Wie einst Hape Kerkeling sagte: "Ich bin dann mal weg"
Der Tag beginnt nach einer, durch die Aufregung, unruhigen und kurzen Nacht. Es geht um 8uhr direkt ab zum Frankfurter Hauptbahnhof. Mit dem typisch mulmigen Gefühl ob der Verlässligkeit der Deutschen Bahn, steigt die Nervosität von Minute zu Minute. Wird der Zug pünktlich sein? Komme ich rechtzeitig in Paris an? Wird dort alles reibungslos ablaufen, damit ich meinen Anschlusszug kriege? Ich muss in Paris vom Bahnhof Gar de l'Est zum Bahnhof Gare Montparnasse mit der Metro fahren und dafür ist nur knapp eine Stunde und 20 Minuten Zeit veranlagt. In Bayonne muss ich zum Glück nur umsteigen, aber hier sind nur 18 Minuten Zeit dafür. Hoffentlich habe ich Glück und die Züge sind pünktlich.
In Frankfurt steht der ICE schon bereit, zwar an einem anderen Gleis, aber das ist ja in Ordnung. Überpünktlich für die Deutsche Bahn, mit nur 4 Minuten Verspätung, geht es los.
Mit 10 Minuten Verspätung komme ich in Paris an. Mega. Jetzt hab ich genug Zeit um zum anderen Bahnhof zu kommen und vielleicht nochmal an die frische Luft zu gehen, den Eiffelturm zu sehen und schnell noch im Disneyland vorbeizuschnallen. Ein Satz mit X? Das war wohl nix. Hunderte Menschen stehen an viel zu wenigen Ticketautomaten an der Metro an. Ich stehe fast 40!! Minuten an, um mir für 2,10€ das Ticket zu ziehen. Ich renne zur Bahn, diese fährt 20 Minuten zum anderen Bahnhof. Blöd nur, dass die Metrostation in Montparnasse auch noch rennend fast 10 Minuten vom Gleis entfernt war. 4 Minuten vor Abfahrt komme ich aber zum Glück an und bin erleichtert, den Anschlusszug bekommen zu haben.
Schnell stellt sich heraus, dass die französische Bahn der Deutschen Bahn in nichts nachstehen möchte und so erfährt der Zug nach und nach eine Verspätung von 30 Minuten. 30 Minuten? Es waren doch nur 18 Minuten zum umsteigen geplant. Jap. Das erste größere Problem ist da, denn der Zug um 18:20uhr wäre der letzte nach Saint-Jean-Pied-de-Port für heute. Im Zug habe ich im Bordbistro schon meine erste Pilgerbekanntschaft gemacht. Mayoline aus den Niederlanden muss auch nach SJPDP und so hatten wir uns schon für nach der Ankunft in Bayonne am Bahnsteig verabredet, um dann eventuell mit mehr Leidgenossen das Taxi nach SJDPD teilen zu können. Aber kurz vor der Ankunft in Bayonne die erste Durchsage des Schaffners auf English: "to all the people traveling to SJPDP, your train will be waiting for you on track D". Puh. Erleichterung und irgendwie ein erstes gutes "Zeichen" 🙏
Die Regiobahn ist voll mit Pilgern und direkt komme ich mit Marco ins Gespräch. Wenn ich mich mein wilder Tag heute schon gestresst habe, dann möchte ich nicht in seiner Haut stecken. Er ist am Mittwoch, also vor 3 Tagen los. Er kommt aus New Zealand und ist über Sydney, Dubai und London nach
Frankreich geflogen und sitzt dann einfach neben mir im Zug. Unfassbar. Uns gegenüber sitzt Joey, er hat eine ähnlich weite Anreise. Er kommt aus dem Norden Australiens und ist über
Singapur nach Paris und dann weiter mit dem Zug. Es sind echt so viele verschiedene Nationalitäten vertreten und ich bin etwas erstaunt über die Menge an Pilgern. Eigentlich sollte es um diese Jahreszeit relativ entspannt sein.
In Saint-Jean-Pied-de-Port angekommen laufen wir alle die 400 Meter bis in die Dorfmitte zum Pilgerbüro und dort erhalte ich meinen ersten Stempel, sowie alle wichtigen Informationen für den Ort und vor allem für den morgigen Tag.
Ab jetzt heißt es, dass ich jeden Tag 2 Stempel sammeln sollte. Einen kriege ich jeweils in der Unterkunft und einen muss ich mir unterwegs in einer Kirche, einem Pilgerbüro oder auch in Bars oder Restaurants besorgen.
Meine Herberge ist relativ klein. Sie hat nur 2 Schlafzimmer für jeweils 6 Personen. Nachdem ich jetzt noch eine Runde durchs Dorf gelaufen bin und noch was gegessen habe, freue ich mich gleich unglaublich auf das Bett 🙏
Ab morgen heißt es dann "buen camino"Morgen erwartet mich auch direkt die wohl härteste Etappe, weil zwischendurch die Herbergen schon ausgebucht sind. Es heißt 25km bergauf und 7km bergab mit insgesamt knapp 2700 Höhenmetern zu bewältigen. Dementsprechend möchte ich um 7uhr los und hoffe gegen 16uhr/17uhr anzukommen. Ich werde berichten 🤗
Buen camino
Kosten des Tages:
• Zugfahrt: 294€ (1. Kl.) • Metro: 2,10€• Unterkunft: 27€ inkl. Frühstück• Verpflegung: 45€ (im Zug und Abendessen im Restaurant)