Madagaskar
Madagaskar
vakantio.de/insel-in-der-ferne

Seen und Bräuche in den Dörfern um Antsirabe

Veröffentlicht: 15.08.2023

Plan für den Tag: Frühstück. Fahrt zu einem Vulkansee und kleine Wanderung dort. Danach Fahrt zu einem anderen See und Mittagessen. Älteste protestantische Kirche des Landes und Königsgrab. Thermalquellen und Bad in einem der Becken. Rückfahrt nach Antsirabe.

Facts des Tages: Bei einer Totenumwendungsfeier wird Rum auf den Leichnamen gegossen und getrunken. Es werden viele Leute eingeladen und ein Briefumschlag mit Geld überreicht. Ein bestimmter Feigenbaum wird bei einem wichtigen (königlichen) Grab gepflanzt, weil die Blätter rascheln, wenn man drauf tritt und sich somit niemand anschleichen kann.

Heute Morgen bin ich früh aufgestanden und habe mich mit meinem Buch auf die Terrasse gesetzt. Zuerst war es noch ziemlich frisch, aber nach kurzer Zeit ist die Sonne aufgegangen und ich habe die frühe Morgenstunde genossen. Zum Frühstück gab es ein leckeres Omelette, Baguette und Papaya. Also quasi ein französisches Frühstück mit einem madagassischen Touch. Nach dem Frühstück hat Manantsoa uns abgeholt und wir haben uns auf den Weg gemacht zu einem Vulkansee mit kristallblauem Wasser. Auf dem Weg dahin haben wir bei einer madagassischen Familie angehalten, die Popcorn herstellt. Wir durften dabei zuschauen, das war sehr spannend. Sie packen den Mais in einen gusseisernen Topf und drehen diesen über dem Feuer. Er ist luftdicht verschlossen und wenn das Popcorn fertig ist, wird der Topf, der unter Druck ist, geöffnet und es gibt einen lauten Knall. Dann kommt all das schöne Popcorn heraus. Wir haben sofort welches probiert und auch noch welches mitgenommen, es war sehr lecker. Und so schön zu sehen, wie die ganze Familie zusammensitzt und alle gespannt warten bis es knallt und sich lachend die Ohren zu halten. Nachdem das Popcorn fertig war, haben wir auch welches gekauft und unterwegs verspeist. Es war sehr lecker und irgendwie viel besser als gezuckert oder gesalzen. Im nächsten Dorf sind wir stetig bergauf gefahren und hatten einen tollen Blick über die Felder und auf das Dorf. Dort liegt der Vulkansee mit seiner tollen blauen Farbe. Wir haben einen Local Guide bekommen und sind losgelaufen hin zum See. Unterwegs wurden wir von ungefähr 20 Frauen und Mädchen begleitet, die uns Schildkröten mit einem bunten Stein verkaufen wollten. Ich konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen, aber die Frauen waren sehr nett und mussten selbst über ihre Sprüche lachen: „Vergiss mich nicht!“, „Ich habe dich zuerst gefragt.“, „Ich brauche das Geld für mein Studium“, „und ich für meine Kinder“. Und noch vieles mehr. Die ältere Frau konnte sogar ein bisschen deutsch und ich habe etwas mit ihr geredet. „Später vielleicht!“, hab ich gesagt. Erstmal haben wir einen Spaziergang um den See gemacht und Oscár, unser Guide hat erzählt, dass er in Antsirabe studiert und Tour Guide werden möchte. Er hat viel über den See erzählt, der wohl mit einem anderen See unterirdisch verbunden ist und auf mysteriöse Weise in der Regenzeit weniger Wasser hat als im Winter. Die Klippen um den See waren beeindruckend und es wirkt als ob der See in einem riesigen Loch ist. Manche verrückte Menschen springen von den 20m hohe Klippen hinunter. „Das machen die Touristen, ich würde das nie machen“, sagt Oscar. Nachdem wir den See einmal umrundet haben sind wir wieder zum Auto gegangen und ich war sofort wieder umzingelt. Die Schildkröten waren aber irgendwie wirklich süß und ich wollte eine mitnehmen. Das habe ich denen aber nicht gesagt, sondern bin erstmal ins Auto geflüchtet und hab dann in Ruhe eine ausgesucht und das Geld rausgekramt. Nach dem See sind wir in das Dorf gefahren und Manantsoa hat uns von einer dort stattfindenden Totenumwednungsfeier erzählt, wir haben also Glück. Wir sind begeistert und stimmen zu, dorthin zu gehen. „Wir müssen jeder etwas Geld geben und dann in einen Briefumschlag verpacken“. Jeder von uns gibt 10.000 Ariary und wir kaufen einen Briefumschlag im Miniladen des Dorfs. Dann gibt Manatsoa mit den Umschlag. „Die Frau muss den übergeben“. Wir treffen einen Angehörigen der Familie, der uns etwas über die Bräuche und Traditionen dieser Feier erzählt. Es gibt Reis und Zebu für zig Familienmitglieder und Gäste. Brauch ist, dass alle Angehörigen nach der Feier etwas Geld geben. Wenn diese dann zu einer Feier einladen, wird jeweils immer etwas mehr Geld überreicht als das letzte Mal. Wir überreichen das Geld an eine Frau, dann kommt ein älterer Mann auf uns zu und will uns das Familiengrab und die Leichnamen zeigen. Wir folgen ihm. Hinter ein paar Hütten spielt eine Kapelle und es klingt fast wie in Deutschland. Wir laufen weiter den sandigen Weg entlang hinter die Hütten auf die Felder. Wir können das Grab und die Feierlocation schon von weitem sehen, viele Stände, Tücher, ein riesiges Familiengrab und ein Holzgestell mit den in Leinentüchern eingewickelten Gebeinen. Wir laufen im Zickzack auf das Grab zu, da man dem Tod und den Ahnen niemals auf direktem Weg entgegen gehen darf. Somit umrunden wir das Familiengrab erst bevor wir auf den Eingang zugehen, der liegt immer im Westen, da dort die Sonne untergeht und der Tod ebenfalls der Untergang des Lebens ist. Somit wird das Grab immer am Nachmittag geöffnet, damit Sonne in das ansonsten komplett dunkle Grab scheinen kann. Brauch ist, dass etwas Rum auf die Gebeine gegossen wird und dann getrunken wird. Also kaufen wir eine Flasche Rum an einem der Stände und es finden sich sofort drei Verwandte, die uns gerne begleiten für die Rumzeremonie. Vermutlich nicht die erste an diesem Tag. Sie machen es vor, bekommen Rum in ein Glas gegossen, tröpfeln davon etwas auf die Leinentücher und trinken den Rest dann. Oder gießen nochmal ein und trinken dann. Als ich an der Reihe bin, gieße ich möglichst viel Rum auf die Leinentücher, den Rest über meine Hände (eine gute Desinfektion) und dann nehme ich einen Tropfen in meinen Mund. Als jeder an der Reihe war ist noch Rum in der Flasche und der Familienälteste trinkt es kurzerhand aus. Er taumelt auch schon etwas. Naja, so eine Feier findet schließlich nur alle 5-7 Jahre statt. Wir machen uns auf den Weg zurück zum Auto. Die eigentliche Graböffnung findet erst später statt, aber solange können wir nicht warten. Wir machen Mittagspause an einem großen See, einem der beiden Seen, die Antsirabe mit Wasser speisen. Der Legende nach musste ein König einmal zwischen zwei Frauen entscheiden und ließ beide den See überqueren. Eine der Frauen war schwanger. In der Mitte des Sees schwamm sie nicht mehr weiter, bevor sie unterging sagte sie: „Oh, mein Bauch“. Deswegen heißt der See: Oh, mein Bauch. Wir treffen Martin aus Deutschland, einen weiteren Fahrer von Carsten und reden ein bisschen mit ihm. Dann machen wir uns auf den Weg nach Betafo, einem Ort in dem die älteste protestantische Kirche und ein berühmtes Königsgrab liegt. Diese Stadt und die Kirche wurde 1933 von Norwegern erbaut. Wir machen einen Spaziergang durch das Örtchen und fahren dann ein Stück weiter zu den Thermalquellen. Manantsoa sagt, wir können ein Bad nehmen wenn wir wollen. Naja, warum nicht. Wir testen das Wasser, es ist ziemlich warm. Ich lege mich in das Bad und es ist unglaublich heiß. Ich halte es 5 Minuten aus, dann muss ich wieder raus. Aber das Wasser war trotzdem sehr angenehm. Ich bin super müde und mir ist sehr warm, die Sonne war heute sehr präsent. Wir fahren zurück nach Antsirabe und ich lasse den Nachmittag entspannt auf der Terrasse ausklingen. Beim Abendessen kommen noch zwei deutsche Mädels an, die gerade von ihrer Tour zurück sind. Wir quatschen ein bisschen mit ihnen bevor wir alle ins Bett gehen.

Antworten