Veröffentlicht: 25.11.2018
...oder: Paradise Dreaming.
Am frühen Mittwoch Abend war es endlich soweit: an der Bushaltestelle mitten in Airlie Beach trudelten nach und nach immer mehr Leute mit kleinen schwarzen Baumwolltaschen ein. Diese waren beim Briefing vom Reiseveranstalter als einzig zulässige Tasche für unser Gepäck ausgegeben worden. Wir beäugten uns neugierig - mit wem würden wir wohl die Kabine teilen? Bald kam der Bus und brachte uns zu Abel Point, dem sehr exklusiven Jachthafen von Airlie. Dort lag sie, die Solway Lass - unser Zuhause für die nächsten dreieinhalb Tage.
So saßen wir, alle 32 Passagiere, eng beisammen an Deck und wurden von der 5-köpfigen Crew begrüßt. Glenn, der Kapitän, Abby als erster Maat ( von der Mannschaft wegen ihrer Erfahrung und gelassenen, fürsorglichen Art nur "mum" genannt - trotz ihrer erst 28 Jahre), Claire, die Abby unterstütze und von ihr alles erklärt bekam, Emma, die Köchin, Kieran, der Barmann und Mädchen für alles (nach den Reaktionen sämtlicher Frauen an Bord definitiv KEIN Mädchen 😉) und Charlotte als Volunteer.
Glenn erzählte etwas über die sehr bewegte Geschichte der Solway Lass und Abby gab uns eine erste Sicherheitseinweisung. Dann war es soweit, wir legten ab und motorten in die sternenklare, vom Vollmond erhellte Nacht. Das war auch der einzige Wermutstropfen der Reise: da der Wind untypischerweise aus Norden und nicht wie meist aus Süden kam, konnten wir nur einmal kurz die Segel setzen. Schade, aber nicht zu ändern.
Nach einiger Zeit gab Claire die Kabineneinteilung bekannt und wir machten uns mit dem Schiff vertraut. Ich landete in einer internationalen 6-er Kabine: 2 Deutsche, ein Amerikaner, eine Chinesin, eine Kanadierin und ein Australier. Außerdem waren Passagiere aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Frankreich und Italien an Bord, wobei ungefähr ein Drittel deutschsprachig war. Sowieso waren wir eine bunte Mischung. Eine Familie mit 3 Kindern auf Weltreise, die Kinder im Alter zwischen 19 Monaten und 12 Jahren, junge und "mittelalte" Paare ( schätzungsweise bis Mitte 60) und Alleinreisende unterschiedlichen Alters. Und das passte prima. Sobald irgendjemand nicht deutschsprachiges mit am Tisch saß - also eigentlich immer- war die Unterhaltungssprache englisch, damit alle folgen konnten. Es entstanden wunderbare und interessante Unterhaltungen und manche gute Bekanntschaften und sogar Freundschaften sind entstanden. So gut, dass sich nach dem Trip alle, die noch nicht weiterreisen mussten, zum Abendessen und anschließendem Barbesuch trafen. Sogar die Crew kam dazu (außer Glenn), Abby war schon wieder mit dem nächsten Törn unterwegs. Kaum zu glauben, dass alle am nächsten Tag schon wieder in alle Richtungen auseinander gehen und bald schon über die halbe Welt verteilt sein werden!
Aber zurück zum Törn:
Wir sahen traumhafte Buchten und Strände; ganz besonders schön ist natürlich Whitehaven Beach. Der Strand dort ist so weiß und fein, dass er nicht mal heiß wird. Und dass blau und türkis so viele Abstufungen haben können, hätte ich nie gedacht. Einfach wunderschön! So sieht das Paradies aus!
Allerdings ist es nach wie vor ( zum Glück!) ein wildes Paradies mit vielen Haiarten. Haie sind Raubtiere, die ihre Beute jagen und mehr oder weniger ausgeprägt ihr Territorium verteidigen. Und schließlich sind wir die Eindringlinge in ihrem Revier und nicht umgekehrt!
Dir Einheimischen kennen die No-goes: niemals Fischabfälle über Bord werfen, nicht in Buchten schwimmen, die für hohes Haivorkommen bekannt sind und nie während der Dämmerung oder bei Nacht schwimmen. Die Crew erzählte uns, dass bei allen Haizwischenfällen der letzten Zeit diese Regeln nicht eingehalten wurden.
Und worüber wir auch gar nicht mit der Crew verhandeln könnten war unsere Badebekleidung. Ohne Ganzkörper-Neoprenanzügen durften wir nicht ins Wasser. Es gibt hier eine Quallenart, die Stingerfishes, die so winzig ist, dass man sie nicht sieht. Aber wenn man Kontakt mit ihnen hatte, bleiben einem 30 Minuten um sich im Krankenhaus behandeln zu lassen. Später ist jede Behandlung wohl unnötig... Also zogen wir die Dinger eben an.
So könnten wir nach Herzenslust beim Korallenriff schnorcheln und die vielen verschiedenen Fische beobachten. Und leider auch sehen, wie sehr die Korallen unter der Korallenbleiche und dem Zyklon des letzten Jahres gelitten haben.
Ein (ungefährlicher) junger Lemmonshark schwamm zwischen uns durch, wir sahen kleine Rochen, einige Schildkröten, Tintenfische in verschiedenen Größen und - leider in großer Entfernung - Delfine.
Außerdem hatten wir die Gelegenheit, SUP auszuprobieren oder Rope-Swinging zu machen. Was für ein riesiger Spaß! Das hätten wir gerne noch tagelang gemacht!
Aber da wir uns dann doch gegen eine Meuterei entschieden hatten, blieb uns nach dreieinhalb traumhaften Tagen nochts Anderes übrig, als uns von Mitreisenden, Crew und Schiff zu verabschieden. Was wir sehr schweren Herzens taten. Und dabei waren sich alle einig: dieser Törn mit diesen Menschen in den Whitsundays war das Beste, was uns hatte passieren können!