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# Tag 33 Abfahrt in Richtung "La Bollen"

Veröffentlicht: 23.05.2023

Samstag morgen, wir wollen die Heimreise antreten. Mittlerweile sind wir ja auch nicht mehr in der Bretagne und können somit festhalten, dass unsere Runde aus dem letzten Jahr geschlossen ist. Die gesamte Küstenlinie rund um Süd-West Europa ist nun mit der Bretagne, Normandie, Ärmelkanalküste, Niederlande und Nordseeküste geschlossen.

Bevor es aber losgeht, ist noch etwas zu erledigen.

Auf dem Camping wird eine Austern - Degustation ab 11 Uhr angeboten. Das hatte ich die Tage zuvor schon gelesen und wie es der Zufall so will, sind wir pünktlich um 11 Uhr abfahrbereit. 

Was gibt es noch zu zögern

Und der Austernstand ist schon aufgebaut. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich will mich ins Abenteuer stürzen und die frischen Austern versuchen. Zum Preis von 5,- € für 3 Austern incl. einem Glas Muscadet ist es ein echtes Angebot. Der Fischer öffnet mit seinem Austernmesser die Schale, indem er den starken Muskel der Auster durchtrennt und legt mir 3 Schalen auf den Teller.

Skeptisch?

Unsicher öffne ich die Schale und schiele erstmal an die Nachbartische. In der Schale schwabbelt das Austernfleisch und ich kratze es mit einer kleinen Gabel zusammen. Nun noch ordentlich Zitrone drauf und rein damit. Schlucken oder zubeißen - ich beginne zu kauen und bin überrascht. Das Fleisch ist mild und fest, ich muss auch nicht würgen. Aber trotzdem - ein kleiner Schluck Muscadet runden das Erlebnis ab. Die 2. und 3. Austern schlürfe ich schon mit Genuss und bin fast geneigt, einen Nachschlag zu holen.

Simone bleibt hart und nimmt nur ein kleines Glas Muscadet - ohne Austern. 

Ich muss gestehen, dass ich auf den Geschmack gekommen bin. Gegenüber dem Bistro - Betreiber gestehe ich: C´est la première fois et     c´était mieux, que ce que je pensais (es ist das erste Mal und besser als ich dachte).

Stolz und beschwingt fahren wir los und füttern unser Navi mit der Heimatadresse, ohne das wir Mautstraßen benutzen wollen.

Und dann beginnt das Drama mit der Routenführung. Wir sind schon öfters vom Navi auf Strecken geschickt worden, die wir im Leben nicht gefahren wären. Die Geräte haben es nun mal an sich, die kürzeste Strecke auszusuchen, auch wenn man schließlich nur 500 Meter spart. Der Preis dafür ist aber hoch und kostet Zeit. Anfangs tröstet man sich noch, dass man dadurch ja auch viel Landschaft und abgelegene Gegend erleben kann. Nach 2 Stunden wirkt dieser Trost aber nicht mehr, wenn man in dieser Zeit gerade 80 km weit gekommen ist. Wir ändern die Taktik und ignorieren "Lydia", dafür muss Simone mit dem Handy navigieren. Es erweist sich als hilfreich, größere Städte auf der Strecke im Umkreis von 20 - 30 km zu definieren und dann in einem Mix aus Navi und Straßenschildern zu fahren. Es ist töricht, eine gut ausgebaute Nationalstraße zu verlassen, bloß weil das Navi mal wieder 500 m Abkürzung errechnet hat.

Nach 400 km und 7 Stunden haben wir uns einen Stellplatz am Ufer der Seine ausgesucht. Der aire de stationnement La Mailleraye sur Seine bietet Platz für 34 Wohnmobile direkt am Ufer der Seine.

Stellplatz an der Seine

Für nur 7,- € hat man hier einen 1 a Platz am Flussufer und kann große Schiffe an sich vorbei fahren sehen, darunter auch einige Flusskreuzfahrer. Der Platz ist eine Empfehlung für alle, die mal hier in der Gegend sind.

Die Seine fließt hier in großen Schleifen durch den Nationalpark "Les boucles de la Seine" und erinnert ein wenig an die Moselschleifen - fehlt nur die Hanglage und der Weinbau.

Als am nächsten Morgen die Sonne scheint und es warm wird, könnte man durchaus länger hier stehen bleiben und die Gegend erkunden.

Das wird uns dann bei der Weiterfahrt ausgiebig ermöglicht, weil wir uns dummerweise wieder auf das Navi verlassen haben und damit in die entlegensten Ecken der Region geführt werden. Irgendwann sind wir so genervt, dass die Option "Mautstraßen vermeiden" aus dem Navi entfernt wird. Hoffentlich findet sie nun eine Autobahn, die uns voran bringt.

Doch weit gefehlt, in dieser Gegend der Hautes - France gibt es nur Autobahnen von der Küste ins Innenland, aber keine auf unserer Strecke nach Belgien. Ein kurzes Stück A 28 lässt uns aufatmen, aber dann ist es schon wieder vorbei und das verzweifelte Kartenstudium führt zur nüchternen Erkenntnis, das der Weg nach Lille aus vielen Landstraßen, etwas Nationalstraße und jeder Menge Kreiseln besteht. Das erfährt seinen Höhepunkt auf der 4 spurigen Nationalstraße N 47 kurz vor Lille, die alle 800 Meter in einem Kreisel mündete - abbremsen, runterschalten, reinfahren, rausfahren, hochschalten. Und das ganze auf eine Strecke von ca. 10 km mindestens 10 mal. Ich zweifele langsam an der Sinnhaftigkeit der französischen Verkehrsführung und meine Reizschwelle nimmt bedrohliche Werte an. ICH WILL HIER RAUS.

Endlich die Grenze zu Belgien und die Aussicht auf Autobahn. Die A 22 gleich nach der Grenze ist unsere - und die von vielen Auto`s. War der Verkehr in Frankreich noch überschaubar, in Belgien sind die Autobahnen voll. Als wir einen Parkplatz auf einem Autohof für eine kurze Pause ansteuern, kommt der nächste Nackenschlag. Es ist Sonntag und die gesamte LKW Flotte steht auf diesen Autohöfen. Wir finden keinen Platz zum Parken und fahren entnervt weiter. 

Simone sucht schon einen Platz für die Nacht und wird in Holland an der Küste fündig. In Bergen op Zoom hinter Antwerpen klingt der Stellplatz an der Binnenschelde ganz ansprechend - direkt am kleinen Strand, an einer Sportanlage, in der Nähe Altstadt und Entsorgung gibt es auch. Da fahren wir hin.

Die Ernüchterung bei der Ankunft um 19.00 Uhr - der Strand ist dreckig, Sportstätte ist ein Fitnessstudio und ein Hallenbad (geht ja noch) und gegenüber ist ein McDonalds. Und genau da beginnt das Problem. McD ist Anziehungspunkt der Jugend, die hier ihre Hamburger Menü´s kaufen und mit dem Auto an die Wasserkante fahren. Dort stellen sie sich hin wo gerade Platz ist, und wenn das genau neben den Wohnmobilen ist - egal. Musik an, laut sein und den Müll aus dem Fenster  werfen. Dann die Kumpels anrufen, die mit ihren Mopeds kommen und die Straße wird zu Schaumeile. Welche Karre ist am lautesten. 

Unsere Laune ist auf dem Tiefpunkt. Wie lange wird das wohl gehen, wann fahren die nach Hause. Oder müssen wir uns neu orientieren?

Tatsächlich wird es nach 23 Uhr erträglicher und nach Mitternacht ist Ruhe am Strand.

Ernüchertung in Holland

Simone ist so genervt, dass sie in der App "Stellplatz Radar" erstmal eine gepfefferte Bewertung hinterlässt und jedem von diesem Platz abrät. 

Diese Erfahrung bringt auch Erkenntnisse beim Aussuchen von Stellplätzen - meide Innenstadtplätze, die in der Nähe von McDonalds liegen oder sonstigen Treffpunkten liegen. Nehme die Bewertungen ernst, wenn hier von "Laut" und "Auto - Posern" gesprochen wird. Wir lernen ja noch.

Am nächsten Morgen geben wir das Ziel des Tages ein - "La Bollen" am Weserstrand. Muss ich noch erwähnen, dass wir zunächst wieder durch Innenstädte und Abkürzungen geschickt werden? Aber dann klappt unsere Technik mit der Auswahl größerer Städte und dem Mix aus Navi und Schildern ganz gut. 

Der direkte Weg führt aus Holland nach Meppen und dort auf die Landstraße Richtung Cloppenburg. Das ist nochmal die letzte Herausforderung, weil dies offensichtlich auch von den LKW als kürzeste Strecke genutzt wird. Der Brummi - Verkehr ist auf der Landstraße schon gewaltig und bringt die LAIKA beim überholen schon an ihre Grenzen. Jetzt noch auf die A 1 und schwupps sind wir zuhause.

Die letzten beiden Tage haben uns schon Nerven gekostet. Das soll aber den Gesamteindruck nicht trüben. Ein Gesamtfazit kann ich noch gar nicht ziehen. Aber einige Anmerkungen will ich geben:

Dieser Teil der Reise war hektischer und unruhiger als die 3 Monate im letzten Jahr. Häufig sind wir nur 1 - 2 Tage an Orten geblieben und dadurch nicht zur Ruhe gekommen. Selten das wir einmal 4 Tage auf einem Platz waren. Unsere Reise war so viel kleinteiliger und hat sich auf engerem Raum abgespielt. Manche Etappen lagen nur 60 - 80 km auseinander. Aber es öffnete sich immer eine vollkommen neue Landschaft. 

Im Vergleich gefiel uns die Normandie besser als die Bretagne. 

Das Wetter Anfang Mai könnte schon mal besser sein.

Frankreich als Urlaubsland ist sehr vielfältig mit abwechslungsreichen Landschaften. Aber eines ist überall gleich - Frankreich ist teuer. Das habt ihr ja sicher in den Berichten herausgelesen. 

Damit endet dieser Blog. Es hat mir Spaß und Freude gemacht, unsere Erlebnisse mit Euch zu teilen. 

Bin gespannt auf eure Reaktionen, wenn wir uns sehen.


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