Veröffentlicht: 04.09.2017
Erste Meldung aus Kuba -nachträglich, denn Internet ist auf der Insel sehr rar: wir sind gut in der lauten und heißen Hauptstadt angekommen und dürfen die Gäste im Hause von Martha sein, in dem sie mit ihrer Familie und Kitty, einer sehr aufgeweckten und überaus freundlichen Chihuahuadame, lebt. Dank ihrer Gastfreundschaft und ihres leckeren sowie vitaminreichen Frühstücks fühlen wir uns hier sehr wohl. Havanna mit all seinen verfallenen Kolonialgebäuden,den bunten Oldies, der lauten Musik und den gesprächigen Einwohnern gefällt uns zwar, doch ein richtiges Gefühl für Land und Leute stellt sich in den ersten Tagen noch nicht ganz eindeutig ein. Abseits der touristischen Einkaufsstraßen finden wir sogar manchmal leckeres und kubanisches Essen, ansonsten heißt es eher: fettig und frittiert. Doch zu einer Tüte Churros können auch wir nicht nein sagen. Für Vegetarier gibt es ansonsten Reiss mit Bohnen, für alle anderen vor allem Hühnchen und Schinkensandwich. Wir erkunden die kleinen Sträßchen von Habana Vieja-der Altstadt- und flanieren am Malecon, der Uferpromenade, entlang Richtung Vedado, wo wir die Universität bestaunen. Die ruhigsten Minuten in der Stadt verbringen wir auf dem riesigen Friedhof Necropolis Cristobal. Es ist an diesem Nachmittag sehr feucht und die Regentropfen, die aus der Wolkendecke auf uns herunter prasseln, sind sehr erfrischend.
Von Havanna geht es weiter nach Trinidad- unser Viazulbus erreicht das kleine Städtchen in der Mittagshitze,doch dank Marthas Hilfe werden wir vom Fahrradtaxi eingesammelt und in das bereits reservierte Hostal gebracht. Nachdem uns (in hotelähnlicher Atmosphäre) diverse Dienstleistungen des 6-Zimmer Hostals angepriesen werden, die wir dankend ablehnen, erfolgt am nächsten Morgen am Frühstückstisch eine Verkaufsshow diverser Arten von Decken (wie wir sie von Omas Kaffekränzchen kennen). Die beiden Dachterrassen bieten einen herrlichen Blick über die Stadt, während kubanische Rythmen über die Dächer hallen. Trinidad ist ein schönes Kolonialstädtchen mit vielen kleinen Gassen, die sich allesamt sehr ähneln. Das führt jedoch dazu, dass man gerne ein- oder mehrmals im Kreis läuft und sich ein bisschen wie in einem Irrgarten vorkommt. Mit Victor, unserem persönlichen Taxifahrer, machen wir einen Ausflug ins Vale de los Ingenios, wo sich das alte Zuckermühlental befindet. Die Landschaft ist einfach malerisch. Eigentlich möchten wir gerne auf Pferden gekonnt durch die üppig grünen Täler galoppieren, aber die große Hitze hält uns davon ab. Vom Pferd fallen verschieben wir lieber auf wann anders...vielleicht Mexiko?
*Wer Lust auf Party hat, der soll in einer Höhle oberhalb der Stadt auf seine Kosten kommen - das haben wir leider erst später im Gespräch mit anderen Backpackern erfahren.
Nun stoßen wir ins Zentrum der Insel vor und erkunden die Städte Sancti Spiritus und Santa Clara. Auf der Suche nach einer Unterkunft in Sancti Spiritus haben wir rasch Erfolg und buchen ein Zimmer, sehr zur Freude des Gatten der Casabetreiberin, denn er ist ein riesen Fan deutscher Geschichte und hört, nachdem er unsere Nationalität (natürlich) schnell erraten hat, gar nicht mehr auf von historischen Ereignissen unseres Landes und DDR Politikern zu sprechen. Das Städtchen ist klein, gefällt uns aber gut. Auch hier gibt es, wie fast in jeder Stadt, ein Theater. Nachdem ein junger Mann, der am Eingang herumlungert, seinen lauten Ghettoblaster mit kubanischen Rhythmen leiser gestellt hat, zeigt er uns den Theatersaal, dessen Bühne voller Plüschtiere ist- morgen früh gibt es Kindertheater. Abends spazieren wir zum Fluss, der sich zwischen Häusern, Pferden und Hühnern dahinschlängelt. Leider scheint er als Müllentsorgungsanlage zu dienen-schade.
In Santa Clara regnet er in Strömen als wir ankommen, doch wir finden Unterschlupf bei zwei älteren Damen. Elsa, die Betreiberin des Casas, ist zwar nett, aber wirkt doch recht bestimmend. Die zweite Dame ist wirklich zuckersüß, eine liebe Omi wie aus dem Bilderbuch. Viel zu sehen gibt es nicht, aber das Städtchen ist hübsch und vor allem wegen der Grabstätte des Volkshelden Che Guevara bekannt.
Nach unseren städtereichen Trips entscheiden wir uns für ein paar Tage Auszeit: vamos a la playa! Nach einer äußerst ruckeligen Fahrt mit Viazul erreichen wir den karibischen Küstenstreifen Varadero in der Mittagshitze. Trotz angedrohter Schwierigkeiten von Elsa bezüglich der spontanen Unterkunftssuche werden wir schnell fündig. Der Strand sieht tatsächlich aus wie in einem Urlaubsprospekt!Türkisblaues Wasser, weißer Sand, Palmen und eine riesige Badewanne, die sich Meer nennt. Hier lässt es sich ein paar Tage aushalten, bevor es zurück nach Havanna und von dort weiter nach Mexiko geht. Wir lernen Aline und Verena, aus der Nähe von Gießen, kennen und unternehmen gemeinsame Strandgänge, gehen Essen und trinken Ding Dong- Rum mit Mangosaft.
Kuba ist ein spannendes Land mit vielen schönen Ecken, doch wir kommen uns wie in einer anderen Welt vor. Immer wieder gehen uns Fragen durch den Kopf, was die Politik und die Bevölkerung betrifft, so dass wir nie ganz abschalten können. Auch die vielen baufälligen Straßen und Gebäude sowie die ärmlichen Verhältnisse vieler Einwohner sind wohl Gründe dafür, dass wir uns nicht ganz so fallen lassen können,wie in anderen Ländern. Der Aufenthalt war trotzdem schön und voller spannender Eindrücke. Nun freuen wir uns auf Mexiko!