Veröffentlicht: 12.05.2023
Nachholbedarf - jetzt habe ich mir die letzten Tage das Schreiben aufgehoben und muss mich erstmal erinnern.
Wir sind also noch bis Mittwoch auf dem Camping an der Granitküste geblieben und haben uns dem Nichts - tun hingegeben.
Na ja, natürlich nicht so ganz.
Nachdem der Montag zunächst verregnet begann, folgte am Nachmittag ein Spaziergang und die Erkundung des Meeresgrundes bei Ebbe. Ich kann Euch sagen - Muscheln, Muscheln und Muscheln - und auch das eine oder andere Krustentier.
Dann folgte der Dienstag und ich kann nicht mal sagen, ob es in der Nacht wieder geregnet hat. Jedenfalls animierte uns der trockene Morgen, die Fahrräder rauszuholen und eine Tour zu machen. Ziel war der 10 km entfernte Ort Trebeuren, wo ein Markt am Vormittag stattfand.
Auf dem Weg stoppten wir noch an den Fisch- und Krustentierhallen vor dem Campingplatz. Hier kann man die Meerestiere frisch und günstig kaufen. Wir hatten uns schon Gedanken gemacht, was wir davon wohl im Wohnmobil zubereiten könnten. Hummer, Langusten, araignée, Austern, Muscheln?
Nicht von alledem. Das genießt man besser in den örtlichen Restaurants. Aber in die Halle wollte ich schon sehen.
Und da schwammen sie in voller Lebendigkeit, die Früchte des Meeres
Wie bereitet man Austern eigentlich zu? Oder muss man die nur frisch und glibberig schlürfen, ohne dass sie einen Kochtopf gesehen haben. Jedenfalls braucht man ein geeignetes Austernmesser, um den starken Muskel zu durchtrennen und das Fleisch von der Schale zu lösen. Dann nur ein wenig Zitrone drauf und runter damit.
Wir haben uns nicht getraut ( noch nicht!)
Weiter ging`s zum Markt nach Trebeurden auf der Hauptstraße ohne Fahrradweg. Da sind die in dieser Gegend noch nicht gut aufgestellt. Das haben wir in anderen Regionen schon besser gesehen. Die Ausschilderung der Fahrradwege ist eine Katastrophe und raubt mir immer wieder den Nerv und dem Handy die Akku - Leistung.
Auf dem Markt werden wir auf schwerste enttäuscht. Es ist nur ein sehr kleiner Markt mit vielleicht 10 Ständen. Die regionalen Produkte aus Bio Anbau haben stolze Preise und hindern uns am Kauf. Ein Glas Honig (500 g) für 18 Euro? Oliven am Spezialstand für 3,50 € pro 100 g? Ich frage nach einer kleinen Tüte - er füllt eine gute Handvoll ab und legt sie auf die Waage - 10,- €.
Nein danke.
Hätten wir doch Austern kaufen sollen, das Stück für 0,70 €?
Am Hafen des Ortes konnte man nochmal die gewaltigen Granitsteine bewundern, die sich hier auch aufgetürmt haben.
Beim Blick an den Himmel schwante uns nichts gutes. Da gab es doch am Hafen ein Restaurant, in dem auch Menschen zu Mittag saßen? Schnell dorthin bevor der Regen kommt.
Bei Essen von Galettes und Cidre ließ es sich aushalten und schließlich war es nach dem Essen auch wieder trocken, so dass wir zurückfahren konnten - bis 1 km vor dem Camping. Dann kam der nächste Schauer. Das ist doch alles sch....
Wir fahren in der Regenpause nochmal zum nächsten Ort, kaufen 2 Flaschen Wein und verschanzen uns in den 14 qm Wohnmobil.
In der Nacht regnet es so heftig, das wir schon aus dem Fenster gucken, ob der Untergrund auch hält und wir nicht die Böschung runter rutschen.
Zwei Plätze weiter steht ein Auto aus der Schweiz mit einem Dachzelt. Darin übernachten eine Mutter mit ihren Kindern - ich glaube, die haben kein Auge zugemacht.
Am Mittwoch morgen ist nun auch endgültig Schluss und wir fahren weiter. Die Entscheidung ist am Abend nach langem Studium des Internets gefallen (wenigstens das hat hier hervorragend funktioniert und unsere free - mobile Karte konnte zeigen was in ihr steckt).
Der Weg wird abgekürzt und wir lassen die Nordküste und die cote des legendes hinter uns. Ziel ist das Finestere am Atlantik mit seinen schroffen Steilküsten und den riesigen Stränden.
Das erste Ziel ist der Zipfel an der Halbinsel Crozon, wo es im Ort Camaret sur mer ein großes Feld mit Hinkelsteinen geben soll. Da geht es hin, zumal der Stellplatz genau daneben liegt.
Camaret sur mer ist übrigends die Partnerstadt von Büsum an der Nordeeküste ;)
Die Gegend ändert sich hier wahrhaftig. Man fährt lange Strecken mit wenig Bebauung und Natur. Landwirtschaftliche Flächen und Wälder bestimmen das Bild. Es ist deutlich entspannter und schöner zu fahren. Auch als wir an die Küste kommen, ist hier nichts vom hektischen Tourismus und Menschenmengen zu spüren. Es ist ja Vorsaison und noch nichts los. Gott sei Dank.
Und dann stelle ich mir vor, dass es auch tolle Straßen zum Rennrad fahren sind. Das hab ich bisher noch nicht mal rausgeholt - auch dem Wetter geschuldet.
Der Stellplatz mit Einfahrtschranke (Übernachtung 12,- €) liegt tatsächlich genau neben dem Steinfeld. Das ist auch schnell besichtigt, es liegen nur die Steine auf dem Acker, Beschriftungen oder Erklärungen fehlen.
Dann haben wir ja noch genügend Zeit für eine ausgiebige Wanderung am nahen Strand und auf die Steilküste, von der man einen guten Blick hat. Der Weg geht immer ziemlich bergauf und bergab, so dass sich ein stechender Durst einstellt. Der Weg hinunter an die Hafenpromenade von Camaret sur mer findet sich schnell und nach einem Abstecher zur Sehenswürdigkeit (Tour de Vauban) kommen wir an der Promenade an und erkennen, dass es schon nach 4 Uhr ist.
Prost.
Wir sitzen auf der Außenterasse und wundern uns, warum die Sonne nicht scheint und uns kalt ist. Der Wind pfeift ungehindert auf die Promenade, Wetter online zeigt 11 Grand und wir sitzen draußen. Würden wir zuhause niemals machen.
Zurück im Womo gibt`s heute Reste -Essen à la Simone. Lecker.
Morgen geht´s zum nächsten Zipfel, zum Pointe du raz, dem äußerst westlichen Punkt von Frankreich`s Festland (nicht berechnet die frz. Überseegebiete in der Karibik und anderswo).