Veröffentlicht: 19.12.2018
Mir war schon vor der Reise nach Dominica klar, dass es irgendwie ein Abenteuer werden würde. Die Insel ist einfacher, ursprünglicher und weniger touristisch und erschlossen, als die anderen karibischen inseln. Zudem wurde Dominica letztes Jahr im September ziemlich heftig vom Hurricane Maria getroffen. Aber gerade deswegen hatte ich mich nach Barbados und St. Lucia ganz bewusst für diese Insel entschieden. Tja und was soll ich sagen? Dominica hat mich einfach umgehauen. Dominica ist ein kleines Paradies, ein Traum, ein großes Abenteuer.
Es ging schon mit der Fährfahrt von St. Lucia nach Dominica los. Seit Neuseeland bin ich kein großer Fan von Fährfahrten auf dem Meer. Und auch hier holte mich die Seekrankheit beim hohen Wellengang ziemlich schnell ein, trotz Tabletten gegen Reisekrankheit. Nach 5 Stunden war ich froh, endlich wieder stabilen Boden unter den Füßen zu haben. Am Hafen wurde ich vom Sohn meiner Hostin abgeholt. Mit dem Tikitakabus sollte es dann nach Wotton Waven zur Unterkunft gehen, letztlich wurden wir aber von dem Kumpel meiner Begleitung mitgenommen. So saß ich also mit 3 Möchtegerngangsterrappern, die wahrscheinlich alle gerade erst einen Joint geraucht hatten, bei lauter Gangstermusik, so dass einem fast das Trommelfell geplatzt ist, im Auto. Immerhin hatte ich so wahrscheinlich 2 € Buskosten gespart. Die Straße nach Wotton Waven war ziemlich schlecht, riesige Schlaglöcher und eine Menge Baustellen. Wotton Waven ist ein kleines Dorf im Berg mitten im Dschungel irgendwo im Nirgendwo. Mein Apartment war sehr einfach, aber sauber und geräumig und die Betreiberfamilie war super nett und hilfsbereit. Aber auch ein klein wenig verrückt. Der Papa war gefühlt dauerbekifft und hat lustige Geschichten zum Besten gegeben, z.b. wie man sich aus der Umklammerung einer Boa befreit. Kann ja nicht schaden, so etwas zu wissen. Ich war gefühlt die einzige Touristin dort, abgesehen von den zwei komischen Chinesen, die im Nachbarapartment gewohnt haben, so gut wie kein Wort Englisch konnten und ständig Rum mit mir trinken wollten. Wotton Waven ist bekannt für seine heißen Schwefelquellen und ein guter Ausgangspunkt um Wasserfälle und Seen in der Umgebung zu erkunden. Mit meinem Guide Paul machte ich mich von hier aus auf zur 6 stündigen Wanderung zum Boiling Lake. Am Anfang ging es noch relativ gemütlich durch den Dschungel, dann aber steil bergauf zum Gipfel des Morne Nicholls mit einer tollen Aussicht. Ab hier wurde es dann auch sehr abenteuerlich. Es ging auf matschigen Pfaden wieder abwärts, teilweise war es eher eine Kletterpartie. An einigen Stellen musste man sich sogar an Seilen herunterhangeln. Mitten hinein ins Valley of Desolation, einem äußerst aktivem vulkanischen Gebiet, es dampft, es stinkt nach Schwefel, überall blubbert kochend heißes Wasser aus dem Boden. Also wurden erstmal die mitgebrachten rohen Eier in einem der Löcher gekochter und sich eine Maske aus grauem Schlamm ins Gesicht geschmiert, soll helfen. Die Wanderung weiter zum Boiling Lake blieb sehr abenteuerlich, weitere Klettereinheiten über rutschige Steine, immer in der Hoffnung nicht ins heiße Wasser zu fallen. Endlich am Boiling Lake angekommen weiß man auch, warum der so heißt. Er sieht halt aus wie ein riesengroßer Kochtopf, in dem das Wasser kocht. Von hier mussten wir dann die gleiche anstrengende Strecke wieder zurücklaufen, aber immerhin konnte man sich am Ende in der Titou Gorge, einer schönen kleinen Schlucht abkühlen und erholen.
Für die 2. Hälfte meines Aufenthalts hatte ich mir einen Mietwagen gegönnt, um auch den Rest der Insel zu erkunden. Durch Zufall hatte ich einen günstigen Anbieter gefunden, aber in einem dementsprechenden Zustand befand sich auch der geliehene Wagen. Überall hat's irgendwie geklappert, aber immerhin Allrad und günstig, und mit lauter Musik konnte man alle komischen Geräuche übertönen. Das Auto wurde auf den liebevollen Namen "Schrotti" getauft. Mit Schrotti habe ich dann auch schnell der nicht gerade beeindruckenden Hauptstadt Roseau den Rücken gekehrt. Hier war es nämlich nicht auszuhalten, wenn die ganzen Kreuzfahrttouris die Stadt stürmten. Meine nächste Unterkunft befand sich im Norden der Insel, in dem kleinen Fischerort Calibishie. Ein schönes kleines Apartment mit Ökogarten, geführt von einer kanadischen Auswanderin. Von hier aus machte ich mich also jeden Tag aufs neue auf den abenteuerlichen Weg über die Insel. Kurvige enge und mit Schlaglöchern übersäte Straßen, die Auswirkungen vom Hurricane waren noch zu spüren. Die "Sehenswürdigkeiten", egal ob Strand, Wasserfall oder Wanderweg, waren einfach schlecht oder gar nicht ausgeschildert, die Anfahrt war jedes mal spannend. Aber die Einheimischen waren super freundlich und haben mir nicht nur den Weg erklärt, sondern mir auch noch ständig Obst aus dem eigenen Garten geschenkt. An diesen Sehenswprdigkeiten (Red Rocks, Emerald Pool, Trafalgar Falls...) war auch einfach nur etwas los, meistens konnte ich die Szenerie ganz alleine genießen. Besonders abenteuerlich war die Suche nach einem abgelegenen Strand mit Wasserfall. Tatsächlich hatte ich den Anfang des Wegs in einer kleinen Seitenstraße in einem kleinen Dorf gefunden. Der Weg war aber irgendwann so zugewachsen und rutschig, dass ich aufgegeben habe. Arme und Beine waren komplett zerkratzt, alle Klamotten von einem Sturz im Matsch eingesaut. Dafür war ich sehr erfolgreich den Chaudier Pool im Nirgendwo im Dschungel zu finden. Erst einmal 2 km über eine katastrophale Dirtroad. Dann keinen Plan wohin. Laut Navi war der Pool nicht mehr weit. Also Auto einfach im Busch abgestellt und einfach durch irgendeinen Fluss gewatet bis ich tatsächlich den natürlichen Pool mit kleinem Wasserfall gefunden hatte. Zwischenzeitlich war mir das alles gar nicht so geheuer, aber am Ende war ich doch ziemlich happy den Pool gefunden zu haben. Die anderen Gäste in meiner Unterkunft waren immerhin nicht so erfolgreich.
Dominica ist nicht unbedingt für seine perfekten weißen Sandstrände bekannt. Nichts desto trotz kann man ein paar wunderschöne wilde Buchten entdecken, wie z.b. die Batibou Bay oder den Number 1 Beach. Hier wurden sogar Szenen von Fluch der Karibik gedreht.
Weihnachten auf Dominica war sehr entspannt. In der karibischen Umgebung war ich eh nicht sonderlich in Weihnachtsstimmung. Am Weihnachtsabend habe ich trotzdem mit den Einheimischen im Dorf gefeiert, erst zum Sonnenaufgang ging's ins Bett.
Dominica ist trotz der vielen Hurricanes in den letzten Jahren ein wundervolles und traumhaft schönes Land, überall grüner Regenwald mit Flüssen, Wasserfällen, natürlichen Pool und Seen, mit wildem Stränden, Bergen und vor allem tollen Menschen. Ich bin mir sicher wir sehen uns wieder...