Veröffentlicht: 15.09.2022
Nach unserem Frühstück, wieder ein wenig aufgepimpt mit unseren Resten, zogen wir in die Stadt. Fahrkartenkauf und Öffis verstehen, ist für uns auch kein Hindernis, selbst in dieser 550.000 Einwohnerstadt. Bald waren wir an der Station "Vieux Lyon", von der aus zwei Seilbahnen (Zahnradbahnen?) mit angeschrägten Passagierräumen durch längere Tunnel steil den Berg hinauffahren. Eine dieser "Funiculaires" fuhr zur Basilika Notre Dame de Fourviere und bald standen wir in dieser sehr prunkvoll ausgestatteten Kirche. Es war gerade Gottesdienst und so waren wir schnell wieder draußen. Hier gab es einen schön gelegenen Balkon über der Stadt, aber das etwas dunstige Wetter verhinderte die weite, klare Sicht. So fuhren wir wieder zurück und nahmen die andere "Furniculaire", die uns zu den alten "Theatres Romains" brachte. Schon eine sehr weitläufige Anlage, die aus den Ruinen zweier Amphitheater besteht. Den Aufbauten nach, werden sie auch heute noch für Konzerte bzw. andere kulturelle Veranstaltungen genutzt. Schulklassen mit ihren Lehrern waren hier unterwegs, ach ja...!
Danach wechselten wir wieder in die untere Stadthälfte. Schon spannend, wie diese schienengebundenen Seilbahnen durch die Häuserschluchten geführt sind. Direkt am Wohnzimmer eines Altbaus oder am Balkon eines modernen Hauses vorbei. Von der Bahn aus konnten wir schon die Gassen der Altstadt ausmachen, in die wir nun gingen. Karin hatte einen Prospekt in der Info gefunden, der uns an Hand eines kleinen Stadtplans und eingetragenen Nummern leitete. Auch wenn die Erläuterungen nur in französisch und englisch waren, verstanden wir eine ganze Menge. Warum es aber auf unserer gesamten Tour in Frankreich so wenig Material in deutsch gibt, obwohl wir diese Gruppe doch als sehr ausgeprägt erlebt haben, wissen wir nicht?!? Der Altstadtteil von Lyon war für uns sehr übersichtlich und wir haben ja wirklich in den letzten Wochen eine ganze Menge davon gesehen.
Wirklich anders ist dagegen die weit verbreitete Figur "Guignol", die dem Besucher überall begegnet! Also hier die Geschichte: Um genau 1808 gab es einen Zahnarzt, wohl besser Zähnerausreißer, der sein Geschäft, wie damals üblich, auf den öffentlichen Märkten anbot. Der hatte nun die Idee, die leidenden, wartenden Patienten ein wenig abzulenken und sie bei Laune zu halten. Dazu entwickelte er die Figur Guignol und brachte die Leute zum Lachen, indem er über alles und jeden herzog. Bald kamen noch anderen Charaktären hinzu und das Puppentheater wurde stadtbekannt. Heute gibt es dazu ein Museum und natürlich alle Merchandisingelemente, die sich so verkaufen lassen. Nicht falsch, wenn man dabei ans Kasperletheater denkt!
Wenn die Füße langsam wehtun und sich die Knie melden, dann machen wir eine Bootstour. Eine Stunde lang ließen wir uns die Stadt von der Wasserseite aus zeigen, genauer vom Fluss Saone aus. Lyon liegt auf den Karten an der Rhone, aber der Nebenfluss Saone vereinigt sich genau hier mit ihr. Diese Tour war schön, denn nun bekamen wir den modernen Teil Lyons zu Gesicht. Stadtviertel in denen sich die Architekten aus aller Welt so richtig ausgetobt haben, erhoben sich hinter festverankerten Hausbooten. Diese Seiten einer Stadt findet man zu Fuß nur sehr schwer und sitzen und gucken ist manchmal einfach besser!
Und sitzend und guckend machten wir uns mit der Hilfe von Metro und Straßenbahn auch auf den Heimweg. Moderne Trams sind uns viele in den größeren Städten begegnet und auch in Deutschland spricht man ja von einer Neugeburt dieses Fortbewegungsmittels. Ob sie in gold oder silber, wie in Orleans oder Tours, gehalten sein müssen, ist dabei nebensächlich. Schnell und leise fahren sie und bieten viel Raum, auch für uns. Der Abend brachte uns ein schnelles Essen und ein kaltes Bier aus dem Super-Ü, wir haben morgen einen langen Weg vor uns!