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Bau eines Kindergarten in Tansania: Teil 4

Veröffentlicht: 25.07.2017

Mein technisches Problem habe ich seit heute Nachmittag wieder behoben. Drum gibt es erst jetzt wieder einen neuen Beitrag hier. Viel Vergnügen. 


Fortschritt auf der Baustelle

Die dritte Woche bedeutete für mich der Anfang der zweiten Halbzeit bei diesem Projekt. Voller Tatendrang stürzten wir uns in die Arbeit. Es gab wieder einige neue Erfahrungen für mich sowie auch für die anderen Personen auf der Baustelle. Das der Himmel in der vergangenen Woche oft bewölkt war, kam mir sehr entgegen. So musste ich nicht immer in der größten Hitze arbeiten. Geschwitzt habe ich dennoch genug. Die ersten Tagen haben wir noch die fehlenden Fundamente ausgegraben und gemauert sowie die Stützpfeiler bis auf Höhe der Mauer betoniert (beide Gebäude). Damit waren wir am Donnerstag fertig. Die Arbeiten kamen hierbei zügig voran, wenn ich auch hier und da Abstriche bei der Effizienz oder Qualität in Kauf nehmen musste. Zum Thema Effizienz und Qualität gibt es weiter unten noch etwas mehr zu lesen.

In der zweiten Wochenhälfte haben Henry und ich dann die Bewehrung für die Stützpfeiler gebaut. Vorab mussten wir wieder die Eisenstangen auf Länge sägen (Länge: 4 Meter) und gerade biegen. Hierzu haben wir uns eine bessere Biegevorrichtung „angeschafft“ (siehe Bild). Mit teurem Werkzeug kann es ja jeder, nicht wahr.

Und dann war Wochenende… dachte Henry zumindest. Am Samstagmorgen haben wir, zunächst Fundi und ich, später auch mit Henry, die ersten Bewehrungen für die Stützpfeiler aufgestellt. Die Verschalung basteln wir mit einem dünnen Blechdach, welches um die Säule gewickelt wird. Henry geht kurz nach Mittag mit den anderen Volunteers zum Strand, ich arbeite mit Fundi weiter bis zur Dämmerung. Aber es ist angerichtet: Kommende Woche können wir die Stützpfeiler betonieren. Es war gefühlt eine gute Woche. In der Bildergalerie könnt Ihr euch von dem täglichen Bau-Fortschritt selbst überzeugen.


Wenn Gedanken auf Reisen gehen, sag‘ „Hape kazi tu!“

Die Effizienz ist auf der Arbeit in Deutschland mein tägliches Brot. Aus diesem Grund fällt es mir besonders auf, wenn es langsam vorwärts geht oder nicht etwas weiter voraus gedacht wird. Hier bin ich nun sozusagen einer Extremsituation ausgesetzt und muss mich in Geduld und Verständnis üben. Dazu eine kleine Anekdote:

Henry ist die Woche eher ruhig angegangen. Er schaute dann z.B. in die Luft oder den Kindern hinterher. Ich wollte ihn dann in dieser Situation immer wieder zur Weiterarbeit motivieren, da er es zum Teil sehr entspannt anging. Hierzu hat ein ganz besonderer Satz ungemein geholfen: Hape kazi tu! Es bedeutet: Hier gibt es nur Arbeit! Es war das Wahlkampfmotto des Präsidenten hier in Tansania, dass hier jeder anscheinend kennt. Die anderen Helfer und Henry lachen dann immer, meist auch deswegen, weil ich ihn wieder beim Sand spielen erwischt habe.


Ausprobieren vor Nachdenken

Die Verschalung der Stützpfeiler mit den Blechdächern wendet Fundi zum ersten Mal an. Darum probiert er viel herum. Ich stehe ihm mit Rat und Tat zur Seite und zeige ihm Wege auf, schneller ans Ziel zu kommen. Ich bekomme von Henry den Hinweis, dass ich zu viel nachdenke und Mathematik oder Physik doch nur reine Theorie ist.

Sie probieren es lieber aus und stellen einige Minuten bis Stunde fest, dass es nicht geht bzw. die benötigte Länge exakt mit dem von mir berechneten Wert übereinstimmt. Ich lasse sie aber die Erfahrungen sammeln, denn sie wollen es nicht glauben. Sie nicken mir anschließend anerkennend zu, da ich wohl Recht hatte. Mir wäre es lieber, wenn sie meine Herleitungen nachvollziehen könnten. Oft fehlt es aber schon an einfachem Schulwissen (Pythagoras, Strahlensatz oder einfachste Statik-Kenntnisse). Hier und da versuche ich es Fundi die Herleitung zu erklären, so dass er in Zukunft davon profitieren kann. Ist natürlich nicht immer möglich. Wenn sie mich ungläubig anschauen, sage ich zu Henry noch: „Trust me I’m an engineer“ und er antwortet: „Yes Mr. Klaus we trust you“ und grinst mich schelmisch an. Aber so sehe ich die Zeit des Ausprobierens als Teil meiner Entschleunigung an, auch wenn es mir schwer fällt.


Qualitätsansprüche - Do it first time right

Meine Qualitätsansprüche sind meiner Meinung nach schon sehr hoch. Meine Arbeitskollegen in Deutschland können das sicherlich bestätigen. Ich versuche mich hier in Tansania ein wenig zurückzuhalten, was mir aber nicht so leicht fällt. So melde ich mich täglich mehrmals, um auf etwas hinzuweisen. Wobei unser Fundi selbst schon Wert auf eine sauber ausgeführte Arbeit legt. Falls unser Fundi da ist, gebe ich ihm also Bescheid und er regelt das. Oft reicht sogar nur ein Fingerzeig von mir und er weiß schon, was ich meine. Z.B. wenn die Helfer die Richtschnur oder Messequipment mit einbetonieren anstatt es zur Seite zu legen. Geschweige denn etwas Aufräumen, das kennt hier absolut keiner. Hier kämpfe ich gegen Windmühlen, aber irgendwann - hoffe ich - werden sie es verstehen und mich nachahmen… zumindest ab und zu. Wenn Fundi nicht da ist, muss Henry den Helfer erklären auf was sie mehr achten müssen bzw. machen sollen. Ich habe aber immer das Gefühl, dass die Helfer es nicht wirklich verstehen (wollen), warum ich das so will. Meine Erklärungen hören sie sich nämlich nur zum Teil an, sie setzen es einfach wie von mir gewünscht um. Nachhaltig ist diese Methode aber leider nicht, da sie z.B. beim nächsten Mauerabschnitt oder Fundament wieder den gleichen Fehler machen.

Früher oder später gehen sie aber meist wieder in den Pfuschermodus über, wenn sie dadurch schneller sind. Insbesondere dann, wenn sie sich nicht beobachtet fühlen. Nur fällt es relativ schnell auf, wenn gepfuscht wurde. Zum Beispiel dann, wenn die Verschalung entfernt wird und man sich die Oberfläche anschaut. Es gleich beim ersten Mal richtig zu machen (do it first time right), versuche ich den Arbeiter hier zu vermitteln, insbesondere auch Fundi und Henry. Schließlich wollen wir hier was bauen und nicht immer wieder den Pfusch ausbessern. Mir ist mittlerweile bewusst, dass ich das nur teilweise vermittelt bekomme. Denn selbst unser Fundi meint ab und zu: „Hakuna matatizo“, d.h. „kein Problem“ und meint damit, dass wir das später ausbessern werden. Trotzdem werde ich weiterhin aufmerksam sein. Einer muss nun mal der Strenge sein, wenn etwas gut werden soll. In diesem Fall der mzungu.


Bin heute mal krank…

Dienstag musste ich krankheitsbedingt aussetzen. Natürlich unschön, aber dadurch durfte ich erleben, wie sich die Menschen umeinander kümmern. Zunächst gab ich Henry Bescheid. Ich habe im Nachhinein erfahren, dass er zu einigen im Haus gesagt hat, dass heute ein trauriger Tag ist. Ein paar Minuten später kam unser Fundi zu mir ins Zimmer und hat sich nach mir erkundigt. Zwei Stunden später kam er überraschend nochmals bei mir vorbei und hatte ein Gesundheitspaket mit dabei. Er hatte Medizin, Früchte, Brot und was zum Trinken gekauft. Nicht nur ich, auch alle anderen im Haus waren verdutzt. Er ist halt doch der Beste.


Wohnhaus von Fundi

Baba Steve, unser Fundi, hat mich im Laufe der Woche zu seinem Haus eingeladen. Er wohnt nicht weit weg von unserem Haus. Ich musste schon etwas schlucken, als ich sein Lehmhaus gesehen habe. Das Haus hat 3 Zimmer, Schlafzimmer, Küche und ein mir nicht bekannter Raum. Alles sehr, sehr einfach und rustikal. Hier lebt er zusammen mit einem seiner Söhne. Auf seinem Grundstück sind immer wieder Betonsteine aufgestapelt, da er den großen Traum hat, sich ein schönes Haus hinzustellen. Immer wenn er Geld hat, kauft er sich ein paar Steine. Mit seinen geringen Englisch-Kenntnissen fragt er mich, ob ich ihm nicht beim Hausbau helfen mag. Eigentlich versucht er mich schon die ganze Zeit davon zu überreden, mich hier in Tansania nieder zu lassen. Er würde für mich das Haus bauen, er würde für mich auch ein schönes Grundstück suchen. Ich muss ihn leider bremsen. Ich sagte ihm, meine Frau darf das entscheiden. O que você acha, amor? Alemanha, Brasil ou Tanzânia?


Das war es wieder aus Tansania.


Vorankündigung:

Es wird demnächst einen Gastbeitrag geben. Es geht um die Arbeit in einem Privatkindergarten aus Sicht eines Volunteers. Auch ich bin schon gespannt.

Antworten (1)

Clara
Você sabe o que eu penso. 😛

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