Veröffentlicht: 25.07.2017
4:15 Uhr nach deutscher Zeit. Ich werde wach. Nur kurz das Hirn befragt, Arbeit ? Neee, hast Urlaub. Befehl an die Augenlider "Schließen"
Um 6:30 Uhr Ortszeit wurde ich wieder wach, ich schaue durch mein Hotelfenster auf die dahinterliegende Felswand.
Es riecht nach feuchtem Moos und den Abfalltonnen die zwischen Felsen und Hotelwand untergebracht sind. Offensichtlich sind die Einzelzimmerbewohner an der Hotelrückseite untergebracht. Dies entnehme ich dem aushängenden Fluchtwegsgrundriss. Den schönen Ausblick auf's Meer dürfen nur die Gäste der Doppel- oder Mehrbettzimmer genießen. Oder heißt das dann Meerbettzimmer?
Egal, ich will ja nicht den ganzen Tag im Zimmer verbringen. Viertel nach Sieben sitze ich beim Frühstück. Alles da. Zwar keine große Auswahl, aber was da ist schmeckt und wenn man genug zu sich nimmt, macht es auch satt.
Fertig, jetzt noch einen Kaffee und einen Cigarillo vor der Tür, dann kann der Tagesablauf starten. Apropos Cigarillos. Ich habe an Bord doch noch welche gefunden. Allerdings in übersichtlicher Auswahl. Eine Sorte. Der Name Café Créme, klingt gut und hört sich rauchbar an. Naja, geschmacklich zwischen Bahndammverschnitt Südseite und Laternenpfahl ganz unten dabei etwas fischig im Abgang. Nun rauche ich ohnehin nicht so viel, habe aber den Eindruck es wird in diesem Urlaub noch weniger werden. Meine Lunge wird es freuen.
Die Überlegung vom Vortag mit Jule und Reinhard gemeinsam zu wandern haben wir dahin gehend geändert, dass Jule und Reinhard mit dem Bus zu einer der Sehenswürdigkeiten, neudeutsch: Hot Spot's, fahren, dort wandern und wir uns um 16:00 Uhr in Vestmanna treffen.
Vestmanna ist der zweitgrößte Ort auf der Hauptinsel Streymoy und liegt etwa 25 Kilometer nordöstlich von Tórshavn. Von hier kann man Bootstouren zu den Brandungshöhlen und Vogelfelsen buchen.
Ich habe den Morgen mit einem kleinen Rundgang durch Tórshavn begonnen. Das Wetter war super, Sonnenschein, leichter Wind, lauschige 14 Grad.
Ein Koffer musste komplett leer sein, damit vor Ort die Motorradjacke und Hose gut hinein passen. Die Wanderhose wird gleich unter der Motorradhose angezogen. Dank der, in den letzten Monaten verlorenen Pfunde, passt das auch ganz gut. Pullover und leichte Jacke, sowie allerlei Kleinkram, was zum Trinken und den Apfel vom Frühstücksbüffet kommen in den Rucksack. Dieser passt dann in den leeren Koffer. Also den linken Koffer ausgeräumt und die Sachen auf's Zimmer gebracht. Warum liegen Zimmer die ich buche eigentlich immer im obersten Stockwerk? Rucksack gepackt und los ging's.
Erst mal raus aus Tórshavn, aber wo lang ? Als Navi-Verwöhnter Motorradfahrer ist man auf den Färöern etwas gehandicapt. Garmin, obwohl mit kompletter Europakarte, kennt die Färöer nur als eine Gruppe von 18 Inseln. Die sind halt da, aber ob es dort Straßen oder Orte ausser Tórshavn gibt, weis es nicht. Für die Navigation auf Island habe ich, ganz Old School, eine Karte dabei. Nicht aber für die Färöer. Gut, die paar Straßen sind auch auf der kleinen Karte in meinem Reiseführer zu erkennen. Eintrag ins Logbuch: Nächstes Mal gehört eine Lupe zum Reiseequipment. Zwei Straßen führen Richtung Vestmanna, die 50 und die, scheinbar attraktivere, 10 welche an der Ostküste entlang führt.
Na dann los, natürlich erst einmal in die falsche Richtung. Macht nix, der Weg ist das Ziel.
Die Versorgung mit wegweisenden Schildern ist hier etwas dürftig. Nach ausgiebigen Kurvenfahrten in verschiedenen Kreisverkehren habe ich schon gedacht ich komme hier Richtung Nordosten nicht raus. War kurz im Süden von Streymoy, auch schön.
Nord-Osten….? Garmin kann doch auch Kompass. Also die Kompassanzeige eingeschaltet, gewendet und so bin ich dann doch noch aus der Stadt in die richtige Richtung entkommen.
Die Färöer haben schöne Straßen, gut ausgebaut und wenig befahren, Kurven gibt es auch.
Die Höchstgeschwindigkeit beträgt ausserhalb geschlossener Ortschaften 80 Km/h. Der Zustand der Straßen verleitet zu mehr. Im Reiseführer steht das Geschwindigkeitsüberschreitungen mit hohen Geldbußen geahndet werden. Was das heißt steht da allerdings nicht. Ich nehme an, das bei den hier allgemein aufgerufenen Preisen, die Buße irgendwo zwischen Vernunft und Habgier angesiedelt ist. Da ich im Urlaub bin und auch etwas von der beeindruckenden Landschaft mitbekommen möchte, gleite ich so dahin, gucke rechts, gucke links, gucke nach unten….oh, doch schon 110 km/h. Die rechte Hand also etwas locker lassen und schon wird die Landschaft wieder langsamer.
Zwischendurch habe ich auch ein paar Mal gehalten um Fotos zu machen. Das geht hier völlig problemlos. Zuerst habe ich immer dort gehalten wo eine Parkbucht oder ein Parkplatz war. Dann dachte ich was für'n Quatsch, hier ist so wenig Verkehr und habe wo ich eine interessante Aussicht hatte, einfach angehalten. Blinker rechts und gut. Das mach mal bei uns.
Weiter ging es kurvenreich und bergig Richtung Vestmanna. Die Färöer werden auch die Schafsinseln genannt. Diese Tiere stehen überall rum, auch an der Straße, nicht nur hinter, sondern auch vor den Leitplanken. Also immer schön in weitem Bogen drum rum, man will ja nicht mit so einem Wollknäuel kollidieren.
Es ist 14:00 Uhr als ich aus, schätzungsweise 300 Metern auf Vestmanna herunter blicke.
Die Kringel auf dem Wasser sind Aufzuchtbecken für Lachse. "The best Salmon all over the World" wie später der Kapitän des Sightseeingbootes vollmundig verkündet. Ich bin sicher das gleiche behaupten Lachszüchter in andern Ländern auch von ihren Tieren.
Ich mache Halt beim Vestmanna Tourist Centre, stelle Suzi in die Sonne und ziehe mich wie geplant um. Hunger, denke ich als ich sehe das im Touristcenter auch ein Restaurant ist.
Essen, trinken, freies WLAN, was will man mehr. Die Speisekarte ist übersichtlich, Fischteller, Fish&Chips, Steak, Suppe und Salat.
Folgender Dialog entsteht mit der freundlichen Bedienung hinter dem Tresen:
"Hi, I think I take the fish plate"
"Sorry, we don't have fish plate today"
"Ok, than I take Fish&Chips"
"We don't have Fish&Chips today also"
"Steak ?"
Sie antwortet schon nicht mehr, sondern schüttelt nur den Kopf
"Ok, Last attempt, Soup ?"
Sie strahlt: "Yes, and we also have salad!"
Ihre Frage nach einem Getränk beantworte ich auf mit "No, thank you", da ich keine Lust habe nun auch noch den Bestand des Kühlschranks zu checken.
Nach der Suppe mit Salat und dem kostenlosen Wasser laufe ich ein wenig durch den Ort, kaufe an der Tankstelle etwas Obst und Kekse für Unterwegs, fülle meine Wasserflasche, kaufe ein Ticket für die Bootstour um 17:00 Uhr und warte auf Jule und Reinhard.
Um 16:00Uhr erreicht mich die Nachricht von Jule und Reinhard, dass sie erst spät von ihrer Wanderung zurückgekommen sind und mit dem Bus nicht mehr rechtzeitig in Vestmanna sein können. Schade, fahre ich eben allein.
17:00 Uhr, los geht es mit dem kleinen Boot "Froyur".
Dank taktischer Platzierung beim Warten habe ich eine Position ganz vorn ergattert, windgeschützt und mit Platz für den Rucksack. Bei bestem Wetter legen wir ab und fahren relativ dicht an den steil aufragenden Felsen entlang.
Die Rückfahrt sollte eigentlich über die Straße Nummer 50 erfolgen, habe aber den Einstieg nicht gefunden. Bin also den gleichen Weg zurück. Das Wetter immer noch schön, 16 Grad zeigt das Thermometer, bis plötzlich vor mir die Welt schon wieder weg ist.
Von Jetzt auf gleich Nebel, die Temperatur fällt sofort auf 13 Grad und die Sicht begrenzt die Geschwindigkeit. Nach 10 Minuten Fahrt ist der Spuk vorbei, Nebel weg, Temperatur wieder bei 16 Grad. Um 20:00 Uhr bin ich wieder im Hotel.
Kontaktaufnahme zu Jule, wo seid ihr ? Irish Pub Tórshavn ! Wir wollen noch was essen, hatte Jule mitgeteilt und mir schon mal die Speisekarte auf's Handy geschickt. Fisch-Burger war meine Wahl und Jule wollte schon mal bestellen. Google Maps sagt 700m, also die schnellen Schuhe an und nach 10 Minuten saß ich neben Jule und Reinhard.
"Fisch-Burger ist aus", war Jules erster Satz. Aha, hatte ich das heute nicht schon mal ? Die beiden hatten, ausser ein wenig Fingerfood, auch noch nichts bestellt. Unsere Wahl lautete jetzt drei Mal "Irisch Burger". Jule übernahm die Bestellung am Tresen und kam mit der Information zurück, dass es nur noch zwei Burger gibt, weil die Brötchen alle sind. Reinhard entschloß sich dann den Burger ohne Brötchen zu nehmen.
Auch die Wahl der Pommes war einfach es gab Steakhouse-Pommes oder normale Pommes, Steakhouse-Pommes waren alle.
Nachdem wir die Erlebnisse des Tages ausgetauscht, gegessen und die Pläne für den nächsten Tag besprochen hatten, ging jeder seiner Wege. Reinhard mit dem Rad, Jule mit dem Bus. Ich absolvierte die 700m mit Fuß zurück zum Hotel.