Veröffentlicht: 08.01.2017
An Silvester und dem Tag vorher waren wir in Taupo, am größten See Neuseelands, dem Lake Taupo. Der See ist eigentlich ein riesiger ehemaliger Vulkankrater, der sich allerdings seit mehreren Jahrhunderten ruhig verhält. Die Gegend um den See ist vorwiegend bewaldet, eher flach mit schneebedeckten Vulkanspitzen im Hintergrund und wird intensiv zur Holzwirtschaft genutzt. Die endlosen Wälder boten uns auch eine Nacht eine Übernachtungsstelle mitten im Nirgendwo, fern ab jeder befestigten Straße. Taupo selbst ist eines der hübscheren Städtchen der Nordinsel und bietet ein paar ganz gemütliche Cafés und eine Uferpromenade am See. Außer den Tag zu genießen gibt es hier aber nicht viel weiteres zu tun. So verbrachten wir die meiste Zeit in einem Café oder dösend am Seeufer.
Am Silvestermittag stand ein Fallschirmsprung über dem See auf dem Programm. Wie uns telefonisch versichert wurde, seien die Wetterbedingungen ideal und wir könnten sofort kommen. Los ging's. Zuerst wurden wir instruiert, wie wir uns beim Sprung verhalten sollen und danach mit der nötigen Kleidung und dem restlichen Equipment (Helm, Schwimmweste) ausgestattet. Nachdem uns dann unsere Tandem-Partner zugeordnet wurden, ging's ab in den Flieger. Dort flogen wir erstmal in aller Ruhe ca. 20 Minuten über den Taupo-See. Als wir die 12 000 ft dann erreicht hatten, machten wir uns nach und nach startklar. Kurz vor durchstoßen der Wolkendecke konnte man beide Enden des riesigen Sees sehen. Trotz der Höhe und des winzigen Flugzeugs fühlten wir uns beide sehr sicher und auch als wir unsere Beine aus dem Flieger streckten, war die Aufregung nicht so groß wie vorher gedacht. Der Sprung selbst verging für Judith tatsächlich wie im Flug. 40 Sekunden freier Fall und danach noch ca. 10 Minuten Gleitphase. Die Gleitphase war mindestens so schön wie der freie Fall, welchen wir uns beide noch spektakulärer vorgestellt hatten. Der Fall fühlt sich relativ langsam und gebremst an und bei allen Kunststücken, die man frei fallend vollführen kann, bleibt doch relativ viel Zeit sich umzusehen.
Nach dem Abenteuer des Fallschirmsprungs und dem grandiosen Weitblick, haben wir es uns wieder am See gemütlich gemacht. Abends haben wir direkt am Ufer erst gekocht und uns dann das öffentliche Silvester-Feuerwerk über dem See aus der ersten Reihe angeschaut. Ein nicht so übertriebenes dafür um so geschmackvolleres Spektakel in wunderbarer Kulisse.
Da für das Landesinnere und die Westküste für die nächsten Tage schlechtes Wetter gemeldet wurde, beschlossen wir an die sonnigere Ostküste in das Art-Déco Städtchen Napier, welches mit schönem Strand direkt am Meer gelegen ist, zu fahren. Napier wurde Ende der 30er Jahren durch ein schweres Erdbeben nahezu komplett zerstört und anschließend einheitlich im Art-Déco Chique wieder aufgebaut und bis heute erhalten. Ein wirklich bezaubernder Anblick mit vielen coolen Cafés und kleinen Läden. Das Klima dort ist sehr mild, ein wenig wie am Mittelmeer, mit angenehm warmen Nächten und viel Sonnenschein. Ein richtig süßer Ort, in dem das Leben draußen stattfindet, eingebettet in eine Landschaft unzähliger Weinfeldern zwischen sanften, mit leicht von der Sonne verdorrtem Gras bewachsenen, Hügeln. In Napier mieteten wir uns Fahrräder, besuchten das Napier Prison und gingen in ein Schwimmbad, um dort dem inzwischen auch an die Ostküste gelangten Regen zu entkommen. Dies gelang nur bedingt, denn wie sich herausstellte, war es ein Schwimmbad, das nur aus einem Außen-Bereich bestand. Aber immerhin mit heißen Pools, einer Sauna und einem Dampfbad. Abends gingen wir auf Empfehlung des Lonely Planets indonesisch Essen. Das leicht scharfe und sehr abwechslungsreiche Essen, das aus 28 kleinen Einzelgerichten bestand, war extrem lecker. Zwei Nächte verbrachten wir auf einem kostenlosen Parkplatz direkt am Strand mit wunderschönem Meerblick inklusive traumhaftem Sonnenaufgang.
Als sich das Wetter im Landesinneren wieder besserte, fuhren wir nach Tongariro, um dort die Vulkane der Tongariro Alps zu überqueren. In der Nacht davor war es auch im Tal schon sehr kalt (ca. 0 Grad), was uns dazu veranlasste, uns für die bevorstehende Tour richtig warm einzupacken. Um 5.15 Uhr klingelte der Wecker und um 7.30 Uhr, nach einem ausgiebigen Porridge-Frühstück und mit einem kleinen Lunch-Paket im Gepäck ging's los. Bei strahlendem Sonnenschein und geringem Wind während der gesamten Wanderung, stellte sich die Tour mit ihren 20 km und ca. 900 m Höhenunterschied, trotz einiger rutschiger Stellen, eher als ausgedehnter Spaziergang denn als kräftezehrende Bergüberquerung dar. Die Vulkanlandschaft mit ihren Kratern und dampfenden Löchern war beeindruckend. Die riesigen, teils wassergefüllten Krater lassen die enorme Gewalt eines Vulkanausbruchs erahnen. Der Tongariro ist ein noch aktiver Vulkan, der vor nicht allzu lange Zeit erst wieder einen kleineren Ausbruch hatte. Trotz der traumhaften Wetterbedingungen, hatte wir nach der Tour erstmal genug von Kälte und haben den Tongariro Nationalpark schnell in Richtung Wellington zum Südende der Nordinsel verlassen.
Kleine Ergänzung: Hier in der Mitte und im Süden der Nordinsel gibt es nun tatsächlich gefühlt mehr Schafe als sonstige Bewohner. Klischee erfüllt :)