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7. Stopp: Indonesien, Part 1: Bali

Veröffentlicht: 08.07.2019

Hier und jetzt startet unser Südostasien-Abenteuer: Auf Bali, Indonesien. Für unser aller erstes Mal überhaupt in Asien haben wir uns mit Bali einen leichten und sanften Start in eine völlig unbekannte Kultur ausgesucht. Bali ist wohl eines der beliebtesten Ziele westlicher Touristen und daher gut auf unsere Gewohnheiten und Eigenarten eingestellt. Was, ihr wollt eine richtige Toilette? Was soll das heißen das Essen soll „nicht scharf“ sein? Und von Taxifahrern und Verkäufern werdet ihr auch nicht gerne bedrängt? Komisch, diese Weißen. Aber auf Bali ist das alles kein Problem, denn die Massen an unseren touristischen Vorgängern haben dafür gesorgt, dass Balinesen die perfekten Gastgeber sind. Natürlich ist ein maßgeblicher Grund für diese Gastfreundschaft auch ihre Religion, denn Balinesen sind überwiegend Hindus, aber dazu später mehr. 

Unser erster Eindruck am Flughafen in Kuta: Wow sind Balinesen höflich, fast schon ängstlich. Halbherzig versuchen einem Taxifahrer am Flughafen ihre Dienste anzubieten, sagt man allerdings „nein“, sind sie sehr scheu und gleich wieder ins Gespräch mit ihren Kollegen vertieft. An unserer Unterkunft wartet um 2 Uhr Nachts ein gut gelaunter Mitarbeiter auf uns, der uns ein Willkommensgetränk serviert und unser Gepäck trägt. Wären wir um diese Unzeit an seiner Stelle, würden wir vielleicht grade so ein „Hallo“ rausbekommen und den Zimmerschlüssel überreichen. Und das waren nur die ersten paar Minuten auf Bali, aber wir können jetzt schon sagen: Balinesen sind klasse! 

Cool an Bali ist übrigens auch das Geld: Hier sind wir Multimillionäre! Und alles ist super billig im Vergleich zu westlichen Standards. Ein schönes Bungalow mit Pool und super gepflegtem Garten bekommt man hier schon für ca. 30€ pro Nacht und beim Essen gehen überschreitet man niemals 10€ für zwei Personen.

Millionär in einer Hand


Was macht man nun überhaupt auf Bali außer sich über Balinesen und Preise freuen? Bali ist eine von mehr als 17 000 Inseln, aus denen sich Indonesien zusammensetzt. Sie ist 5.780 km² groß und das zu Hause von 4,2 Millionen Menschen, von denen 92% Hindus sind. Das bringt uns dann auch schon zu den beliebtesten Aktivitäten auf Bali: 

1. Strände besuchen, denn das ist ja wohl logisch auf einer Insel 

2. Tempelanlagen erkunden, denn Hindus lieben Tempel und haben allein auf Bali mehr als 10 000 gebaut 

3. Durch Reisterrassen schlendern, denn irgendwo muss ja das Essen für so viele Menschen herkommen (und Reis wird zu jeder Mahlzeit serviert, selbst zum Frühstück) 


Unsere erste Erfahrung mit Stränden machten wir direkt bei Kuta, unserem Ankunftsort. Leider sind Strände direkt an Großstädten selten besonders schön und wenn dann auch noch hinzukommt, dass es kein echtes Müllabfuhrsystem gibt, gleicht der Strand häufig eher einer Müllhalde als einem Inselparadies. Daher mussten wir etwas finden, das diesen nicht grade positiven Eindruck wieder revidiert und stießen auf eine ganz besondere Gelegenheit. Am Strand von Kuta entlässt eine Tierschutzorganisation fast täglich Babyschildkröten wieder in die Freiheit. Da viele Schildkrötenarten auf Bali gefährdet sind, sammeln die Mitglieder der Organisation die Eier von wilden Schildkröten ein, brüten sie in Sicherheit vor Fressfeinden und Menschen aus und helfen den kleinen Kerlchen dann ihren Weg ins Meer zu finden. Jeder, der möchte, darf dabei mithelfen und eine Schildkröte zum Meer tragen, in den Sand setzen und ihr beim Krabbeln ins Wasser zusehen. Eine echt schöne Erfahrung, die einem wieder einmal bewusst macht wie zerbrechlich und schützenswert unsere Tierwelt ist. 

Wie etwas so kleines einen so glücklich machen kann


Ein abenteuerliches Leben im Ozean liegt vor ihm


Weiter im Süden bei Uluwatu versuchten wir unser Glück erneut und erkundeten die Strände. Hier sind die Strände zwar sauber, allerdings auch sehr beliebt und dadurch von Menschen überlaufen und von Häusern umringt. Es gibt Cafés und Hotels mit Blick aufs Meer und extrem starke Strömungen, die eine Abkühlung im Wasser fast unmöglich machen. Allerdings freut dies die Surfer, die sich in Schaaren in die Wellen stürzen. Morgens waren wir zwar alleine am Strand, aber eine idyllische Atmosphäre wollte trotzdem nicht so richtig aufkommen. Kurz gesagt: Das hat uns noch nicht richtig umgehauen. 

Kaffee trinken mit Aussicht am Bingin Beach


Die Ruhe und Idylle vor den Massen


Schönere, ja sogar paradiesische Strände, fanden wir dagegen auf Nusa Penida. Dies ist eine kleine Insel direkt südöstlich von Bali und mit einer kurzen Bootsfahrt zu erreichen. Hier machten wir zwei abenteuerliche Tagesausflüge zu hohen Klippen, zu deren Füßen kristallklares türkises Wasser und strahlend weiße Strände lagen. An den Stränden waren wir fast ganz alleine, denn die Zugänge waren häufig extrem steil und schlecht präpariert. Hatte man es allerdings erst einmal hinab geschafft, wurde man mit der perfekten Inselidylle, riesigen Wellen und ansonsten Stille belohnt. 

Von dieser Brücke ist ein Verrückter direkt vor unseren Augen gesprungen


Noch ist der Weg gut, aber bis zum Klingking Strand ist es noch weit


Endlich angekommen am Klingking Beach


Sonnenaufgang am Thousand Island Viewpoint


Hier am Diamond Beach könnten wir ewig bleiben


Etwas ganz Besonderes auf Nusa Penida waren allerdings die Menschen, die wir dort kennenlernten. Zum einen meinen wir damit unsere Gastgeberin, die wirklich alles tat, um uns einen schönen Aufenthalt zu ermöglichen. Nusa Penida steckt noch in den Kinderschuhen was Tourismus angeht und verfügt über wahnsinnig schlechte Straßenverhältnisse und keine öffentlichen Transportmittel. Daher mussten wir für jede Aktivität einen Fahrer engagieren oder mit unserer Gastgeberin zusammen auf einem Roller fahren, was sie nur zu gerne für uns auf sich nahm. Ziemlich abenteuerlich, aber die Menschen hier wissen, was sie tun. Sonst sind wir immer selbst Roller gefahren, aber bei 1 Meter tiefen „Schlaglöchern“ und Schotterstraßen haben wir das dann doch lieber erfahreneren Fahrern überlassen. Zum anderen lernten wir direkt am ersten Abend die Besitzerin eines kleinen „Warungs“ (so heißen hier Restaurants) kennen, die außergewöhnlich gut Englisch sprach und uns gleich sympathisch war. Mit ihr und ihrem Mann gingen wir auf Tagestour zu Stränden, Klippen und Tempeln, und lernten einiges über die hiesige Kultur. Z.B. dass der Großteil der Balinesen an Magie glaubt und dass Nusa Penida in den Augen ihrer Einwohner heilende Kräfte hat und eine Art magischer Ort ist. Das mit der Magie konnten wir gut nachvollziehen, denn sowohl die Natur, als auch die Menschen hier haben uns verzaubert. 

Hausbau auf Nusa Penida ist noch sehr traditionell


Was für eine tolle Begegnung!


Das nächste, wofür Bali berühmt ist, sind die hinduistischen Tempel. Bali ist die einzige überwiegend hinduistische Insel Indonesiens und daher haben die Hindus hier ein großes Interesse daran, ihre Religion intensiv zu zeigen und auszuleben. Dennoch kommt einem die Religion überhaupt nicht aufdringlich vor, denn der Hinduismus, zumindest wie wir ihn auf Bali erleben durften, geht sehr friedlich und ruhig von statten. Viele Familien haben eigene kleine Tempel am Haus, die sehr dekorativ geschmückt sind und in denen sie ihren Ritualen im Privaten nachgehen. Ein öffentlicheres Ritual sind z.B. Opfergaben für den Seelenfrieden der Verstorben, die täglich ganz in Ruhe vor Haustüren oder Tempeln platziert werden. Diese Opfergaben sind meistens eine Mischung aus Blumen, Räucherstäbchen und kleinen Knabbereien in einem geflochtenen Körbchen, die überwiegend von den hübsch zurecht gemachten Frauen des Hauses dargebracht werden. Uns waren diese Rituale sehr sympathisch und wir haben sie gerne miterlebt, vor allem weil sie so besinnlich wirkten. 

Haustempel einer unserer Unterkünfte


Ritual um die Ahnen zu ehren und zu schützen


Große, öffentliche Tempelanlagen auf Bali haben wir leider nicht bei traditionellen Ritualen erlebt, aber dennoch waren sie einen Besuch wert. Übergreifend kann man wohl sagen, dass Hindutempel hier auf den ersten Blick nicht besonders prunkvoll gestaltet sind, denn meist bestehen sie nur aus schwarz-grauem Gestein und vielen Toren und Skulpturen. Sie werden allerdings möglichst an Wasser gebaut und mit Blumen verziert, denn man geht davon aus, dass sich die Götter am liebsten in solch einer Umgebung aufhalten. Außerdem gibt es keine „Innenräume“, da alles nach einem offenen Konzept gebaut wird, um so mit den Göttern in Kontakt treten zu können (bei dem warmen, sonnigen Wetter hier meistens auch kein Problem). Erkundet man jedoch verschiedene Tempelanlagen, so findet man in jeder eine Besonderheit oder Eigenheit, die sie von den anderen unterscheidet und die sie auf ihre eigene Weise interessant macht. So waren wir bei einem der wichtigsten Tempel, dem Uluwatu Tempel, der entlang einer riesigen Klippe gebaut wurde und so insbesondere bei Sonnenuntergang verzaubert. 

Uluwatu Tempel an seiner Klippe bei Sonnenuntergang


Außerdem haben wir einen Tempel in einer Tropfsteinhöhle besucht, in dem wahrscheinlich 45°C und 100% Luftfeuchtigkeit herrschten und von dessen Gewölben überall Glöckchen erklangen. 

Der Goa Giri Putri Tempel wurde in eine riesige Höhle gebaut


Trotz unerträglicher Temperaturen pilgern viele zum Gebet hierher


Ein weiterer, für uns unvergesslicher Tempel, war der Pura Gunung Kawi, der in eine Schlucht gebaut wurde und dessen Schreine zum Großteil in die Felswände gemeißelt wurden. 

Unser liebster Tempel: Gunung Kawi


In manchen Tempeln bekamen wir die Chance traditionelle Tanztheater zu erleben, wie z.B. den Kecak Tanz, bei dem die begleitende Musik Acapella von ca. 50 Männern über 2 Stunden lang gestaltet wird. So könnten wir natürlich ewig weiter machen, denn Tempel haben wir jede Menge gesehen, aber Bilder sprechen wahrscheinlich für sich. 

Eine heilige Quelle für Hindus


Mit Rock sieht er doch schon viel sympathischer aus


Affen leben oft in den Wäldern vor Tempeln, um vor bösen Geistern zu schützen


Kecak Tanz, ein hautnahes Erlebnis


Besonders die Mimik und die Hände sind wichtig beim Tanz


Aufwendig gestaltete Masken sind Tradition


Um die Kultur etwas besser verstehen zu können, haben wir in Ubud einen Kochkurs bei einer sehr traditionellen Familie besucht. Balinesisches Essen ist nicht ohne Grund weltweit berühmt, denn abgesehen davon, dass es immer frisch gekocht wird, schmeckt es einfach fantastisch. Vor allem für Vegetarier findet sich immer etwas, denn unter den Hindus verzichten viele auf Fleisch. Insgesamt wird sehr viel mit Reis, Soyaprodukten, Erdnüssen, Gemüse, Knoblauch, Chilli, Ingwer und Limette gekocht (bei Knoblauch und Chilli mussten wir ziemlich leiden, aber wir wollen eben alles probieren). Unser aller liebstes Gericht ist „Gado Gado“, frisch gekochtes Gemüse mit Erdnusssoße und Reis. Aber beim Kochkurs lernten wir nicht nur zusammen mit einigen Anderen, wie man 7 traditionelle Gerichte kocht, sondern erfuhren auch sehr viel über das Leben als Hindu auf Bali. Traditionell lebt eine Familie in einem Komplex aus Gebäuden zusammen. Jedes Gebäude hat einen eigenen Zweck, z.B. ein Haus als Küche, ein Haus als Schlafraum, ein Haus als Tempel, ein Haus als Empfangsraum für Gäste, denn Gastfreundschaft steht an erster Stelle, usw. Da es keine Altersvorsorge gibt, bleibt mindestens ein Sohn sein Leben lang zu Hause bei seinen Eltern und lebt mit seiner eigenen Frau und seinen Kindern dort, um sich um die Eltern und den Haushalt zu kümmern. Hat eine Familie mehr als einen Sohn und alle wollen zu Hause bleiben, kann das schon mal ganz schön eng werden. Schwierig wird es, wenn ein Ehepaar keinen Sohn oder gar keine Kinder hat. Dann adoptieren sie einen Sohn, meistens ihren Neffen oder anderen nahe Verwandten, und leben mit diesem zusammen. Lässt sich ein Ehepaar scheiden, so bleiben die gemeinsamen Kinder immer beim Vater, denn es wird angenommen, dass nur dieser in traditionellen Verhältnissen bei seinen Eltern lebt und so für eine traditionelle Erziehung sorgen kann. Das und noch vieles mehr haben wir über Traditionen in Bali gelernt und waren uns am Ende alle einig, dass wir froh sind, nicht so leben zu müssen. Das Essen bzw. die Rezepte hierfür nehmen wir allerdings gerne mit nach Hause! 

Marktbesuch vor dem Kochkurs: Ein furchtbarer Geruch aber sympathische Verkäufer


Kochen im Team


Jan macht "Yellow Saus", Grundrezept für alle Gerichte


Unser Resultat: So lecker!


Da wir schon viel über Essen gelernt und noch viel mehr ausprobiert hatten (nicht alles verträgt so ein europäischer Magen, vor allem nicht so viele böse Chillis) , wollten wir gerne Reisterrassen sehen, denn wie schon erwähnt ist Reis hier absolutes Grundnahrungsmittel. Wir waren selbst ziemlich erstaunt, wie wenig wir eigentlich über Reisanbau wissen, denn wer denkt schon genauer darüber nach, wo diese weißen Körner in Plastiktüten eigentlich herkommen. Reis wird traditionell auf Terrassen an Hängen angebaut. Grund hierfür ist, dass Reis in ca. 30cm tiefem Wasser wächst und das Wasser über die Terrassen von einem Becken ins nächste geleitet wird. Zu Beginn wird ein Reisfeld also geflutet. Dann werden kleine Reissetzlinge eingepflanzt und dauerhaft bewässert. Ist der Reis bereit für die Ernte, wird das Wasser abgelassen, um die Ernte zu erleichtern und das Feld für die nächsten Pflanzen zu präparieren. Nach jeder Ernte werden die Stängel des Reises abgeschnitten, auf dem Feld verbrannt (was man übrigens kilometerweit riecht) und als natürlicher Dünger umgegraben. Weißer Reis kann 3 mal im Jahr geerntet und neu gepflanzt werden und bei jeder Ernte erbringt 1qm Reisfeld 1,5kg Reis. Die meisten Großbauern haben kein Geld für motorisierte Geräte oder Erntehelfer, daher geschieht fast alles in Handarbeit von den wenigen Familienmitgliedern. Eine unglaublich mühselige Arbeit und nicht rückenschonend. 

Für uns waren die Reisterrassen von Jatiluwih besonders beeindruckend, denn es ist ein riesiges Areal mit traditionellem Anbau und einem uralten Bewässerungssystem und nicht ohne Grund UNESCO Weltkulturerbe. Außerdem war gerade Erntezeit, was die Felder vielleicht nicht ganz so ansehnlich machte, allerdings viel interessanter, da einige Arbeiter vor Ort waren. 

Nur ein kleiner Teil der Jatiluwih Reisterrassen


Feldarbeit ist hier noch richtig hart


Tegalalang Reisterrassen


Aber das aller aller beste an Reisterrassen ist die Stille! Da es kaum bis keine Straßen in den Hängen gibt und die meisten Felder sehr weitläufig sind, ist man häufig alleine und ungestört, was wirklich eine Seltenheit auf Bali ist. Vor allem keine Motorengeräusche von viel zu alten und viel zu lauten Motorrollern zu hören war eine Wohltat. Ein angenehmer Nebeneffekt ist dann auch noch, dass es nicht nach Abgasen riecht und man zur Abwechslung mal tief einatmen kann. Daher entschlossen wir uns auch 2 wunderschöne und erholsame Nächte in einem Homestay mitten in riesigen Reisterrassen zu verbringen. Hier sahen wir Abends Glühwürmchen durchs Feld fliegen, morgens alte Damen ganz in Ruhe Reis pflücken und wurden von einem der schönsten Sonnenaufgänge jemals geweckt. Besser hätte man den Aufenthalt auf Bali sicher nicht ausklingen lassen können. 

Fast meditativ wirkt das behutsame Pflücken eines jeden Reishalms


Sonnenaufgang über unseren ganz privaten Reisfeldern


Damit schneidet Bali in Punkto Erholung und Kultur super ab, aber das beste auf Bali sind die Einwohner selbst! 

Safety first auf Bali - Ohne Rollerfahren ging hier garnichts


Song of Bali: A Summer Song - Conner Youngblood

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