Leart USA 2022
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Tag 6: Entlang des Highway 1

Veröffentlicht: 08.07.2022

Es geht endlich voran: Heute konnte ich bis 5 Uhr schlafen. 5 Uhr! Wenn es in dem Tempo weitergeht, hat sich mein Schlafrhythmus normalisiert, sobald ich meinen Rückflug nach Deutschland antrete, nur um dann wieder durch den nächsten Jetlag auf 0 zurückgesetzt zu werden. Ich freu mich schon. 

Aber so hatte ich genug Zeit um die Operation Filterkaffee in Angriff zu nehmen. Wenn man schonmal eine eigene Kaffeemaschine im Zimmer hat, muss man das natürlich auch ausnutzen. Kaffeepulver ist da, Maschine ist da, Wasser auch, nur einen Filter suchte ich vergebens. Soll etwas dieses viel zu große Taschentuch aus ganz komischen Material, das nicht mal ansatzweise dem Filtermaterial, welches ich aus Deutschland kenne, ähnelt, ein Filter sein? Niemals wird das funktionieren, aber die Kaffeesucht hat dann doch gesiegt. Ich stülpte also dieses Tuch irgendwie in die kleine Maschine, sodass auf jeder Seite 10 cm überstanden, drückte den Startknopf und hoffte, nicht ein neues, sofort tödliches, Element erschaffen zu haben. Aber es hat tatsächlich funktioniert. Noch nie war ich so stolz einen Kaffee gekocht zu haben. Ich darf mich jetzt wohl offiziell Barista nennen. 

Voller Stolz checkte ich aus dem Hotel aus und machte mich auf die heutige Etappe über 390 km von Monterey nach Santa Barbara.

Das Highlight des heutigen Tages ist dabei der Highway 1. Der Highway 1 verläuft entlang der Pazifikküste einmal durch ganz Kalifornien. Der wohl schönste Abschnitt dieser Strecke liegt zwischen den Städten Carmel und San Simeon und wird Big Sur genannt. Diese knapp 180 Kilometer sind geprägt von riesigen Steilküsten, vielen kleinen Buchten und wunderschönen Stränden. Mittendrin in diesem Wunder der Natur schlängelt sich der einspurige Highway 1. Ganz abseits der Natur macht es darüber hinaus durch die vielen Kurven und Höhenänderungen unglaublich Spaß diese Strecke zu fahren, insbesondere mit einem Automatik-Auto. Da die Straße zu großen Teilen sehr abseits von der Zivilisation liegt, gibt es quasi keinen Internetempfang. Aber da ich das (wie ihr wisst gut vorbereitet) bereits vorher wusste, habe ich schon in Deutschland über 5 GB meines Handyspeichers in Offline-Karten von Google Maps investiert. Damit sollte die Navigation während dieser ganzen Reise sichergestellt sein. 

Start des Big Sur

Mein erster Halt auf der Strecke kam bereits nach 25 km. Dort erwartete mich die im Jahr 1932 erbaute Bixby Creek Bridge. Diese ist vielleicht das bekannteste Fotomotiv auf der Strecke.

Bixby Creek Bridge

Wie bereits beim 17 Mile Drive gestern gibt es sehr regelmäßig Parkbuchten am Rand der Straße und nach gefühlt 1000 Fotopausen auf den ersten 50 Kilometern musste ich mich zwingen mal etwas länger am Stück zu fahren. War nur so halb erfolgreich, es ist einfach alles zu schön. 

Mein Blick während der ganzen Strecke

Einen etwas längeren Stopp legte ich bei den McWay Falls ein. Eine Miniwanderung führte dabei zu einem wunderschönen Aussichtspunkt auf eine niedliche Bucht mit einem noch niedlicheren Wasserfall. 

Waghalsige Wanderung
McWay Falls. Der Wasserfall versteckt sich im Schatten.

Dann endete der Big Sur und die Landschaft flachte deutlich ab. Aber der nächste Strand folgte schon bald und dieser hatte was besonderes zu bieten: Mehr als 50 Seekühe sonnten sich im Sand. Die Geräusch- und vor allem Geruchskulisse möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.

Seekühe, stinkend
Seekühe, mehr stinkend, da näher dran

Die verbleibenden 200 Kilometer wurden immer mehr von den typisch kalifornischen grünbraunen Hügellandschaften geprägt. Auch die Temperatur stieg deutlich an. Aber daran muss ich mich gewöhnen, denn ab jetzt beginnt der heiße Abschnitt dieser Reise. 

An dieser Stelle möchte ich den Bericht kurz unterbrechen, um eine neue wiederkehrende Rubrik vorzustellen:

Autofahren in den USA. Dabei möchte ich hier bestehende Besonderheiten des Autofahrens vorstellen, die auf vorheriger Recherche, Tipps von erfahrenden USA-Reisenden und natürlich auch jetzt schon gesammelten Erfahrungen basieren.

Thema heute: 4-Way-Stops.

Es gibt nicht wenige Kreuzungen, an denen statt einer Ampel in jeder Richtung ein Stoppschild mit dem Zusatz 4-Way steht. Der deutsche Autofahrer würde nach kurzer Verwirrung wahrscheinlich intuitiv die rechts vor links Regel anwenden. Das ist natürlich falsch, wäre ja zu einfach. Stattdessen gilt das Prinzip: Wer zuerst kommt, fährt zuerst. Was so klingt wie ein Münzwurf zwischen Erfolg und tragischer Unfall, klappt in der Praxis tatsächlich ziemlich gut. Falls mal Unklarheit herrscht, hilft man sich mit Handzeichen weiter, kaum ein Amerikaner wird auf Teufel komm raus auf seine Vorfahrt bestehen.

Das war Autofahren in den USA für heute. Stellt auch an dieser Stelle coole Outro-Musik vor.


Schließlich erreichte ich Santa Barbara und checkte in mein heutiges Motel ein. Das Zimmer machte auf den ersten Blick einen guten Eindruck, es ist bisher sicher das schönste. Doch die große Enttäuschung folgte sofort: Kein Bügelbrett und Bügeleisen und keine Kaffeemaschine für chemische Experimente. Dazu das schlechteste WLAN bisher. Meine Laune sank sofort in den Keller und nur 20 Chicken McNuggets konnten sie wieder verbessern.

Motel 6 Santa Barbara

Zum Abschluss des Tages ging es erneut zum Tanken, da ich, übervorsichtig wie ich bin, nicht riskieren kann, dass mein Tank weniger als 50% gefüllt ist. Nachdem die überanspruchsvolle Tanksäule erneut meine minderwertige deutsche Kreditkarte verweigert hat, musste ich wieder den Umweg über den Tankwart nehmen. 

Das wars für heute. Morgen geht es dann endlich nach LA.


Leart



Antworten (1)

Jens
Traumhaft! In meiner Phantasie bin ich bei dir😉

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