kardit-unterwegs
kardit-unterwegs
vakantio.de/kardit-unterwegs

SANTIAGO DE CHILE 04.02.2023

Veröffentlicht: 09.02.2023

Endlich Wochenende für Franzi und für sie die Möglichkeit uns etwas Neues zu zeigen. Wir wollten aber auch, dass sie Neues für sich entdeckt. Der Cajón del Maipo war so eine Art Kompromiss, denn dort war sie wohl zuletzt vor sieben Jahren. Hier kommt der Rio Maipo aus den Bergen, die die Grenze zu Argentinien bilden (Cordillera de los Andes) und fließt durch ein Tal, in denen sich kleine Ortschaften etabliert haben, die wohl hauptsächlich vom Tourismus leben. Da diese beliebte Region nur 25 km südöstlich von Santiago entfernt liegt, kann man/frau sie auch einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Gut so, denn die "Santiaguinos" verbringen hier sehr gerne ihre Freizeit beim Zelten, Wandern, Radfahren oder Raften und im Winter beim Skifahren. Da wollten wir hin und es sollte ein Tag werden, der Karin und mir klarmachte, dass ohne das Spanisch nicht so viel geht!

Aber von vorne: Zuerst gingen wir zur Metro und schlugen uns mit dreimaligem Umsteigen zur Haltstelle Florida durch. Hier sollte der B 72 starten, der ins Tal fuhr. Nach längerem Suchen, im an die Metroendstation angeschlossenen Busbahnhof, erfuhren wir, dass die Internet-App von Santiagos Öffis seit zwei Jahren nicht mehr aktualisiert worden sei und der Bus in der Nähe der Haltstelle Mercedes abfahren würde. Ohne spanisch keine Infos! Also wieder zwei Stationen zurück und suchen. Wo sollte hier denn eine Bushaltestelle sein? Franziska fragt ja auch nicht jeden auf der Straße und ein freundlicher älterer Herr schickte uns zu einer parallel verlaufenden Straße! Wo sollte hier denn eine Bushaltestelle sein? Wieder die richtige Auswahl beim Fragen. Das ältere Pärchen schickte uns noch ein wenig weiter die Straße runter und verwies auf den Halt vor der Kirche. Ohne spanisch keine Infos! Auf dem Weg dahin sprach uns dann noch ein älterer Herr an, der wohl das vorherige Gespräch verfolgt hatte, und gab uns den guten Tipp lieber in der nächsten Straße links zu warten, da dort der Bus noch nicht so voll sei, wie an der anderen Haltstelle! Ohne spanisch, keine Infos! Und er hatte Recht, denn eine größere Gruppe mit Kind und Kegel wartete dort bereits. In Berlin würden wir Zickenschulze zu der Gruppe gesagt haben, Bier und Tätoos und Kühltaschen und Zelte und Schlafsäcke gehörten dazu. Wir überlegten schon den nächsten Bus zu nehmen. Aber gerade als der größte Teil der Gruppe ausgeschwärmt war, um neuen Stoff zu besorgen, kam der Bus. Der war auch schon so sehr gut gefüllt, aber wir zwängten uns noch irgenwie rein. Karin erwischte einen Sitzplatz, Franzi stand zwei sympathischen jungen Männern und mir gehörten die Treppenstufen an der Tür. Bei jedem Halt musste ich auf die Schwingtür achten, aber der Bus war so voll, dass es kaum noch einen Halt gab. So fuhren wir 1,5 Stunden ins Tal (jeder für 1500 Pesos, wir zahlten beim Ausstieg), immer auf der Calle de Vulcano. Beim Fahren entschieden war ganz spontan bis zur Endstation nach San Gabriel zu fahren. Die anderen Orte zwischendurch, wie z. B. San Alfonso wirkten völlig vertouristet oder waren durch Autos mit Raftingbooten total verstopft. So waren wir froh, dass an diesen Nadelöhren doch viele Leute ausgestiegen waren und wir entspannt sitzend ankamen. Und da gab es erstmal einen Toilettenbesuch, dessen Bezahlung (500 Pesos) in einem kleinen Laden beglichen werden musste. Und Franzi fragte nach einer Möglichkeit um zum Stausee Embalse El Yeso zu kommen. Der lag jetzt noch einmal 25 km entfernt und konnte nur mit einem Taxi oder anderem Gefährt erreicht werden. Der Ladenbesitzer konnte ihr auch nicht sofort weiterhelfen, aber er wollte seine Fühler ausstrecken, Franzis Nummer schrieb er auf. Und als wir so durch San Gabriel Richtung Fluss schlenderten, kam ein Anruf. Da bot sich jemand an uns für 40.000 Pesos zum Stausee zu bringen, aber nicht zu dauerhaft, denn er müsse am Nachmittag zur Arbeit. Ohne spanisch, keine Chance! 

Kurze Zeit später saßen wir in einem kleinen Chevrolett und fuhren über holperige Straßen zum See. Dabei zeigte uns der Mann eine kleine Zement-/Gipsfabrik in der er arbeitete und nachmittags wieder hin müsste. Er schien auch in der Tourismusbranche tätig zu sein, denn bei seinen Erläuterungen zu der Landschaft schwärmte er von Mehrtagestouren zu Pferd, die er auch schon mit Besuchern unternommen hätte. Jeder Teilnehmer ein Pferd und alle begleitet von einem Esel, der die Ausrüstung trägt. Aber nicht im Sommer, dann sei es zu heiß für Mensch und Tier. Nach einer knappen Stunde Fahrt kamen wir dann am Stausee an und verstanden Franziskas Wunsch unbedingt herher zu kommen! So eine türkise Wasseroberfläche hatten wir noch nie gesehen und verstärkt wurde der Eindruck durch noch die dunkelen Berge, die den Stausee umrundeten. Der starke Kontrast war mega und muss im späten Nachmittagslicht noch viel intensiver sein! In Chile sind die Wasserrechte privat organisiert! Der Staat hat keinen ditekten Einfluss auf Planung, Vorratsmengen und all die komplexen Entscheidungen, die mit der Wasserwirtschaft verbunden sind. Franziska zahlt ganz wenig Geld für ihr Wasser und Extraberechnungen für Abwasser gibt es auch nicht. Deshalb gehen viele Chilenen/innen, trotz Wassermangels, sehr oberflächlich , mit dem Nass um! Unser Fahrer berichtete weiter, dass er zum Fischen an den Stausee kommt und hier auch Lachse fängt. Darauf stellte ich mir bildlich vor wie es sein muss auf dieser großen türkisenen Oberfläche in einem kleinen bunten Boot zu sitzen und bei Sonnenuntergang die Angel auszuwerfen!?! Ach ja, so eine massive Staumeer gab es nicht. Eher ein sehr hoher Deich aus Steingeröll, bestimmt mit einem Betonkern? Auf dem Rückweg legten wir noch einen kurzen Stopp an einem kleinen Wasserfall ein. Hier kam es, wie immer bei solchen Attraktionen, zu sehr vielen Selfies mit "Instagrammverrenkungen". Die Südamerikaner lieben einfach diese Art von Fotos. Besser gefiel uns der Halt an einem kleinen Rohr aus dem eiskaltes trinkbares Andenwasser floss!

So kamen wir zur geplanten Zeit zurück nach San Gabriel zum Bus, der von hier nur einmal in der Stunde fährt und unser Fahrer fast pünktlich zur Arbeit. Schon auf dem Hinweg hatten wir uns dazu entschieden, auf dem Heimweg essenzugehen. Nicht in den überlaufenen Hauptdörfern, sondern unterwegs weg davon. Die Busse fuhren ab San Alfonso auch im halbstündigen Abstand zurück und so landeten wir in El Manzano im Restaurant "El Terral". Da hatten wir aus purem Zufall wohl ein gutes Restaurant gefunden. Die Straße mit den Bussen lag vor der Tür, die Plätze im Garten waren beschattet, die Speisekarte bot ausgesuchte Feinigkeiten (Kaninchen, schmale Rindfleischstreifen (gebraten nach Bedarf)usw.) und sie hatten eine wirkliche fruchtige Sangria im Angbot! Mensch, haben wir da entspannt gesessen! Schön!

Die restliche Heimfahrt absolvierten wir dann wieder in einem sich ständig füllenden Bus und an der Endhaltestelle gab es gleich den richtigen Metroanschluss! Alles an diesem Tag passte! Auch der Ausklang auf dem Balkon!


Antworten

Chile
Reiseberichte Chile