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Christchurch

Veröffentlicht: 01.04.2019

Die letzten zwei Tage verbringen wir in der mit rund 390.000 Einwohnern größten Stadt der Südinsel Neuseelands. Hier müssen wir uns von unserem treuen Gefährt(-en) Klaus-Gunther trennen und den Flieger nach Hanoi über Kuala Lumpur nehmen. Viel Zeit haben wir gar nicht, um uns die Stadt anzuschauen. Den ersten Tag in Christchurch, übrigens benannt nach der Christ Church im Oxford College, verbringen wir beinah ganz damit, einen Paketdienst zu suchen, ein dickes und schweresPaket zu packen und dieses nach Deutschland zu senden. In Asien werden wir nämlich weder unser Zelt noch unsere Schlafsäcke und Isomatten brauchen und sind froh von nun an mit deutlich weniger Gepäck weiterreisen zu können. Am Nachmittag gehen wir noch einen Kaffee trinken und bringen den Blog im Knast noch einmal auf Vordermann. Ja richtig gelesen "im Knast", denn wir verbringen unsere Nächte in Christchurch in einem zum Hostel umgebauten Gefängnis. Eine ziemlich coole Idee und clevere Neuverwendung für das alte Gebäude mit den schwedischen Gardinen, finden wir zumindest.


Der "Aufenthaltsraum" unseres Hostels

So sahen die "Zimmer" hier früher aus, mittlerweile ist die Innenausstattung etwas gemütlicher und der Riegel auf der anderen Seite der schweren Metalltür

Am zweiten Tag bringen wir unseren liebgewonnenen Klaus-Gunther zurück zur Autovermietung. Alles klappt reibungslos. Gefühlt wird das Auto nicht mal richtig betrachtet. Fast ein bisschen traurig, den gut gepflegten und gehegten Klaus-Gunther so gering wertgeschätzt zurücklassen zu müssen brechen wir auf, um uns endlich die Stadt anzuschauen. Unsere erste Anlaufsstelle ist die Touristeninformartion, um eine Karte für einen Stadtrundgang zu besorgen. Schon auf dem Weg dorthin kommen wir an der ChristChurch Cathedral vorbei. Hier sind noch immer die Folgen der insgesamt drei schweren Erdbeben  in den Jahren 2010 und 2011 zu sehen.

ChristChurch Cathedral

Die ChristChurch Cathedral wurde zwischen 1864 und 1904 erbaut. In den Folgejahren wurde das Gebäude immer wieder durch kleinere und größere beschädigt. In dem zweiten der dicht aufeinander folgenden großen Erdbeben im Februar 2011 brach die Kirche jeddoch beinah vollständig zusammen und büßte ihren Turm ein. Heute verhindert ein dicker Bauzaun den Zugang zur ChristChurch Cathedral und sie wartet noch auf den Wiederaufbau. Da beinah die ganze Stadt im Zuge der letzten Beben zerstört wurde, immerhin stürzten bis zum einstweiligen Ende der Erdbebenserie Ende 2013 bis zu 1500 Gebäude ein oder wurden schwer beschädigt, ist das Stadtbild von Christchurch auch 6 Jahre später noh stark durch diese Zerstörung geprägt. Zum einen stehen noch vereinzelt abgestütze Mauern in der Gegend rum und im Kontrast dazu sind viele der Gebäude und Häuser Neubauten und sehen sehr modern aus. Auf uns wirkt Christchurch wie eine sehr junge, hippe Stadt, was sie auch zweifelsohne ist. Viele bunte Bilder säumen Gebäude und Mauern, was zu einem sehr farbenfrohen Stadtbild beiträgt und uns sehr gut gefällt. Die (noch) freien Flächen werden von Skatern und Künstlern genutzt und viele kleine, hippe Bars, Cafés und Restaurants haben sich wieder im Zentrum nieder gelassen.

Durch Container abgestützte Mauern sieht man häufiger in Christchurch Farbenfrohe Bilder schmücken viele Wände


Zum Mittagessen kehren wir in den Burgerladen Bacon Brothers ein. Bei dem Namen kann man ja eigentlich nichts falsch machen! Spätestens nachdem Markus noch ein Bartrabatt von einem Dollar gewährt wird ist es amtlich: wir haben es hier mit einem erstklassigen und stilvollem Etablisment für schnelles Essen zu tun und sind hier goldrichtig! Die Spezialität des Hauses sind Burger, welche anstelle eines Rinderfleischpattys ein Baconpatty verwenden. Das muss selbstverständlich probiert werden, ist ja schließlich die Spezialität des Hauses! Die dazu gereichten Pommes sind mit die besten, die wir jemals gegessen haben (jetzt übertreibt Markus vielleicht, aber sie sind wirklich sehr gut)! Perfekter Bräunungsgrad, knackig und ein leckeres Gewürzsalz. Zu Markus Burger gibt es noch ein gratis High-Five! Wir können diesen Laden also nur wärmstens weiterempfehlen, falls es euch mal nach Christchurch verschlägt.

Nach dem Mittagessen beenden wir unseren Stadtrundgang und kommen noch an dem Canterbury Earthquake National Memorial für dem Erdbeben zum Opfer gefallenen Menschen vorbei. Noch immer liegen Fotos, Kuscheltiere und Blumen davor. Hier wird uns die ganze Trauer und Ausmaß der Zerstörung der Stadt richtig bewusst. Denn die Wunden sind noch tief und auch wenn das Stadtbild sich langsam wieder erholt ist nicht alles zurück zu bringen.

Christchurch Canterbury Earthquake National Memorial Wall Straßenbahn von Christchurch - nur noch für Touristen aktiv Markus auf Abwegen

Nach unserer Citytour geht es für uns zurück ins Hostel, Abendessen kochen und unsere restlichen Lebensmittel unter die Leute bringen. Danach werden die letzten Habseligkeiten zusammengesucht, denn wir müssen heute Nacht früh um drei Uhr aufstehen, da unser Flug um 6 Uhr morgens Richtung Melbourne geht. Dort haben wir dann 15h Aufenthalt, bevor es dann weiter geht nach Kuala Lumpur.

Alles in allem hat uns Christchurch sehr gut gefallen, auch wenn noch vieles im Aufbau steckt und manche Überreste der Erdbeben noch nicht weggeräumt sind. Das Problem hierbei ist, dass Christchurch auf einem trockengelegten küstennahen Schwemmgebiet errichtet wurde. Durch die schweren Erdbeben wurde der Boden, welcher aus Sand und maritimen Sedimenten besteht, wieder mit Wasser angereichert. Durch die dadurch enstandene Bodenverflüssigung wird die Standfestigkeit der Häuser gefährdet, weshalb noch bei vielen Gebäuden unklar ist, in welcher Form bzw. ob diese jemals wiederaufgebaut werden. Noch prägen also viele Baustellen das Bild, aber auch neue und moderne Gebäude und Wohnhäuser sind schon entstanden. Wir fragen uns, wie die Stadt wohl in 20 Jahren aussieht, immerhin kann jetzt zumindest architektonisch noch vieles passieren. Vielleicht kommen wir ja einmal wieder.

Wir hätten uns durchaus vorstellen können hier noch ein oder zwei Tage länger zu bleiben. Im Nachhinein ist es allerdings auch ganz gut, dass wir nicht länger geblieben sind. Noch während wir in Melbourne auf unseren Anschluss warten erreicht uns die Nachricht, dass ein Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch ausgeübt wurde. Wir sind ziemlich schockiert. Wir haben Neuseeland als ein sehr liberales und weltoffenes Land kennen gelernt, multikulturell und bunt. Wir haben liebenswerte und sehr freundliche Menschen getroffen. Und wir finden es großartig, wie das Land auf diese grausame Tat reagiert hat.





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