Veröffentlicht: 24.02.2023
Auf die Amundsen-See folgte das Rossmeer, welches am weitesten nach Süden reicht und deshalb für die früheren Antarktisforscher besonders attraktiv war. Aushängeschild dieser Region ist seine südliche Begrenzung - eine Gletscherzunge: das Ross-Eisschelf (gefühlt alles hier ist von und/oder nach dem Forscher James Ross benannt), deren Abbruchkante sich 800km (!!!) lang von Ost nach West erstreckt.
800 km sind eine lange Strecke (vor allem mit ca. 20 km/h zurückgelegt...), und so ging es erst einmal mit vergleichsweise ereignisfreien Tagen weiter. Immerhin hatte die erwähnte Öffnung im Eisfeld vor dem Rossmeer gehalten, wir waren durchgeschlupft und hatten damit im Zeitplan nun einen Tag Vorsprung, während es nach der Peter I Insel noch ein Tag Rückstand war. Wir "nutzten" diese Zeit dazu, uns im Rahmen unseres zugebuchten Fotokurses noch einmal unsere Kameras von Grund auf checken und einstellen zu lassen - danach sagen uns die Ergebnisse deutlich mehr zu (und wenn einmal nicht, dann ist zumindest die Unsicherheit weg, dass es an einer falschen Einstellung liegen könnte).
Am 31.01. (übrigens Halbzeit unserer Tour) war es dann soweit: Wir bekamen das Ross-Eisschelf präsentiert. Um 04:10 (morgens!) wurden wir geweckt, die Sonne stand ziemlich hoch im Süden (das ist hier eigentlich die "falsche" Seite), und wir glitten an einer endlosen Eiswand von etwa 15-20m Höhe (entspricht in etwa der Höhe unseres Bootes, vom obersten Deck aus konnten wir gerade so die Ebene hinter der Eiskante erkennen). Hier an der Eiskante war das Tierleben deutlich reichlicher vorhanden als vorher - Minkwale vergnügten sich um das Boot herum, mehrmals kamen Orcas vorbei, und auch Adelie-Pingune waren sowohl schwimmend als auch als Passagiere auf Eisschollen zu sehen. Wir wurden mit unseren Hubschraubern auf das Eisschelf hinübergeflogen und konnten uns dort ein Weilchen die Beine vertreten. Spektakulärer als die Anwesenheit auf dem Schelf war dabei der Flug entlang der Kante des Eises, wir bekamen als Zugabe auch noch eine Gruppe Orcas von oben zu sehen, ebenso einige Pinguine und Robben.
Am Vormittag war es noch einigermaßen bewölkt und diesig, das gab sich bei der Weiterfahrt am Nachmittag - nun war das Eis wunderschön angestrahlt, und wir sahen weitere Minkwale sowie große Gruppen von Adelie-Pinguinen. Die Auslöser der Kameras liefen hier unisono heiß ... Später - nach dem Abendessen - durchquerten wir noch unser erstes größeres Packeisfeld, immer noch bei strahlendem Sonnenschein. Einfach nur traumhaft. Und als wäre der Tag nicht eh schon toll genug gewesen, sahen wir hier nun noch 3 (einzelne) Kaiserpinguine - das sind die größten der Pinguine, und es war nicht klar, ob wir überhaupt auch nur einen sehen würden.
Nach den vielen nicht so aufregenden Seetagen waren wir an diesem Tag auf jeden Fall für das lange Warten ganz üppig belohnt worden...