Stockholm - Nordkap
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vakantio.de/klaus

Achter Tag

Veröffentlicht: 18.06.2017

Krokom - 10km hinter Valsjöbin

Ca 110km

16,5 kmh Schnitt 

Sehr abwechslungsreich. Morgens grau und windstill, dann regnerisch und stürmisch, dann sonnig mit Wolken und stürmisch 

Anfangs Rückenwind ab der Hälfte krasser Gegenwind 

Ich hatte heute einen schrecklichen Verdacht, der sich dann zum Glück nicht bestätigt hat. Mein Tacho zeigt doch genau die km an die ich gefahren bin. An den ersten Tagen (als mein GPS noch funktioniert hat) hatte ich immer einen deutlichen Unterschied zwischen den GPS Kilometern und den Tacho Kilometern. Heute bin ich nur auf einer Straße gefahren und könnte die Straßenkilometer mit den Tachokilometern vergleichen. Es passt. Klingt für euch vielleicht läppisch, aber für mich ist es sehr wichtig wieviel ich wirklich fahre. 

Aber jetzt zum Tag. Nachts hatte es natürlich wieder geregnet und das Zelt war nass. Trotzdem ging aufstehen und zusammen packen erstaunlich schnell so dass ich schon um halb sieben auf dem Rad saß. Es war grau, ganz wichtig: trocken, und kaum Wind. Dabei hatten sie noch Sturmböhen mit bis zu 60kmh Spitze angekündigt. Wie schön wenn sich der Wetterbericht mal zu meinen Gunsten vertut. Ich hatte nich mehr viel zum unterwegs essen und wollte so bald wie möglich einen Supermarkt ansteuern. Wobei die in Schweden  Sonntag erst um 10 aufmachen und gegen 16:00 wieder zu. Aber zunächst fuhr ich auf der menschenleeren E340 nach Norden. Da sah ich links in der Wiese ein fast weißes Rentier stehen. Ich hatte Rentiere erst viel weiter im Norden erwartet. Es war überhaupt nicht scheu und selbst als ich die Fluchtdistanz unterschritt stolzierte es gemächlich fort. Kurz darauf flatterten zwei große schwarze Hühnervogel im Wald vor mir weg. Ich bin mir ziemlich sicher dass es Auerhühner gewesen sind (für Birkhühner waren sie zu groß).

Die Gegend war sehr einsam und selbst die auf der Karte größer eingetragenen Orte waren winzige Käffer, alle ohne Supermarkt. Langsam ging es an meine eisernen Vorräte. Das Wetter hatte sich verschlechtert und als ich über eine Hügelkuppe sah, entdeckte ich eine graue Regenwand auf mich zukommen. Ich hatte hatte gerade noch Zeit in meine Regenklamotten zu schlüpfen, da ging es auch schon los. Nach 10 min war schon wieder alles vorbei. Zwar bekam ich heute noch den ein oder anderen Schauer ab, aber es beschränkte sich dabei auf Sprühregen. Ab 13 oder 14 Uhr wurde das Wetter immer besser. Die Wolken rissen auf, die Sonne kam heraus und der Wind nahm zu genauso wie meine Geschwindigkeit immer mehr abnahm. 

Irgendwann gegen halb 4 bin ich an meinem Zielort Valsjöbin angekommen. Aber weder ein offenes Geschäft noch ein Campingplatz waren in Sichtweite. 

Da kam eine ältere Frau mit Rad auf mich zu und fragte die gängigen fragen. Woher? Wohin? Bisher kommen alle ins staunen wenn ich Ihnen erzähle wohin (ich hoffe irgendwann kommen sie mal ins staunen wenn ich erzähle woher). Sie bot mir an für mich zu kochen, aber ich müsste einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Das sind die Begegnungen die ich mir erhofft hatte und ich sagte natürlich ja. Karin wohnt direkt hinter der Grenze nach Norwegen. Und mit direkt meine ich das ehemalige Zollhaus 100m hinter der Grenze. Sie wohnt alleine und war sehr sympathisch. Sie lebt sehr im Einklang mit der Natur und weiß enorm viel. Großartig war, dass sie begeisterte cloudberry Sammlerin ist (ich kenn den deutschen Namen leider nicht). Sie schickte mich raus zum Sauerampfer für den Salat sammeln. Es gab ein köstliches Menü. Als Vorspeise Brennnesselsuppe (schmeckte viel besser als es sich vielleicht anhört), Sauerampfer-Weißkrautsalat, butterzarte Schweinekottlets in Pflaumen-Sahne Soße, dazu Kartoffeln und Karotten und als Nachtisch eingemachte cloudberries. Ich erzählte ihr so begeistert von meinem Kollegen Pierre, der von den cloudberries vorgeschwärmt hatte, dass sie mir ein ganzes Glas schenkte. Ich versprach ihr ein Foto von mir und den cloudberries am Nordkap zu schicken. Dann flogen wir noch eine Runde Kopter von dem sie ganz begeistert war. Zwar bot sie mir ein Bett an, aber ich wollte ihre Gastfreundschaft nicht überstrapazieren und hab mein Zelt in ihrem Garten aufgebaut. Jetzt hoffe ich dass der Wind etwas nachlässt und es heute Nacht nicht so viel regnet.

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