Uji (Alb. Wasser)
Uji (Alb. Wasser)
vakantio.de/lucas

Radfahrern in Tirana

Veröffentlicht: 18.05.2023

„Oh Gott! Da kommt gleich ein riesiger Kreisel. Ich weiß noch nicht, wie wir den überleben sollen“, sagt Lucas, während wir mit unseren unbepackt erstaunlich leichten Rädern nach Tirana reinfahren. Wir auf dem Fahrrad, um uns herum hunderte Autos, fahrend, häufig langsam oder stehend. „Ach, die Autos passen schon auf uns auf.“ Das tun sie in Albanien immer und auch im Großstadtverkehr Tiranas. Ampeln gibt es wenige oder sie interessieren niemanden so richtig. Auf jeder großen Kreuzung steht ein Polizist, hektisch in eine Trillerpfeife pustend und winkend, den Autos den Weg weisend. Eine Aufgabe unter Lebenseinsatz, so scheint es. Manchmal gibt es sogar Radwege, allerdings immer nur auf einer Seite der Straße und dann in beide Richtungen. Google Maps kennt keine Radrouten in Albanien, wir wählen ein Mittelding aus Auto- und Fußstrecke. Sobald man die großen Straßen verlässt ist es ruhig. Hier könnte man auch in einem kleinen Dorf sein, obwohl die Hauptstraße mit hunderten Autos in stockenden Verkehr nur 20m Luftlinie entfernt ist. Ungeteerte Wege und Schlaglöcher prägen hier das Bild, im Zentrum Albaniens Hauptstadt. Und Zack, stehen wir wieder auf der Hauptstraße, einer riesigen Kreuzung, einem mehrspurigen Kreisel, müssen die Straßenseite wechseln oder doch in die entgegengesetzte Richtung. Und überall scheint der Verkehr als unüberwindbares Hindernis. Doch es gibt einen Trick auf Albaniens Straßen, eine andere Kommunikation abseits der Ampeln, Zebrastreifen und jeglichen Verkehrsregeln, falls es offizielle gibt.

Man muss einfach fahren und dann beginnt es Spaß zu machen. Ich fahre nicht ohne zu gucken vor ein Auto, ich fahre langsam an und sage damit „Achtung, jetzt bin ich dran und fahre hier durch, schlängeln mich zur Kreiselausfahrt durch die Autos oder biege auf die Straße ab“. Vielleicht sagt der andere Autofahrer mit seinem Auto bestimmter „Nein, ich fahre hier jetzt durch“. Dann halte ich, warte und bin nächstes Mal energischer. Der Todfeind ist zu warten, in der Hoffnung, dass jemand mich einfach fahren lässt. Das wird nicht passieren. Wer steht verliert. Gehupt wird niemals, obwohl beim Fahren eigentlich alle Verkehrsregeln gebrochen werden, die einen Verkehr normalerweise lenken. Flüssig und schnell läuft es in den Straßen albaniens Städten nicht, aber es läuft. Immer weiter. Und ehrlich gesagt, es macht einen riesen Spaß, sich mit dem Fahrrad durch den langsamen Verkehr zu schlängeln. Es ist bestimmt nicht ungefährlich, aber jeder Meter ist eine kleine Challenge, die mit ein paar Tricks, Geschwindigkeitswechseln und Blicken irgendwie gelöst werden kann. Und mit jedem Kilometer ist ein Level geschafft.

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