Veröffentlicht: 07.02.2023
Der letzte Wechsel stand heute an, 6 Stunden Busfahrt nach Santiago. Wir saßen überpünktlich vor der Rezeption im Garten und warteten auf unser Taxi. Beim Frühstück, übrigens in diesem Hotel in drei Zeitstufen eingeteilt an die wir uns nur einmal hielten, hatten wir uns mit eigenem Brot aber Belag vom Hotel eingedeckt. Nun also das Taxi erwartend und mit allen Notfallplänen, wenn es nicht käme, im Kopf, schauten wir die Straße runter. Aber Manuo, so der Name des Taxidrivers auf seiner Karte, kam sogar acht Minuten vor der Zeit und ab ging es zum Busbahnhof. Den erreichten wir, trotz des massiven Verkehrs ziemlich schnell und begaben uns zum Schalter von Expresso Norte, um herauszukriegen von welchem Steig unser Bus fahren sollte. Ich passte auf unser Gepäck auf und Karin stand, mit den Fahrkarten in der Hand, vor einer jungen Angestellten. Sie blieb dort sehr lange stehen, um dann laut auszurufen:" Das gibt es doch nicht!" Sie hatte soeben erfahren das unser Bus wegen technischer Probleme gestrichen worden war. Die nächste Verbindung der Gesellschaft sollte erst am späten Nachmittag bestehen. Nun entstand Unruhe und Frustration bei uns! Bei der Googlekommunikation stellte sich heraus, dass die Firma uns zweimal angerufen hätte, aber niemand ans Telefon gegangen sei. Wir hatten bisher alle Anrufe auf dem chilenischen Handy, die wir nicht eindeutig an Hand der Nummer zuordnen konnten weggedrückt, weil in Chile permanent Werbeanrufe eingehen. So hatten wir es von Franziska erfahren und den Tipp angenommen, am besten nicht ranzugehen! So ein Mist! Während Karin weiter mit der Dame verhandelte, ging ich zu einem größeren Counter der Gesellschaft "turbus". Hier fragte ich mich zu einem englischsprechenden jungen Mann durch. Der hatte zwar gerade eine Kundin, erkannte aber wohl an meinem Gesicht, dass ich in Schwierigkeiten steckte. Er zog mich, nach Einverständnis der Kundin vor. Ich wollte eigentlich nur erfragen wann der nächste Bus nach Santiago überhaupt fuhr und er teilte mir mit, dass fünf Meter neben mir der Fahrer stand, der in drei Minuten zur Hauptstadt abrücken sollte. Eh, wie denn das? Karin hatte inzwischen unsere Ticketgelder (46.000 Pesos) wieder in bar zurückbekommen und wir kauften, wieder mit Pass vorzeigen, zwei neue Fahrkarten und bekamen sogar Rentnerermäßigung (30.000 Pesos). Dann sollten wir dem Fahrer zum Bus folgen und unser Gepäck wurde von einem der drei Fahrtbegleiter eingeladen (mit Kontrollabschnitt) und hinter uns die Tür geschlossen. Im oberen Stock hatten wir zwei Plätze mittendrin, leider nicht mehr vorne an der Frontscheibe, im fast ausgebuchten Bus. Und zack ging es los! Irgendwie schafften wir es Franzi zu informieren, dass alles anders sei. Wir sollten um 18:30 Uhr ankommen, konnten aber nicht sagen, auf welchem der fünf großen Busbahnhöfe "Tur Bus" ihren Standpunkt hätte. Das bekommt sie selbst raus, beruhigten wir uns und freuten uns, dass auch dieses Problem bewältigt war. Irgendwann kam einer der drei Männer (alle übrigens in gepflegter Firmenkleidung) bei uns vorbei und kassierte den vereinbarten Ticketpreis. Über Coquimbo, das der Bus umfuhr und an Ovalle vorbei rauschte der Bus über die Panamericaña. Gelegentlich blieb er auf freier Strecke stehen, um Leute rein- oder rauszulassen oder gar eine Verkäuferin aufzunehmen, die Essen und Getränke anbot und dann beim nächsten Halt wieder den Bus verließ. So kamen wir sehr pünktlich in Santiago an und Franzi holte uns am Terminal ab. Von da wollten wir mit dem Taxi gemeinsam nach Providenzia zu ihrer Wohnung. Aber direkt am Busbahnhof haben nur lizensierte Taxen das Recht vorzufahren und wir warteten und warteten. Ein chilenisches Frauenduo saß schon seit 10 Minuten vor uns und hatte bisher auch kein Glück. Jenseits des Sperrzaunes bildeten die vielen Taxis eine Warteschlange, aber die wären viel teuerer und hätten manipulierte Taxameter, wie uns die Frauen erklärten. Anfangs widerstanden wir noch den Taxi-Taxi-Rufen der Fahrer, aber als uns die Wartezeit zu lang wurde und die Hitze auch am Abend nicht nachließ, nahmen wir uns so ein "Betrügergefährt". Franziska meinte, dass der vereinbarte Festpreis von 20.000 Pesos völlig überzogen sei! Wir hatten ja 16.000 Pesos durch den unfreiwilligen Buswechsel gespart und deshalb war es uns egal!
Kurze Zeit später saßen wir wieder mit einem Pisco bzw. Wein auf dem Balkon und konnten uns einmal mehr nicht an dem Panorama der abendlichen Stadt sattsehen. Außerdem würden wir nun die nächsten sieben Tage ohne Ortswechsel bleiben, Koffer zu!