Veröffentlicht: 13.10.2017
Warum geht man auf Reisen? In der Regel wegen der Lust und Neugier auf Neues: Zum Beispiel einem öffentlichen Nahverkehrssystem, das man selbst nach einigen Tagen noch nicht versteht, einer Unterkunft à la Villa Kunterbunt (in der man sich vorkommt wie Pipi Langstrumpf), neuen australischen Spielregeln bei UNO oder jugendlichen Radfahrern, die sich an einen LKW hängen und auf mehreren hundert Metern Serpentinen in die Höhen der Berge ziehen lassen. All das haben wir seit unserer Ankunft in Kolumbien erlebt. Wie, das erfahrt ihr jetzt.
An diesem ersten Abend treffen wir direkt Lisas alte Freundin Jasmin, die seit mehr als zwei Jahren in Bogota lebt, quasi ein Local. Bei einer gar nicht mal schlechten Pizza und einem Bier in unserem Wohnviertel La Candelaria, lassen wir uns eine kurze Einführung zur Stadt geben und quatschen über dies und das. Ein weiteres Treffen wird beschlossen und damit endet der erste Tag. Am Folgenden schlendern wir durch die Stadt und versuchen uns einen Überblick zu verschaffen. Gar nicht so leicht, denn bei den Straßen gilt es die Kombination aus Carreras (Nord-Süd) und Calles (West-Ost) zu verinnerlichen, auf denen man durch diese zugegebenermaßen in die Jahre gekommene Stadt schlendert. Man hätte es sich auch leichter machen können und die Straßen einfach nach der jeweils ansässigen Handelsgilde benennen können: In der einen Ecke jagt ein Brillenladen den Nächsten (wobei als Laden hier eine 3qm große Fläche gilt), Haus an Haus, immer die selben Modelle. Gleiches gilt für die Anzugsschneider, die Drogerien oder die Musikanlagenverkäufer. So ist die Innenstadt vor allem geprägt von diesen Ladensiedlungen, nebenher findet sich auch ein wunderbarer Büchermarkt in Form von auf der Straße liegenden Decken, auf denen eine beachtliche Anzahl älterer Bücher dargeboten wird, und selbstverständlich ein reichhaltiges Angebot an Straßenkost in Form von Obst oder Gebäck (natürlich frittiert). So durchstreifen wir die Viertel der Stadt bis wir in eine Gegend kommen, die eher den Eindruck einer englischen Kleinstadt vermittelt, mit Parks und süßen kleinen Einfamilienhäusern mit Spitzdach (das ist erwähnenswert, da man in Kolumbien, wie auch in Mexiko, weniger Steuern für sein Haus zahlt solange es kein richtiges Dach hat. Einen Umstand, den viele nutzen) und Vorgarten. Hier besuchen wir Jasmin Zuhause und trinken leckeren Kaffee und Lulosaft.
Der dritte Tag wird für einen Ausflug genutzt und wir fahren mit Jasmin nach Zipaquira in eine unterirdische Salzkathedrale. Recht imposant, was man da 88 Meter unter der Erdoberfläche in den Stein gehauen hat, aber irgendwie haben wir uns mehr darunter vorgestellt, als einen Kreuzgang, zwei Gebetshallen und einen riesigen Verkaufsstollen für alle Art touristische Andenken aus Salzstein.
Die Alternative Stadttour (Anti-Klischee-Tour)am folgenden Tag, auf die wir uns abends noch einbuchen, lohnt sich definitiv. Unser Guide Álvaro weiß mit viel Enthusiasmus über die bewegte Geschichte Kolumbiens, mit Schwerpunkt Politik und Drogenkartelle, der vergangenen 40-50 Jahren zu berichten und weißt uns gleich noch auf die ein oder andere Sehenswürdigkeit hin. Zuletzt bekommen wir noch eine kleine Verkostung zur Einführung in die kolumbianische Küche mit Gebäck (Pan de Bono, Areppa) und Früchten (Lulo, Granadilla - beides sehr geil). Anschließend besuchen wir das Botero Museum, was praktischerweise in unserem Wohnzimmer La Candelaria liegt. Die Ausstellung ist sehr zu empfehlen.
Am vorletzten Tag steht die Vorbereitung der Weiterreise an. Es gelingt uns nicht, die notwendigen Bustickets nach Salento über das Internet zu buchen und so müssen wir uns auf den Weg zum Terminal Norte (Salitre) machen. Einzig das schon erwähnte Öffentliche Nahverkehrssystem lässt unseren Puls mit der Zeit höher schlagen, denn das Vorhaben in Bogota von A nach B (in dem Fall zum Busterminal) zu gelangen ist jedes Mal eine kleine Herausforderung. Einen übersichtlichen Fahrplan, der alle Busverbindungen aufzeigt, existiert hier nicht, auch von welcher Station welcher Bus abfährt bleibt uns verborgen. So ist es ein Rate- und Fragespiel bei dem die Einheimischen als Joker nicht gerade mit der Korrektheit ihrer Angaben glänzen. So gerät allein der Hinweg zu einem 2 1/2 -stündigen Unterfangen, während der Rückweg gerade einmal eine halbe Stunde beansprucht (wenn man die richtige Verbindung herausgefunden hat). Mit den Tickets in der Hand streifen wir noch durch das Museo Nacional, von dessen Ausstellung wir uns leider mehr versprochen haben- schade.
Am letzten Tag scheitern wir dann am Besuch des Museo del ARTE Moderno (man beachte im vorhinein die Öffnungszeiten), treffen Jasmin ein letztes Mal, packen und begeben uns nachts zum Busterminal, dieses Mal mit dem Taxi. Auf in die Kaffeeregion nach Salento, zur Villa Kunterbunt und neuen UNO-Spielregeln sowie abenteuerlichen Busfahrten.