Veröffentlicht: 05.03.2019
Nach unserer Ankunft in Picton auf der Südinsel geht es noch am selben Nachmittag ins zwei Autostunden entfernte Kaikoura. Dort wollen wir am nächsten Morgen eine Whale Watching Tour machen und Pottwale beobachten. Die Tour verspricht eine 95%ige Erfolgsrate und für den Fall, dass kein Wal gesichtet wird, gibt es eine Geldrückerstattung. Das klingt doch schonmal vielversprechend! Ansonsten hat Kaikoura nicht viel zu bieten, ein typischer Ort eben, der vom Walfang lebte. Es scheint so, als wäre die Haupteinnahmequelle heutzutage immer noch der Walfang, aber im Guten Sinne. Denn Kaikoura lebt vom Tourismus, der durch das Whale Watching und das Schwimmen mit Delfinen entstanden ist.
Da wir die frühestmögliche Tour gebucht haben, finden wir uns schon um kurz vor 7 Uhr am Besucherzentrum ein und können noch den herrlichen Sonnenaufgang beobachten. Heute herrscht bestes Wetter und wie wir später noch erfahren, ist es ein sehr ruhiger Tag auf See.
Nach einer kurzen Einführung und den obligatorischen Sicherheitseinweisungen geht es dann endlich los! Zunächst fahren wir ca. 10 Minuten lang vom Festland weg aufs offene Meer. Dort hält unsere Kapitänin ein Echolot ins Wasser, um die Pottwale ausfindig zu machen. Da Pottwale sich mit Hilfe von Echoortung (wie bei Fledermäusen) orientieren, lassen sie sich mit Hilfe des Echolots aufspüren bzw. dieses gibt einen Aufschluss darüber in welcher Richtung sich ein Tier befindet.
Im Anschluss ist unsere Mithilfe gefragt. Alle Passagiere befinden sich mittlerweile an Deck und halten Ausschau nach den typischen 45°-Fontänen der Wale, welche ein bis zwei Kilometer weit sichtbar sind. Schon nach wenigen Minuten ruft unsere Walspotterin Nicky "Whale up" und wir fahren mit Vollgas in die Richtung, in welcher eine kleine, weiße Fontäne gesichtet wurde.
Und tatsächlich schwimmt dort ein Wal an der Oberfläche und atmet regelmäßig durch sein Blasloch ein und aus. Es ist ein ziemlich beeindruckender Anblick, selbst wenn nur gut ein Drittel des Wales sichtbar ist und es sich hierbei um ein junges Männchen handelt. Diese kommen in jugendlichem Alter von etwa 10 Jahren an die Küste von Neuseeland, um sich groß und fett zu fressen, da sich männliche Wale erst paaren (dürfen), wenn sie vollständig ausgewachsen sind. Ausgewachsen sind diese Tiere 15-20m lang und erreichen ein Gewicht von 40-60 Tonnen und ein Alter von 70 Jahren!
Die Küsten von Kaikoura bieten den noch jungen männlichen Tieren die besten Voraussetzungen, um ihr Kampfgewicht zu erreichen, dank einer geologischen Seltenheit auch so dicht an der Küste. Denn hier fällt der Meeresboden sehr schnell sehr tief ab. Schon gut 500m vom Festland entfernt ist es hier über einen Kilometer tief, Kaikoura liegt direkt an einem Unterwassercanyon. In den bis zu 1.600m tiefen Gewässern finden die jungen Pottwale jede Menge Tintenfisch, Lippfisch, Thunfisch, schwarzen Hai und Königsfisch, um zu wachsen. Der Pottwal ist übrigens der viertgrößte Wal auf der Erde und der größte der sogenannten Zahnwale (die andere Unterart der Wale sind die Bartenwale, die mit ihren Hornplatten im Kiefer Krill und andere Nahrung aus dem Wasser herausfiltern). Ein einzelner Zahn kann bis zu 20cm groß und ein Kilogramm schwer werden. Die Zähne benötigt der Wal für den Fischfang. Dafür schnappt der Kiefer ähnlich zu wie bei einem Krokodil. Von unserem Guide erfahren wir, dass Pottwale aufgrund ihrer Nahrung (Tintenfisch) teils ziemlich große Narben auf dem Körper haben, da die Tintenfische sich nicht kampflos ergeben und sich in den Walen festkrallen.
All das erfahren wir, während wir den jungen Teenie beobachten. Kurz bevor der Wal wieder abtaucht gibt uns unser Guide Jack Bescheid und wir können uns bereit machen die klassische große Walflosse zu fotografieren.
Die Walflosse hinterlässt beim Abtauchen eine große Wasserverwirbelung. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da der Pottwal den stärksten Muskel aller Tiere auf der Erde besitzt. Mit einem Schlag der Schwanzflosse wird die Kraft von 500PS freigesetzt! Ja richtig gelesen: fünfhundert! Daher bleibt die Wasserverwirbelung selbst bei schwerem Seegang noch lange auf der Wasseroberfläche sichtbar.
Von einem der Delfintourboote erfahren wir über Funk, dass sie eine weitere Walfontäne, diesmal wahrscheinlich von einem kleineren Wal gesichtet haben, und brechen in die durchgegebene Richtung auf. Leider haben wir diesmal kein Glück. Die besagte Fontäne stammte wahrscheinlich von einem Bartenwal. Diese Wale lassen sich schwerer ausfindig machen, da sie nicht über Echolot ortbar sind und oftmals nur kurz an der Wasseroberfläche verweilen um Luft zu holen. Dadurch sinken die Chancen, einen solchen Bartenwal, wie der Blauwal zum Beispiel einer ist, zu finden. Pottwale dagegen verweilen fünf bis fünfzehn Minuten an der Wasseroberfläche und können über das Echolot geortet werden. Damit lässt sich auch die 95%ige Erfolgsrate der Whale Watch Company erklären. Wenn die Wale nicht gerade an der Oberfläche verweilen, tauchen sie 40-60min. lang in Tiefen von über 1.000m. Der Pottwal kann sogar bis zu zwei Stunden lang unter Wasser bleiben und in Tiefen von bis zu 3.000m tief tauchen! Er gehört damit zu den am tiefsten tauchenden Säugetieren der Erde.
Auch wenn wir auf der Tour keine weiteren Wale mehr sehen, haben wir das Glück, dass wir auf eine Gruppe von Schwarzdelfinen stoßen, die freudig unser Boot ein Stück begleiten.
Wir sind auf jeden Fall begeistert von der heutigen Tour. Sie hat sich definitiv gelohnt! Zudem wird durch die Tour die Walerhaltung bzw. die Erhaltung des Walreviers in Kaikoura unterstützt. Desweiteren fanden wir es gut, dass am Ende der Tour daraufhingewiesen wurde, dass jeder Einzelne den Plastikverbrauch reduzieren sollte. Der Wal ist zwar das größte Säugetier der Welt, allerdings ernähren sich viele Wale, gerade die Bartenwale, von Krill und benötigen daher keine großen Speiseröhren. Und so kann ein solch großes Tier tatsächlich schon an einer 1L Plastikflasche ersticken. Leider landet Jahr für Jahr viel zu viel Plastik in den Ozeanen! Besonders in Südamerika haben wir das täglich vor Augen geführt bekommen. Bei uns hat das Leitungswasser eine so hohe Qualität, dass zumindest diese Plastikflaschen eingespart werden können und durch Glasflaschen oder andere langlebige Flaschen eingespart werden könnten. In Neuseeland auch, daher fühlen wir uns mit unseren Mehrwegflaschen doch gleich etwas besser.
Da der Tag noch jung ist, fahren wir nun nach Blenheim und Renwick, zwei Städtchen in der Weinregion Malborough. Auf dem Weg dorthin fahren wir an einer felsigen Küste vorbei auf der sich diverse Seelöwen mit ihren Jungen tummeln und faul in der Sonnen liegen.
Mittlerweile ist es schon halb zwei und wir bekommen langsam Hunger. Am Weingut Highfield, welches wie ein kleines Schlösschen in der Toscana über seinen Weinfeldern thront, angekommen essen wir eine Kleinigkeit zu mittag, probieren selbstverständlich den Wein des Hauses und kaufen zwei Flaschen Wein für unsere weitere Reise ein.
Im Anschluss machen wir noch eine zweite Weinprobe. Am besten schmeckt uns der Riesling, der hier von experimentierfreudigen jungen Winzern angebaut wird (etwas Heimweh an die Mosel kommt hier schon auf). Savignon Blanc und Chardonnay riechen beide sehr gut, sind für unseren Geschmack allerdings zu sauer - wirklich verkehrte Welt in diesem Neuseeland. Auf dem Weg zu unserem Campingplatz für die Nacht fahren wir an einer Chocolatery vorbei. Wir können nicht wiederstehen und kaufen ein paar Pralinen zum probieren ein!
Am nächsten Tag wollen wir unsere lange Fahrt zum Abel Tasman Nationalpark ein bisschen auflockern und einen Spaziergang am idyllischen Lake Rotoiti machen. Dort angekommen stellen wir schnell fest, dass an dem Tag ein Speedboot-Rennen auf dem See stattfindet - nicht zu übersehen am völlig überfüllten Parkplatz. Mit dem Höllenlärm (hört sich an als würde man direkt neben einem startenden Airbus A380 stehen), den die Speedboote verursachen, schwindet die Idylle sehr schnell. Für ein ruhiges Foto finden wir dann aber doch noch ein Plätzchen.
Der Weg am See entlang war trotz des Krachs (oder gerade deshalb) ganz nett und auch die Bewegung tat gut, da wir den restlichen Tag im Auto verbracht haben. Morgen geht es dann ab in den Abel Tasman Nationalpark, wo wir an den goldfarbenen Stränden entlangwandern wollen.