The India Eight - 2020
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Tag 3 - Das Camp

Veröffentlicht: 05.01.2020

04.01.2020

Am heutigen Samstag ging es dann richtig los. Nach dem Frühstück haben wir wir Mohan Kumar in der Lobby getroffen. Er ist der internationale Botschafter für das Prothesen-Programm und betreut dieses u.a. auch in Tansania, Mosambik, Nepal und Vietnam. Zusammen mit ihm sind wir zum ca. 45 Minuten entfernten Camp gefahren.

Was uns hier erwartete war in jeder Hinsicht sehr überraschend. Auf einem riesigen Areal waren mehrere Stationen für die Registrierung der einzelnen Personen bis zur Übergabe der Prothesen aufgebaut. Vor dem Eingang warteten schon über 100 Menschen. In Punkto Größe übertraf das also schon bei weitem das Camp aus dem vergangenen Jahr, wo wir an einem Tag 60 Handprothesen angepasst haben. Mit einem großen Plakat mit unseren Bildern und Namen und dem Bechtle-Logo wurden wir am Eingang neben allen anderen Unterstützern und Helfern empfangen. Mohan hat uns zunächst in ein Zelt geführt, wo die Volunteers Frühstück bekommen. Nach kurzer Tee-Stärkung hat uns Mohan anschließend das gesamte Camp gezeigt und erklärt. Und hier wurde schon klar, dass der Fokus diesmal zu 99% auf Beinprothesen liegt. Das zeigt sich dann auch im Laufe des Tages, da wir nur insgesamt 6 Handprothesen angepasst haben. Für uns kein Problem, genug zu helfen gibt es trotzdem. Denn wie bemerkenswert das Thema Beinprothesen hier aufgehangen wird, wird uns nach der ersten Einweisung schnell klar.

Der Ablauf im Camp: nach der Registrierung und medizinischen Begutachtung der Beinstümpfe (klingt fies, heißt aber so) kommen die Menschen grüppchenweise mit Ihren Begleitern zum Gips-Abdruck. Hier wird ein Abdruck, beginnend oberhalb des Knies bis über das Ende des Stumpfes, erstellt. Dieser Abdruck wandert dann beschriftet und mit Messdaten des gesunden Beins versehen zur nächsten Station. Und jetzt kommt der Hammer: hier werden die Beinprothesen in einer ca. 40 bis 60 minütigen Handarbeit komplett individuell hergestellt. Es wird ein „Positiv“ zum Gipsabdruck erstellt und mit einem Oberschenkel aus Gips kombiniert. Dann wird alles geschliffen und modelliert, bis es einem „gesunden“ Bein entspricht und es wird eine erhitzte Latexmasse über die Form gezogen, die beim Erkalten dann die Beinform behält. Am Ende wird noch ein Haltesystem, was später auf der Hüfte liegt, angeschraubt und ein flexibler Fuß angebracht. Dann wird die Prothese angezogen, geprüft ob alles passt und ggf. nachgearbeitet. Wahnsinn und tief beeindruckend.

Nach kurzer Einweisung konnten wir hier den ganzen Tag gut unterstützen. Wir haben die Stümpfe vorbereitet, mit Folie eingewickelt, eingefettet und dann eingegipst. Abschließend haben wir sie abgezogen und beschriften lassen, damit sie zur nächsten Station konnten. Viele der Menschen verstehen uns gar nicht, aber das ist nicht schlimm. Das funktioniert auch so alles sehr gut. Trotzdem kommt man manchmal ins Gespräch, ob das mit Patienten, deren Begleitern oder auch mit anderen Volunteers ist. Insgesamt sind an diesem Tag bis zu 1.000 Menschen im Camp, von denen Mittags dann auch ein Großteil durch eine eigens aufgebaute Küche und Essensausgabe verköstigt werden. Auch hier konnten wir helfen und haben die Ausgabe des Essens übernommen. Dabei haben wir auch wieder tolle Menschen kennengelernt, die zum einen freiwillig in der Küche arbeiten, um die Mahlzeiten zu kochen und zum anderen z.B. auch ein kleines Mädchen, nicht älter als 4, die ihrer Mama, die nicht gut gehen kann, immer wieder etwas neues zu essen geholt hat. Die Kleine hat uns alle verzaubert. Genauso, wie ein kleines Mädchen, das eine neue Beinprothese bekommen sollte und alles ganz tapfer ertragen hat und dabei auch noch ganz viel lachen und sich über ein kleines Trinktütchen sehr herzlich freuen konnte.

In einem zweiten Bereich werden Beinschienen komplett individuell angefertigt. Das schauen wir uns Sonntag mal genau an.

Zurück im Hotel sind wir dann noch mit einem Tuk-Tuk ins Einkaufscenter gerast, sind ein wenig geschlendert und haben Tee getrunken. Am Abend sind wir dann zu einer Tuk-Tuk-Odyssee zum „Druid Garden“ aufgebrochen. Dieses Restaurant hatte uns Mohan empfohlen. Die Fahrt dahin war, sagen wir mal, anders. Siehe Fotos. Aber alle sind irgendwann heil angekommen. Der Laden war super. Zurück ins Hotel haben wir dann aber mal zwei Uber genommen. Das fanden wir irgendwie sicherer und wie sich herausstellte kostete es auch überraschenderweise nur einen Bruchteil der Tuk-Tuks!?

Erkenntnisse des Tages: unglaubliches Camp mit genialen Menschen. Das Duell Uber vs. Tuk-Tuk geht klar zu Gunsten von Uber aus. 

Antworten (1)

Jonas
Das mit der Herstellung der Prothesen müsst ihr mir nochmal genauer erklären...! Klingt interessant, aber verstanden habe ich es nicht 🙈

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