Auslandsjahr in China
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Zu Besuch in Wenzhou

Veröffentlicht: 16.09.2019

Wie schon angekündigt, haben wir unser Wochenende in Wenzhou verbracht. Dieser Ausflug war schon von Anfang an in Kooperation mit unserem Fachbereich geplant. Die Universität vor Ort ist ebenfalls ein Partner unseres Fachbereiches und hat bereits im letzten Jahr Studenten zum Austausch nach Jena geschickt. Dieses Jahr haben wir, als kleine Vorbereitung, die Studenten hier besucht. Wir haben in den knapp zwei Tagen ca. 12 Studenten und deren Prof. kennen gelernt.

Los ging es am Freitag um 13:15 Uhr in Shanghai Hongqiao. Zum Glück habe ich mich vorher nochmal ein bisschen mit der Reise beschäftigt, sodass mir morgens noch rechtzeitig aufgefallen ist, dass wir zu einer anderen Metrostation müssen, als ich im Kopf hatte. Sonst hätten wir unseren Zug wahrscheinlich nicht mehr geschafft.
So sind wir 1 ½ Stunden zum Bahnhof gefahren. Shanghai Hongqiao ist echt verdammt riesig und dadurch, dass Feiertag war, sind auch entsprechende viele Leute unterwegs gewesen. Irgendwie haben wir auch den Eingang zum gesicherten Bereich gefunden und waren nach einer kurzen Gepäck- und Passkontrolle drin. Dann haben wir uns die Tickets abgeholt, sind fix noch zu Subway was zu essen holen und dann ging es schnell zum Zug.
Die Fahrt dauerte ca. 3 ½ Stunden und war sehr entspannt. Die Züge hier sind sehr geräumig und sehr leise. Man hat viel Fußraum und auch die Sitze lassen sich weit nach hinten legen. Es ist die ganze Zeit viel Personal unterwegs, das Essen und Getränke verkauft, dauerhaft den Gang putzt, Müll einsammelt und sich um vieles anderes kümmert. So gleitet man mit maximal 300km/h dahin und kann die Landschaft genießen. Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis man aus Shanghai, seinen Randbezirken und angrenzenden Städten raus ist. Je weiter südlich wir kamen, desto bergiger und schöner wurde es. Ein bisschen wie die Voralpen und mit vielen Flüssen. Allerdings ist man ab einem gewissen Punkt mehr in Tunneln, als draußen. Unabhängig davon, hat man überall vollen 4G Empfang, was sehr praktisch ist.

Gegen 17 Uhr sind wir dann in Wenzhou angekommen und wurden von drei fröhlichen Chinesen begrüßt. Mit denen sind wir dann im Taxi zu unserem Hotel gefahren und wurden vor Ort auch direkt von Prof. Wu Ming begrüßt. Dann haben wir fix unseren Check-In gemacht und die Zimmer bezogen. Diese waren recht einfach, aber haben völlig ausgereicht. Die Matrazen waren steinhart, aber wenisgtens gab es eine Klimaanlage, denn ohne geht es bei dauerhaft über 30°C einfach nicht.
Anschließend ging es mit der ganzen Truppe zum Abendessen. Das Restaurant lag an einer der Hauptstraßen, die gespickt mit kleinen Läden und Restaurants ist und die zu der Zeit recht gut besucht war.
Zu essen gab es eine bunte Mischung von Fisch, Tofu, Suppe, über diverse Fleischarten bis hin zu Hühnerbeinen, die Thomas und ich jetzt endlich mal getestet haben. Die schmecken einfach nach Hühnchen, wer hätte es gedacht. Allerdings ist der Anblick einfach ungewohnt und hält einen davon ab, einfach zu rein zu beißen.

(v.l.n.r) Prof. Wu Mingge, Hu Jing, Thomas, Berni, Sophie, Friede, Steffen, Wang Zhibing, Yang Ruilun und Ma Lei.

Es war eine sehr nette Runde, wir haben viel erzählt, gelacht und gegessen. Und allein diese Atmosphäre in dem Restaurant war sehr interessant. Viele Leute, alle reden durcheinander, die Köche stehen oberkörperfrei in der Küche und es herrscht eine große Geruchsvielfalt. Das kann man nur schwer beschreiben. Im Anschluss haben wir noch eine kleine Runde über den Campus gedreht und sind dann müde aber glücklich nach einer erfrischenden Dusche ins Bett gefallen.

Der nächste Morgen begann sehr eigenartig, da das Frühstück überhaupt nicht lecker war. Wir haben dann herausgefunden, dass wir nur die kalten Beilagen hatten, welche scharf und sehr sauer waren. Als wir uns dann die Suppe und ein paar Baozi gefunden hatten, war die Welt wieder in Ordnung.
Anschließend ging es bei 36°C und knallender Sonne nochmal zum Campus. Es gibt viele große Gebäude mit viel Grün dazwischen, einen See mit schwarzen Schwänen und einige Sportplätze. Nach einem kurzen Stopp in der Bibliothek, um etwas Kühles zu trinken und einer kurzen Tour durch eine kleine Mall, ging es weiter zum Campus der medizinischen Uni in Wenzhou. Das Gelände ebenfalls sehr schön. Die Gebäude sahen cool aus, es gab viel Grün und ein paar Flüsse dazwischen.

Da es nun schon wieder gegen 12 Uhr war, sind wir Mittag essen gegangen. Dazu sind wir ein eine Gasse gegangen, die so aussah, wie man es immer vorstellt. Viele kleine Essenstände am Rand, alles etwas runtergekommen und über einem ein völliges Kabelgewirr aus verschiedensten Leitungen.
Es gab wieder sehr reichlich zu essen, dieses Mal bestehend aus u.a. Hühnermägen, Tintenfischarmen und frittiertem Eis. Es war wieder unglaublich lecker und ich mag es sehr einfach mal alles ausprobieren zu können.

Von da aus haben wir uns ein Taxi genommen und sind ins Zentrum. Wir wollten eigentlich auf die Jiang Xin Yu – Insel, aber die war geschlossen.

Die Jiang Xin Yu – Insel.

Deswegen sind wir auf den Berg zum buddhistischen Hu Guo Tempel. Das witzige war, dass die Mädels bei mir im Auto irgendwas mit dem Fahrer besprochen haben und er mich dann auf Französisch anspricht und wir uns kurz unterhalten haben. Unglaublich, was hier alles so passiert.

Der Hu Guo Tempel.

Der Tempel war sehr schön, es war auch gerade eine Art Gottesdienst und zusammen mit Gesang der Leute war es einfach ein grandioser Gesamteindruck. Einer der Chinesen hat mich dann auch aufgeklärt, dass die Sprache, in der gesungen wird, Sanskrit ist. Es waren nur Frauen anwesend, aber die Gebetsstunde wurde von Mönchen gehalten. Danach waren neben dem Gebetsraum eine Menge Frauen gerade dabei Obst zu verteilen und als sie uns gesehen haben, hat sofort jeder was in die Hand gedrückt bekommen. Ich glaube, dass hatte was mit dem Glauben zu tun und sollte uns was Gutes tun.
Von da aus sind wir dann noch weiter den Berg hochgelaufen, um zum Zoo von Wenzhou zu gelangen. Oben angekommen, lief der Schweiß in Bächen an uns herunter, dabei war es gar nicht mal so viel zu laufen.
Im Zoo haben wir uns eigentlich nicht allzu viel angeschaut. Direkt am Eingang war ein Amphibienhaus, da sind wir kurz durch. Mir taten die Tiere ganz schön leid, da die Haltung garantiert nicht annähernd artgerecht ist. Kleine Gehege und es ist kaum was drin außer Fließen auf dem Boden und etwas Wasser bei Bedarf. Dann ging es vorbei an Pinguinen und Wölfen zu den Pandas. Der eine saß wie ein König inmitten eines Bambushaufens und hat gegessen und der andere hat geschlafen. Gegenüber waren noch zwei Rote Pandas, die ebenfalls super niedlich waren.
Das war dann auch alles, was wir uns angesehen haben und wir sind vorbei an einem Kinderbespaßungsbereich mit verschiedenen Fahrgeschäften, die nicht besonders sicher aussahen.
Am Ausgang haben wir uns drei Blackcabs (inoffizielle Taxis) genommen und sind ins Zentrum zur Wu Ma Street (Five-Horse-Street) gefahren. Das ist die Haupteinkaufsstraße und Sophie wäre am liebsten in jedem Laden shoppen gegangen. Dort gab es leckeres Eis und wir haben einen Weißwein probiert, welche beide eine Spezialität der Region sind. Wir sind dann noch etwas durch die Straßen gelaufen und haben uns was zum Abendessen gesucht. Überall waren Leute, hupten die Mopeds und es roch nach allen möglichen Sachen.

Die gesamte Truppe vor dem Denkmal mit den 5 Pferden.

Zum Abendessen gab es dann Pizza, da wir nur wenig Hunger hatten und im Anschluss haben wir uns in Taxis zum Sanyang Wetland Park aufgemacht. Das ist ein riesiges Gelände, dass früher mal eine Art Sumpfgebiet war und jetzt bebaut ist. Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir schließen uns den Menschenmassen an, die sich über die Hauptstraße wälzen. Überall stehen Verkäufer, die Essen oder Spielzeug für Kinder verkaufen. Unser Ziel ist ein Park, der extra für das Mid-Autum-Festival umgebaut wurde. Hier wurde mit Lichterketten eine Vielzahl von Objekten aufgebaut und es gibt eine Lichtshow. Bevor wir aber reinkommen, mussten die Chinesen erst unsere Tickets holen. Wir haben uns also vor den Eingang auf die Straße gesetzt. Gefühlt haben wir an dem Wochenende noch keinen Nicht-Asiaten gesehen und dass fällt auch hier wieder auf. Es strömten sehr viele Menschen an uns vorbei und wir sind für sie etwas Besonderes. Alle schauten uns interessiert an, zeigen auf uns, machen Fotos von uns und vor allem für kleine Kinder scheinen wir besonders interessant zu sein. Eine ca. 5 Jährige kommt zu uns gelaufen und sag in ganz gutem Englisch „Hi, I’m Samantha“ und geht wieder. MaLei erklärt uns dann, dass viele chinesische Eltern das Ziel haben, dass ihre Kinder Englisch lernen und die Welt erkunden können. Da dies für die meisten nicht so einfach ist, wollen sie jeden Kontakt zu Ausländern nutzen, den sie bekommen können.
Der Park selber war sehr schön und wir sind ca. 30 min darin herumgelaufen. Da es mittlerweile recht spät ist und wir alle einfach nur noch ins Bett wollen, geht es mit dem Taxi nach Hause.

Die Abreise am nächsten Morgen verlief gut. Wir wussten, was wir frühstücken sollten und was nicht und auch Prof. Wu Ming war nochmal zu Verabschiedung mit da. Wang Zhibing und Yang Ruilun haben uns dann mit zum Bahnhof gebracht. Da wir diesmal allerdings nicht das Taxi genommen haben, sondern einen Bus und waren wir erst 15 min vor Abfahrt des Zuges da. Eine richtige Verabscheidung war also leider nicht mehr drin. Zum Glück ging die Gepäckkontrolle recht schnell und wir haben alles pünktlich geschafft und sind nach weiteren 3h wieder gut in Shanghai angekommen.

Ich habe es ja bereits vorher schon mal erwähnt, aber ich möchte mich nochmal wiederholen. Ich finde es echt ungewohnt, wie nett und aufmerksam die Leute hier sind. Am Bahnhof wurde uns Hilfe beim Ticketkauf angeboten, die Frauen im Tempel haben uns Obst gegeben und auch die Studenten haben sich um alles gekümmert. Es wurde tagsüber alles gezahlt, die haben immer gefragt, ob wir irgendetwas brauchen und der Prof. kam sogar extra um halb 10 abends nochmal auf unser Zimmer und uns ein Handyladekabel zu bringen.

Abschließend können wir sagen, dass sich der Ausflug sehr gelohnt hat. Wir hatten eine Menge Spaß, haben viele nette Leute kennen gelernt und sehr viel gesehen und erlebt. Ich denke, dass wir vielleicht sogar ein paar der Leute nochmal sehen werden, da sie gerne mit uns in China herumreisen würden. Mal schauen, was dabei noch heraus kommt, aber wir würden das sehr gerne machen.

And to all of you guys from Wenzhou we want to say thank you very much. It was a pleasure meeting all of you. We had a lot of fun and really enjoyed the tour through the city. We wish you all the best, espacially on your trip to Germany. We told our fellow german students that they should take good care of you, so I hope they do their job as good as you did :)

谢谢

Weiterhin möchte ich noch erwähnen, dass ich hier zwar schon sehr viel geschrieben habe, aber es ist längst nicht alles. Es ist schwer die Atmosphäre beschreiben und sinnvoll rüberzubringen. Das muss man selbst erleben.


geschrieben von Friedemann und Sophie

Antworten (3)

Torsten
Hi Friede. Habe mir endlich mal Zeit genommen, alle Blogbeiträge nachzulesen. Es ist schon verrückt, was ihr in der kurzen Zeit schon alles erlebt habt. Ihr/du schreibt sehr kurzweilig und es macht Spaß, euch zu folgen. Grüße aus Jena. Wir werden heute mal wieder nach dem Spiel auf dich anstoßen. 😀 Gruß Torsten

tolie
Lieber Friedi, danke für die guten Nachrichten. Das wird ein schönes Chinatagebuch. Alles Liebe von Papi.

Ulf
Moin Friedi, die Omi hütet heute Früh außerplanmäßig ein Kind und ich habe mir die Zeit genommen, um in Ruhe Deine Beiträge im Block zu genießen. Ich muss sagen, Deine Berichte und Fotos sind so anschaulich und gut geschrieben, dass wir sie die nun für uns nicht mehr mögliche Reise nach China ersetzen. Außerdem zeigt sich offenbar wie richtig und wichtig Deine Entscheidung für dieses Auslandsstudium war!! Wir wünschen Dir und Deinen Jenaer Mitstudenten weiterhin gute Stimmenergebnisse und tolle Erlebnisse im Land und mit seinen netten Menschen. Liebe Grüße von Deinem Opi und der Omi aus Berlin Bin gespannt, ob ihr heute zum F1-Rennen geht

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