Abgeklärtheit

Eigentlich wollte ich nicht frühstücken, die Unterkunft und das Essen hatten meiner Meinung nach kein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Die Wirtin wollte mich aber ohne nicht gehen lassen und hat mir zum Kaffee noch Spiegeleier mit Pommes hingestellt. Ich solle doch bei Kräften bleiben. Extra berechnet hat sie dafür nichts.

Ich erlaube mir aus meinem Reiseführer zu zitieren: "Von der Navigation her eine der schwierigsten Etappen des E4-Wanderwegs. Das Stück zwischen den Wegpunkten 4 und 5 ist komplett zugewachsen und nur sehr schwer auszumachen" und weiter "Zusatzausrüstung: lange Hosen für das dichte Buschwerk" Ich bin durch Knie-Tief reißend überflutete Straßenabschnitte, weglose Buschebenen (von dem superstruppigsten und fiesstacheligsten was man sich vorstellen kann), mannshoch zugewucherte Schluchten und endlose Geröllfelder. Ich frage mich was da jetzt wohl noch kommen mag und nehme die Abschnitte kurzerhand aus meiner Route. Nach einer ruhigen und unspektakulären Wanderung durch Mittelgebirge und Kulturlandschaft, entscheide ich mich doch vor Wegpunkt 5 auf die ursprüngliche Route einzuschwänken und konnte so auf den letzten Kilometern noch etwas E4 Kreta Feeling mitnehmen. Ich habe diesbezüglich ein gewisses Maß an abgeklärtheit erlangt.

Gelandet bin ich heute in einem Luxusresort. Pool mit Poolbar, Tennis, Minigolf... Ich lasse erstmal meine Klamotten waschen und haue mich an den Pool in die Sonne. Relaxen! Es sind eigentlich keine anderen Gäste da. Ohne total wichtige Menschen ist sowas ganz nett. Aber trotzdem: Was für eine Verschwendung von Platz, Energie und Ressourcen.

Abendessen bei Nana in der Apsida Taverne. Richtig los, ist hier erst was im Juli und August, wenn die Griechen Ferien haben, sagt sie. So bin ich auch hier fast der einzige Gast.