurde erreicht], aber dann doch wieder nicht [die norwegische Expedition von Roald Amundsen war ihnen ein paar Tage zuvorgekommen, und auf dem Rückweg starben Scott und seine Männer ganz in der Nähe ihres nächsten Vorratsdepots])
Die Antarktis ist zu 98% mit Eis und Schnee bedeckt, aber es gibt ein paar Flecken, die es nicht sind. Für uns stand hier - im McMurdo-Sound - erst einmal der Besuch von einem der "Trockentäler" an. In diesen gibt es so gut wie nie Niederschlag, und wenn doch, dann wird er vom nächsten Sturm (der nie lange auf sich warten lässt) wieder weggeblasen. So steht man auf dem Antarktischen Festland in einer Sand- und Steinwüste ohne Schnee, in der nur ein paar Gletscherzungen von den umliegenden Bergen enden. Diese Gegend kommt wohl den Verhältnissen auf dem Mond recht nahe ...
Zunächst einmal arbeitete sich unser Schiff durch immer dichter werdendes Packeis so nahe ans Ufer vor, wie es halt ging (naja, es fehlten am Ende schon noch einige Kilometer ...), wobei es noch einmal 3 Kaiserpinguine (ein einzelner und ein Doppelpack mit Adelie-Zugabe), einige Adelie-Pinguine, ein paar Robben und einen Minkwal zu sehen gab. Dabei reichten dem Wal ganz offensichtlich kleine Wasserlöcher in ansonsten ziemlich kompaktem Packeis ... Nachdem wir festgefahren waren, kamen wieder die Helis zum Einsatz, die uns in das Taylor-Valley an den Fuß des Canadian Glacier brachten. Wir durften hier eine Stunde rumlaufen und erreichten dabei auch den südlichsten Punkt unserer Reise (den erreichten Breitengrad müssen wir später nachliefern). Der abgesteckte Rundweg war nicht wirklich lang, aber fotografieren dauert halt, und so nutzten wir unsere Stunde weidlich aus.
Wir waren dieses Mal unter den ersten, die ausgeflogen wurden, und entsprechend hieß es nach der Rückkehr auf das Boot nun einmal für einige Zeit warten und die Landschaft genießen. Damit das nicht zu langweilig wurde, kamen noch einmal 2 Kaiserpinguine vorbeigeschwommen und begutachteten den komischen Kasten, der da rumlag. Später durften wir auch noch einmal auf der neben uns liegenden Eisscholle rumlaufen. Das lockte nun 4 Kaiserpinguine an, die auf das andere Ende der Eisscholle hüpften und dann zu dem extra für uns abgesicherten und abgesteckten Teil herüberkamen. Sie kamen bis vielleicht 1-2m an uns heran, wobei sie eindeutig der aktive Part waren - wir standen nur da und staunten Bauklötze. Fast 1 Stunde wurden wir von den Pinguinen beobachtet, dann gingen sie wieder baden und ließen uns komplett geflasht zurück.
Später am Abend kämpfte sich unser Schiff wieder aus dem Packeis hinaus, was mit der Sichtung eines weiteren Minkwales sowie 5 weiteren Kaiserpinguinen verbunden war. Auch ein paar Adelies gab es noch, aber die blieben heute gegenüber den Emperor Penguins in der Unterzahl. Zur Abrundung sahen wir dann - so kurz vor Mitternacht oder so - noch eine Gruppe Orcas, und Mount Erebus (ein aktiver Vulkan und mit ca. 3700m gleichzeitig höchster Berg der Region) zeigte sich einmal ohne störende Wolken.
Über Nacht tuckerten wir dann hinüber zur Ross-Insel (auf der Mount Erebus zuhause ist), am nächsten Morgen steckten wir wieder in Packeis, welches diesmal recht dicht mit Adelie-Pinguinen besetzt war (kein Wunder - es gibt hier einige Kolonien von ihnen mit jeweils mehreren tausend Brutpaaren). An Cape Royd besuchten wir dann - wieder mit Heli-Unterstützung, da die Zodiak-Landungsstelle durch Eis blockiert war - die Hütte einer Expedition von Ernest Shackleton sowie nebenan eine Adelie-Pinguin-Kolonie. Unsere Aufenthaltszeit war hier nicht wirklich begrenzt, nach 2,5h flogen wir schließlich wieder zurück. Zum ersten Mal seit der Ausfahrt aus dem Beagle-Kanal ganz am Anfang in Ushuaia sahen wir heute ein anderes Touri-Schiff. Die haben keine Helis dabei und konnten ("leider") hier nicht landen, obwohl ihr Trip (bei ähnlicher Route) dem Vernehmen nach etwa das Doppelte von unserem kosten soll ...
Wir fuhren nun ca. 3h weiter zu Cape Evans, wo die Hütte der Scott-Expedition zu sehen ist (dank der klimatischen Verhältnisse verfault hier nichts, so dass bei diesen Hütten nur ab und an Windschäden repariert werden müssen - die Inneneinrichtung hingegen ist wohl noch weitestgehend im Originalzustand). Etwas überraschend kam auf dieser Fahrt ein ordentlicher kleiner Sturm auf, allerdings in sehr kooperativer Weise: Er blies an Cape Evans genau vom Land aufs Meer und räumte damit zum einen die Anlegestelle frei, und in der Bucht davor war der Seegang noch nicht sooo schlimm. Wasserdicht verpackt schwangen wir uns nun in die Zodiaks für unser erstes "Wet Landing" dieser Tour. Der Strand war aber schön flach, und so war es kein Problem, aus dem Schlauchboot erst kurz ins Wasser auszusteigen - die vom Touranbieter gestellten Wärme-Gummistiefel erfüllen heute mal nicht nur den Wärme- sondern auch den Gummi-Effekt.
Auch hier ergab es sich, dass wir nach der Hüttenbesichtigung noch eine kleine Wanderung machen konnten. Diese führte auf einen kleinen Hügel, und wir erlebten Original-Antarktis-Feeling: -8°C war die gemessene Temperatur, was durch den Schneesturm zu "feels like -18°" wurde. Auch hier war die Landschaft mit ihren Schneeverwehungen sehr beeindruckend, und wieder wurden wir als kleine Störung der Routine wahrgenommen: Diesmal wurden wir von Skuas (Raubmöven) auf unser Gefährdungspotential überprüft und dann als vertrauenswürdig durchgelassen ...
Am späten Abend - und auch am nächsten Morgen noch - ging es durch Packeis hindurch nun wieder nordwärts, 3 ereignisreiche Tage verabschiedeten sich mit noch einigen Adelie-Pinguinen, Robben und zwei weiteren Kaiserpinguinen, dann aber auch mit einem ausgewachsenen Sturm. Jetzt hieß es erst einmal sacken lassen und Schlaf nachholen ...