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Vietnam Teil 1

Veröffentlicht: 27.04.2018

Es ist meistens verwirrend, in ein neues Land direkt in der Hauptstadt einzureisen. In den Hauptstädten ist es meistens am lautesten, chaotischsten und unehrlichsten. Hauptstädte sind für Superlative. Als wir Mädels schon spät nach Mitternacht im Hostel angekommen waren und vorsichtig und leise die Tür zum 12-Bett Zimmer geöffnet haben, waren gerade einmal zwei Betten belegt und beide Personen wach. Ein schlechtes Zeichen, die anderen kamen verteilt die ganze Nacht durch und waren teilweise so betrunken, dass Gelächter, Geschrei und Gekotze uns nicht wirklich zur Ruhe und zu Schlaf hat kommen lassen. Dafür kam die Einsicht: Das wird das vorerst letzte Hostel gewesen sein. Glücklicherweise hatten wir für die kommenden Tage in Hanoi mit Sven zusammen ein Air BnB. Sven war nur halb so müde und Jetlagged wie wir es erwartet hatten, als er etwas verwirrt vor unserer Unterkunft stand. Trotzdem haben wir es in Hanoi erstmal langsam angehen lassen. Die Warteschlaufe vor Ho Chi Minh’s Grabmal war ohnehin zu lange und Hanoi lässt sich am besten durch Sinneseindrücke erkunden. Silvester war dann laut und stürmisch und in der Altstadt auch irgendwie unvergesslich.

Weiter ging’s mit einem drei-Tages Boottrip in die Halong Bay. Die ist landschaftlich sehr ähnlich zu Guilin, unendliche Karstberge im Meer versenkt. Eigentlich sind es weit über 2000 Karstberg-Inseln, aber zu Ehren Ho Chi Minh’s behaupten die Vietnamesen, es seien 1669 (sein Todesjahr). Das Boot war wunderschön und das Essen sogar in seiner veganen Version viel und hervorragend, aber der erste Tag hat sich mehr nach touristischer Abfertigung angefühlt als nach Freiheit. Am zweiten und dritten Tag, als viele schon wieder ihren Heimweg angetreten haben konnten wir die Fahrt über’s Meer, das Kayaking und die Affeninsel aber richtig genießen. Bis die Weiterfahrt anstand, die sich unendlich lang und anstrengend gestaltet hat und uns einen Vorgeschmack auf’s Reisen in Vietnam gegeben hat. Vier Stunden mit dem Bus zurück nach Hanoi, dort eine Stunde auf den verspäteten Bus warten, der sich dann als Sammeltaxi herausstellt das einen nur zur Bushaltestelle fährt. Dort nochmals eine halbe Stunde auf den Bus warten und nach dem Einsteigen nochmals eine Stunde darauf warten, dass der Bus endlich los fährt. Vietnam’s Nachtbusse…

In Tam Coc angekommen hatten wir dann aber ein wunderschönes Gasthaus mit Frühstücksbuffet, von dem wir heute noch träumen 😉 Hauptattraktion dort ist sich mit einem kleinen Boot auf dem Fluss und durch verschiedene, kleine Höhlen hindurch rudern zu lassen, um die neblige, regnerische Karstlandschaft in sich einsaugen zu können. Die Ruderer sind dabei ausschließlich Frauen und rudern sogar mit den Füßen, wenn ihre Arme müde werden! Am nächsten Tag haben wir uns mit geliehenen Rollern auf in den Nationalpark gemacht, dessen äußerster Punkt eigentlich nur 30 km entfernt lag. Als naive deutsche Person denkt man sich also, in einer Stunde sollte das Ziel gut erreicht sein. Und sieht sich dann mit Straßenverhältnissen konfrontiert, die den Namen Straße gar nicht verdienen. Ein Großteil der Strecke wäre besser beschrieben als Ansammlung von Dreck und Betonstücken, durchsetzt von Badewannengroßen Löchern. Wir haben zweieinhalb Stunden zum Eingang gebraucht und eine weitere dreiviertel Stunde für die nächsten 30 km im Park. Der Rundweg im Dschungel mit der naturbelassenen Höhle war’s allemal wert. Und obwohl wir auf keinen Fall im Dunkeln nach Hause fahren wollten, war die Affen- und Schildkrötenauffangstation dann doch interessanter bei Antritt der Rückfahrt war die Dämmerung auch schon eingetreten. Es hat dann natürlich auch noch zu regnen angefangen und die Stürze waren vorprogrammiert. Resultat: Zwei zerschundene, blutende Mädchen auf der Straße hinter einem menschengroßen Schlagloch, die Roller zerkratzt (hat aber im Endeffekt keinen interessiert) und alle aufgelöst und zitternd. Die restliche Heimfahrt war die Hölle und der Plan, am nächsten Tag Fahrräder auszuleihen mit den offenen Knien und Händen natürlich gestorben. Also musst halt ein Taxi herhalten zur Tempelanlage, die war dann auch wirklich beeindruckend und zu unserem Leidwesen mit vielen Treppen versehen.

Ein weiterer Nachtbus hat uns dann nach Hué in Zentralvietnam gebracht, eine alte Kaiserstadt aus der Nguyen-Dynastie. Dinge die wir hier nie verstehen werden: Locals dürfen in den Bussen überall zu- und aussteigen, aber wenn man selbst an einem der vielen Zwischenstopps rausmöchte, weil näher am Hotel gelegen, ist das verboten. Die kleinen Ärgernisse beim Reisen 😉 Die alte Zitadelle war schön anzuschauen, aber durch den Zerfall nicht mehr ganz so beeindruckend wie vorgestellt. Und weil wir den überhaupt ersten, richtig heißen Tag hatten, haben wir umdisponiert und sind zum nächsten Strand gefahren, um auch endlich mal im Meer baden zu gehen, statt es immer nur anschauen zu können.

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