Veröffentlicht: 11.12.2017
Nach zwei intensiven Tagen im Yosemite Nationalpark bin ich langsam wieder in der Zivilisation angekommen und bereit, wieder PC Arbeit zu verrichten :).
Yosemite war vor meiner Reise eins meiner absoluten Must-See-Prioritätsziele! Er ist wohl einer der bekanntesten Nationalparks der USA, er hat wunderschöne Berge und ist im tollen Kalifornien gelegen: Da war für mich klar, ich muss hin! Und diesen Traum habe ich mir dann in den vergangenen beiden Tagen erfüllt. Klein Kathrin ganz alleine im riesen Yosemite Nationalpark, einfach traumhaft! Einer meiner Lieblingsautoren, Paulo Coelho sagt so schön: "Erst die Möglichkeit einen Traum zu leben, macht das Leben lebenswert." und der Mann hat so Recht. Kennt ihr das, wenn ihr einem verrückten Herzenswunsch folgt, so schwer der Weg auch sein mag und so verrückt der Wunsch auch sein mag? Falls ihr das nicht kennt, kann ich euch nur empfehlen, folgt eurem verrückten Herzen. Denn das Gefühl der Wunscherfüllung ist so großartig. So war ich völlig verzaubert und konnte es zunächst nicht fassen, als ich tatsächlich in Yosemite angekommen war. All die Berge, die grünen Farben und die Wasserfälle, einfach beeindruckend!
Ich habe an beiden Tagen recht große Wanderungen unternommen, am ersten Tag hoch zu Wasserfällen, am zweiten Tag hoch auf eine Bergspitze, um einen Ausblick auf anderen Berge und Täler zu haben. Tag 1, die Wanderung hoch zu den Wasserfällen (Nevada-Falls Wanderung) war schon sehr beeindruckend. Live Wasserfälle aus Felsen heraus sprudeln zu sehen, hat etwas sehr Kraftvolles, Magisches. Es scheint so unwahr, welche Kraft das Wasser hat und es sieht gleichzeitig so wunderschön aus. Das kraftvolle Fließen des Wassers hat mir irgendwie Mut gemacht: Wenn Wasser so kraftvoll durch Gestein fließen kann, dann kann doch auch unser Leben fließen, egal welche Herausforderungen vor uns liegen. Beim Beobachten des hinabfließenden Wasserfalls bekam ich außerdem einen ganzen bizarren Wunsch (und nein, ich bin nicht suizidgefährdet!). Am liebsten wäre ich einfach ins Wasser hineingesprungen, wäre dem Wasserfall gefolgt bis die Berge hinunter. Ich hatte das Gefühl, ich könne fliegen und gehöre einfach in diese Naturschönheit hinein, ich sei ein Teil von ihr. Das Gefühl mag jetzt total verrückt klingen, so als wäre ich mal wieder übergeschnappt ;). Aber es ist krass, wenn man sich mit anderen Wanderern unterhält, die auf die Landschaft schauen: Sie überkommt ein ganz ähnliches Gefühl. Die Natur beflügelt einfach so, dass man alles um sich herum vergisst und am liebsten in diese Stille und Idylle hineinfliegen würde. Gott sei Dank kenne ich bislang niemanden, der tatsächlich in die Wasserfälle oder in andere Landschaften gesprungen ist ;).
An Tag 2 im Yosemitepark bin ich dann den 4-Mile Trail gewandert, immer Berg hoch zum Galcier Point, einem bekannten Aussichtspunkt des Parks. Dieser Punkt hat wohl einen der schönsten Anblicke geboten, den ich je gesehen habe. Er konkurriert stark mit einigen Aussichtspunkten im Zion Nationalpark und hat mich völlig verzaubert. Oben angekommen herrschte einfach nur diese unfassbare Ruhe, die die Berge auszustrahlen vermögen. Egal, wohin man sah, überall tummelten sich andere Bergspitzen, z.T. mit Schnee bedeckt, z.T. mit Bäumen übersäht, z.T. ganz kahl. Mich persönlich beeindruckt diese wunderbare, beruhigende Ausstrahlung auf einer Bergspitze noch viel mehr als z.B. Wasserfälle und so würde ich jedem, der in den Yosemitepark geht, unbedingt empfehlen, den 4-Mile Weg zu wandern. ABER jeder ist anders und hat andere Highlights, betrachtet es darum als meine subjektive Meinung.
Für mich haben 2 Tage im Yosemitepark gereicht, da wegen des Winters leider schon viele Wanderungen (u.a. die bekannte Wanderung zu den Yosemitefalls) geschlossen waren. Im Yosemitepark hat es nämlich tatsächlich schon gefroren und war gerade im Schatten sehr kalt, sodass ich jetzt mit euch frierenden Menschen in Deutschland gut mitfühlen kann ;). Auch einige Aussichtspunkte im Park waren wegen des Wetters nicht mehr befahrbar...gerade mein kleiner süßer Ford hätte wohl mit den eisigen Straßen zu kämpfen gehabt. Schade, dass ich somit nicht mehr des Parks entdecken konnte, aber man kann nicht alles haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass man im Sommer locker 1 Woche im Park verbringen könnte.
ABER andererseits weiß ich nicht, ob ich im Sommer gerne im Park sein würde. Selbst jetzt bei den eisigen Temperaturen tummelten sich schon Touristen ohne Ende gerade an den bekanntesten Aussichtspunkten im Yosemitepark. Das ist wohl der Preis dafür, wenn ein Park so wunderschön und bekannt ist. Ich muss gestehen, dass ich leider ein riesen Problem damit habe, wenn Orte so von Touristen überbesiedelt sind. Irgendwie nimmt das für mich leider ein wenig der Schönheit weg und der Zauber der Natur ist dann nur schwer zu erkennen. Wenn 100 Menschen rumblöken und sich um den besten Fotoplatz nahezu prügeln, hat das mehr von einer Kirmes als von entspannender Natur. So habe ich die Haupttouristenpunkte gemieden und bin unendlich dankbar, dass die meisten Menschen nicht so wanderfreudig sind wie ich. So hatte ich zumindest während der Wanderungen meine Ruhe und die Natur für mich, ein Segen :D.
Da der Yosemitepark so touristisch überlaufen ist, sind die Hotels nahe am Park sehr begehrt und dementsprechend unfassbar teuer. Und campen im Park war zumindest mir bei Minustemperaturen viel zu kaaaalt. Die einzige für mich bezahlbare Unterkunft war nach wie vor in Fresno, sodass ich fast 2,5 Stunden täglich zu meinen Wanderungen in der Mitte des Parks fahren musste (1,5 Stunden fährt man wohl auch bei einem Hotel in einer näher liegenden "Stadt", da der Yosemitepark an und für sich schon so riesig ist, dass man eine sehr lange Fahrzeit bis zur Mitte des Parks hat). Ich finde es total verrückt, dass ich das in Deutschland niemals machen würde...2,5 Stunden im Auto, um wandern zu gehen, und damit es sich lohnt um 6 Uhr aufstehen? Nie würde ich auf die Idee kommen, mich viel zu sehr über die Fahrtzeit und meine Müdigkeit aufregen. Komischerweise macht mir das hier kaum etwas aus...man passt sich wohl an sein Umfeld an. Für die Amis sind 2,5h Fahrt wirklich gar keine Strecke, das nimmt man hier eben locker in Kauf, um etwas Schönes zu sehen. Ich stelle mal wieder fest, wie entscheidend die Einstellung zu den Dingen ist. Zuhause würde ich eine solch lange Fahrt als Lebenszeitverschwendung betrachten, als nervig und zu teuer. Hier macht mir die Fahrt sogar Spaß...ich genieße einfach die Natur, die Freiheit im Auto, die Zeit zum Nachdenken und das Beste: die Musik und das laute Mitgröhlen während der Fahrt. Es gibt hunderte Lieder, die die Schönheit Kaliforniens, oder seiner Städte besingen. Diese Lieder während der Fahrt anzuhören, während man weiß, man befindet sich gerade an jenem besungenen Ort, hat etwas ganz Besonderes :). So viel Zeit für Musik wie hier, nehme ich mir im Alltag selten. Wieder eine Erkenntnis für mein Leben Zuhause: Ich möchte mir eindeutig mehr Zeit für Musik nehmen. Musik ist meiner Ansicht nach nämlich ebenfalls unglaublich mächtig: Sie kann so viel ausdrücken, die Stimmung ungemein beeinflussen und einfach verzaubern und befreien. Sich Zeit mit tollen Liedern zu nehmen, ist einfach ein weiteres Stück großer Lebensqualität, das ganz einfach erreichbar ist.
Als ich abends nach meinen Tageswanderungen in Fresno ankam, war ich natürlich immer ziemlich erschlagen. Meine beiden Airbnbhosts jedoch nicht: Das Rentnerpaar erwartete mich immer voller Freude, gleichzeitig aber auch besorgt, ob ich den Tag und die Fahrt gut überstanden habe. Normalerweise geht es bei Airbnb weniger darum, sozialen Kontakt zwischen Gästen und Gastgebern zu haben, das Rentnerpaar jedoch gestaltete dies ganz anders. Die beiden waren einfach zuckersüß zu mir, so wurde ich nach meiner Wanderrückkehr immer mit traditionellen philippinischen Gerichten bekocht (super lecker) und bekam morgens ein super Frühstück bereitgestellt. Die beiden wollten alle Fotos sehen und behandelten mich wie eine Königin. Einerseits war das zwar etwas anstrengend, wenn man abends müde Heim kam, andererseits tat mir dieses riesen Interesse und die Fürsorge aber sehr gut. Einfach schön, wenn Menschen sich so für das Leben eines anderen interessieren :) Eines abends legten die beiden mir sogar Informationen der Uni in Fresno hin und meinten, ich könnte zu Psychologie dorthin wechseln und währenddessen bei ihnen wohnen. Wäre es eine etwas schönere Stadt in Kalifornien gewesen als Fresno, hätte ich vielleicht sogar ernsthaft darüber nachgedacht ;).
Andererseits jedoch waren beide so gastfreundlich und liebevolle, sich sorgende Menschen und hatten absolut positive Seiten. Nicht nur um mich, auch um andere z.B. gering verdienende Jugendliche sorgten sie sich. Meine Fazit ist also, nicht jeder Trumpanhänger muss unbedingt ein schrecklicher Mensch sein, oder sich gleich auf den ersten Blick als Monster hervortun...einige Menschen haben wohl so große Ängste vor dem Fremden, dass es in ihnen eine schlimme Seite hervorruft, obwohl auch sie eigentlich im Kern gute Menschen sind.
Ich habe es jedenfalls geschafft, das Rentnerpaar zu verlassen, denn es steht etwas Tolles vor mir: San Francisco =). Auf meiner Fahrt heute Abend von Fresno nach San Francisco habe ich vor Sonnenuntergang noch einen kleinen Ausflug in die Weingegend von Fresno unternommen. Dabei habe ich super schöne Berge gefunden mit Blick auf einen See und bin ein wenig herumspaziert. Dinge wie der Yosemitepark sind klasse...auf dem Weg aber spontan schöne Orte zu entdecken und dort einfach spontan herumzuwandern, hat auch seinen ganz besonderen Reiz.
Nach Auskundschaften der Weingegend dann, bin ich eben mit meinem Flitzer in San Francisco angekommen. Und oh mein Gott, ich bin über die Golden Gate Bridge gefahren, die nachts mit Lichtern hell erleuchtet war und ich habe San Francisco im Vorbeifahren bei Nacht gesehen. Einfach unglaublich hübsch und ein richtig krasses Gefühl zu wissen, man fährt auf der Golden Gate Bridge. Ich bin sehr gespannt, in den nächsten Tage diese sagenumwobene Stadt zu entdecken!