Veröffentlicht: 03.12.2017
Auf unserem L.A. Trip haben Anne& ich uns gestern Malibu angesehen.
Wieder einmal waren wir unsicher, ob dies ein so gutes Ziel sei, da einige Leute uns zuvor gesagt hatten, Malibu sei nicht wirklich einen Besuch wert. Wie man dieses Fleckchen Erde nicht schön finden kann, können Anne und ich beide absolut nicht nachvollziehen. Und wenn wir beide einen Ort so wunderschön finden, hat das wirklich etwas zu bedeuten :D. Malibu liegt nördlich von L.A. an der Pazifikküste, es ist eine kleine Stadt, von der ihr sicherlich schon gehört habt! Sie ist bekannt für Stars, schöne Strände (mit heißen Surfern ;) ) und Wanderwege mit Meerblick.
Manche Leute haben uns erzählt, Malibu sei langweilig, überfüllt und nicht sonderlich schön. Wir haben genau das Gegenteil empfunden: Gleichzeitig Meer und Berge zu sehen war super spannend, genau die perfekte Kombi für Anne und mich, damit jede von uns auf unsere Kosten kam. Überfüllt war es keineswegs...wir sind gewandert und haben anschließend einen Strand aufgesucht. Bei beidem waren wir quasi alleine und konnten die schöne Landschaft für uns genießen und dabei wie immer über Gott und die Welt philosophieren :).
Auch wenn für die arme Anne die Wanderung wohl ein wenig zu steil war, so wurden wir doch mit tollen Ausblicken belohnt. Während des Wanderns konnten wir das Meer von oben beobachten, einfach wunderschön. Wir suchten uns von der Bergspitze aus den schönsten Strand aus als spätere Belohnung nach der Wanderung und so war auch Anne motiviert, den Weg zu Ende zu gehen. Die einzige Menschen, die wir während des Wanderns trafen, waren drei Amerikaner, die gemeinsam auf Campingtour waren. Wir quatschten eine Weile mit ihnen, lernten Neues über Land und Leute und wurden sogar zu ihnen nach Santa Barbara eingeladen. Unfassbar freundlich diese Amerikaner, ich bin und bleibe davon immer wieder begeistert.
Auch der Strand in Malibu war wunderschön...es war zwar nicht warm genug zum Schwimmen, aber einfach das Meer zu beobachten, durchs Wasser zu rennen und am Strand zu liegen tat schon unglaublich gut.
Obwohl wir in Malibu keine Stars trafen (oder sie vielleicht einfach nicht erkannten, was typisch für Anne und mich wäre), fühlten wir uns auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde wie die größten Stars überhaupt, da wir mit solcher Schönheit belohnt wurden.
Nach Malibu setzte dann langsam aber sicher, vor allem bei mir, eine Melancholie ein. Es war unser letzter Tag, da Anne heute wieder zurück nach Deutschland geflogen ist. Wir gönnten uns also nochmal fette Burger (bei In- and Out-Burger, diese Kette gibt es nur in Kalifornien und sie wird von jedem angepriesen) und kauften uns Malibu Schnaps. Wir dachten, der Schnaps stamme wegen seines Namens aus Malibu. Jedoch weit gefehlt, nach einigen Shots dieses wunderbaren Getränks merkten wir, dass er aus der Karibik kommt. Egal, es hat uns super geschmeckt, wir wurden so betrunken, dass wir das traurig sein vergaßen und hatten einen schönen letzten Abend zusammen.
Der nächste Morgen war dafür umso härter: Nach zu wenig Schlaf, zu viel Alkohol und vor einer riesen Trennungsangst meinerseits, hatte ich gar keine Lust aufzustehen. Aber nutzt ja alles nichts...Anne wollte wieder nach Deutschland zurück, gegen Sebastian (ihren Freund) kann wohl selbst ich nicht mithalten ;). Also fuhren wir gemeinsam zum Flughafen. Während der Fahrt tröstete Anne mich zwar super lieb und sprach mir viel Mut zu, ich hatte aber trotzdem ein äußerst mulmiges Gefühl alleine weiterreisen zu müssen. Beim Abschied gab es dementsprechend Tränen und viele Ängste. Ich merke immer wieder, wie schwer mir solche Trennung fallen. Andererseits merke ich aber auch, dass ich sie überlebe, dass die Menschen ja auch über Distanz bei einem bleiben und ich alleine immer wieder auch super zurecht komme. Trotzdem geht mit Anne etwas ganz Besonderes: Wir kennen uns seit über 10 Jahren, haben uns aber auf der Reise nochmal näher kennengelernt als je zuvor im Leben. Es ist so unfassbar toll, dass wir über fast alles reden können, vor allem über Dinge, die nicht einfach an der Oberfläche bleiben. Anne hat mir unglaublich geholfen, indem sie einfach völlig authentisch ist. Sie kann auch über ihre Schwächen, Sorgen und Ängste reden und mir somit zeigen, wie menschlich all die "negativen" Emotionen sind. Durch Menschen wie Anne fühle ich mich weniger verrückt und einsam, es ist toll zu sehen, dass andere Menschen oft die gleichen inneren Kämpfe durchstehen, wie man selbst. Schade eigentlich, dass man oft viel zu selten darüber redet und sich dadurch so anders von anderen wahrnimmt. Offenheit kann so sehr helfen und das Leben leichter machen. Auch wenn Anne wohl nicht immer die gleiche Sicht auf die Dinge hat wie ich, regt mich gerade so etwas auch nochmal zum Nachdenken hat. Dinge zu diskutieren, zu hinterfragen und seine ehrlichen Ansichten auszutauschen bringt einen oft weiter und hilft aus seiner subjektiven Weltsicht ab und zu einmal herauszukommen. Ich jedenfalls durfte auf meiner Reise viel durch Anne lernen und bin dafür unglaublich dankbar. Eins der besten Gefühle ist, dass Anne in Gedanken und via Handy weiter mit mir reist, auch wenn sie so weit von mir weg ist. Menschen zu finden, die bei einem bleiben, egal, wer, wo und wie man ist, ist für mich eins der größten Geschenke überhaupt.
Um mir etwas nach Annes Abreise zu gönnen und um mich nicht völlig alleine zu fühlen, habe ich mir einfach gegönnt, mir für mich ganz alleine für zwei Wochen ein Auto zu mieten, während ich durch Kalifornien reise. Ich habe gemerkt, was für eine Freiheit und Flexibilität ein Auto gerade in den USA bietet. Wegen des schlechten öffentlichen Verkehrs ist man hier ohne Auto wirklich aufgeschmissen. Die Nationalparks in den USA zu sehen wäre ohne Auto außerdem nicht möglich. So holte ich als Ersatz für Anne nach ihrer Abreise meinen kleinen Ford ab und fuhr zum Meer, um den Kopf freizubekommen und mit meiner Trauer ein wenig umgehen zu können.
Nach meinen 2 Lieblingsdrogen, Sport und Natur, ging es mir schon wesentlich besser. Ich schwamm ein wenig im Pazifik (was wirklich mit 17 Grad Wassertemperatur unglaublich kalt war, ich wurde von Amerikanern gefragt, ob ich spinne, in das kalte Wasser zu gehen) und entspannte dann am Meer. Meiner Meinung nach muss man manchmal einfach über Dinge weinen und für sich selbst sein, um mit emotional herausfordernden Dingen umgehen zu können.
Das Gute war, nach Annes Abreise, sollte ich heute nicht lange alleine sein. Schon vor einigen Wochen nahm ich eine Einladung von Mark an, ihn in der L.A. Gegend zu besuchen. Ich habe Mark in Boulder auf der Halloweenparty kennengelernt. Ob er damit gerechnet hat, dass ich seine Einladung tatsächlich annehme, weiß ich nicht :D Aber ich dachte mir, die Chance muss ich beim Schopf packen, und so couchsurfe ich gerade bei ihm. Es war ein tolles Gefühl, von Mark empfangen zu werden, ein bekanntes Gesicht zu sehen und damit die Trennung von Anne leichter zu verkraften. Mark ist außerdem ein krasses Kontrastprogramm zu den Treffen mit all den Amerikanern, was es wirklich spannend macht. Mark ist Brite, der in den USA arbeitet. Damit spricht er einen völlig anderen Englischakzent, der nach dem vielen amerikanischen Genuschel mal toll klingt. Außerdem tut es gut, mit einem anderen Europäer mal über die amerikanischen Marotten lästern zu können ;). So konnte Mark mir Bier& Essen empfehlen, das auch Europäern in den USA mögen. Auch frei über amerikanische Politik und Verhaltensweisen mit einem Europäer, der schon länger hier lebt, diskutieren zu können, ist super spannend. Mit der Britischen, eher introvertierten, ruhigen Art konfrontiert zu werden, ist sehr interessant im Kontrast zu den extrovertierten Amerikanern. Trotzdem, getreu dem Motto, "Wer reist, muss sich der Kultur des Landes anpassen", nahm Mark mich am Abend mit zu seinen Freunden, um mich in American Football einzuführen. Das erste Footballspiel meines Lebens, das ich mir ganz angesehen habe. Ehrlich gesagt finde ich den Sport ziemlich brutal und die Regeln kompliziert. Die armen Jungs, denen ich ständig Fragen über den Sport stellte. Jedoch beruhigten sie mich, indem sie angaben, selbst nicht durch alle Regeln durchzusteigen und das, obwohl sie den Sport seit Jahren verfolgen :D. In den USA schaut man definitiv Sport anders, als z.B. Fußball in Europa. Hier in den USA ist es mehr ein soziales Treffen. Während des Spiels quatscht man, trinkt viel Bier zusammen, bestellt Pizza und hat eine Menge Spaß. Abgesehen von den unzähligen Fouls beim Football hatte ich echt einen tollen Abend. Die drei Jungs waren super nett und unkompliziert und empfingen mich auch als unwissende Footballlady sehr herzlich. Dass ich mit ihnen ständig über was anderes quatschte, störte sie keineswegs. Und ich muss feststellen, es gibt auch wirklich gutes amerikanisches Bier!