Veröffentlicht: 18.06.2020
Mittwoch, 17.06.2020
Es ist 6.00 Uhr... Zeit, mein Zelt abzubauen, bevor mich jemand entdeckt. Es liegt ein dichter Nebel über den Feldern. Weit und breit niemend zu sehen. Es ist nicht erlaubt, in Deutschland in der freien Natur zu zelten. Nur wer, um alles in der Welt, hat das Recht, über die Erde und die Natur zu bestimmen und sie sein eigen zu nennen? Eigenartige Gesetze, die der Mensch gemacht hat. Es ist nicht in allen Ländern so. In den nordischen Ländern (ausgenommen Dänemark), in der Schweiz und in Schottland gibt es das Jedermannsrecht, ein Gewohnheitsrecht, welches allen Menschen bestimmte grundlegende Rechte bei der Nutzung der Wildnis zugesteht. Ich vertraue einfach darauf, dass mich niemand entdeckt.
Es geht gleich los...in der Hoffnung, wieder eine Dusche unterwegs zu finden. Doch weit gefehlt... heute tut sich da nichts auf😏
In Hildesheim überrascht mich plötzlich ein Plattfuß in meinem Vorderreifen. Das ist spannend, habe ich doch gestern erst Flickzeug für mein Fahrrad gekauft. Meine Vorbereitungen für meine Abenteuer sind fernab von perfekt gewesen🙉 War es dem gefühlten Zeitmangel der letzten Wochen oder meiner Naivität geschuldet, beides wird wohl zutreffen. Nach meinem Motto: "Es geht schon irgendwie...jede Geschichte hat auch ein Ende."
Nun stelle ich also mein Fahrrad auf Lenker und Sattel und richte das Werkzeug her. Da plötzlich, wie aus dem Nichts, kommen zwei Engel herbei geflogen. Zwei Männer mit ihren Mountainbikes in gelben Warnwesten halten an und fragen, ob sie helfen können. Sie bauen das Rad aus, arbeiten Hand in Hand...so schnell kann ich nicht schauen, ist mein Fahrrad wieder startklar. Die beiden Männer kommen aus Hamburg und sind in den letzten zehn Tagen von Hamburg nach Österreich gefahren und befinden sich jetzt wieder auf dem Weg nach Hamburg, 1400 km in zehn Tagen. Meinen Respekt! So schnell wie sie gekommen sind, sind sie auch schon wieder weg. Ich stehe da, von Dankbarkeit berührt.
Weiter geht es nach Algermissen über Sehnde nach Lehrte, östlich von Hannover. Auf dem Weg komme ich an wunderschönen Kirschbäumen vorbei. Da halte ich auch gleich an und genieße die Kirschen direkt vom Baum. Es ist wie im Paradies...alles ist da🙏😀
Das Wetter ist heute wunderbar warm, die Sonne scheint...endlich ist es Sommer. Jetzt wird schon wieder mein Akku schwach, Zeit mir Gedanken zu machen, wie und wo ich mein Equipment aufladen kann. Ich sehe ein großes Bild mit dem gelben "M" ...mal sehen, ob ich da Glück habe. Ja perfekt! Einen kleinen Snack, Strom für meine Geräte und drei Stunden WiFi frei. Damit kann ich was anfangen. Für mein Telefon habe ich zu Hause eine günstige Prepaid Karte gekauft: Aldi Talk für 7,99 Euro mit 3 Giga Byte Internet im Monat und Telefon/SMS Flat. Da ich darauf bedacht bin, Kosten zu minimieren, schien mir das eine gute Möglichkeit, eine Telefonnummer zu haben. Freies WLAN ist also ein Geschenk für mich.
Jetzt ist es schon 17.00 Uhr. Die Zeit vergeht, und ich fühle mich frei, weil ich darüber nicht nachdenken muss. Ich wünsche mir jetzt ein erfrischendes Bad... Ich suche mir im Internet einen See heraus, der 20 km weit entfernt liegt. Na gut... zwei Stunden Fahrt, dann kann ich sicher noch eine Runde schwimmen. Nach 4 km komme ich an zwei nebeneinander liegenden Seen vorbei. Das nenne ich wieder mal "göttliche" Fügung🙏😊 Ich verliebe mich gleich in diesen Ort. Eine kleine Strecke fahre ich um den See, bis ich meinen Badeplatz gefunden habe. Und weg mit den verschwitzten Klamotten...herrlich das Wasser! So eine Wohltat😇 Ich beschließe, hier zu übernachten. Ich koche wieder ein "Vier Sterne Menue" und genieße den Sonnenuntergang. Ich bin glücklich!