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Top End & Red Center - Australia

Veröffentlicht: 21.11.2023

Der Abschiedsschmerz war noch nicht ganz verdaut, da ging es schon weiter Richtung Darwin, um mich hier der nächsten Tour anzuschließen, die sowohl den Norden als auch das Outback inkl. Uluru (Ayers Rock) im Northern Territory umfasst. Der berühmte riesige Kakadu Nationalpark mit 19.000 Quadratkilometern ist wunderschön und zeugt mit seinen 6.000 Jahre alten Malereien der Aborigines von der uralten Kultur. Das Naturvolk lebt seit über 50.000 Jahren in Australien. 50.000 Jahre lang wurde durch Versuch und Irrtum das Leben den natürlichen Umständen angepasst und perfektioniert. Mit Geschichten, die auch heute noch geheim gehalten werden bzw. nur denjenigen erzählt werden, die sich als des Wissens würdig erwiesen haben, werden die Weisheiten von Generation zu Generation weitergegeben. Die eher allgemein zugänglichen Geschichten dienen als Gesetzgebung und zeigen auf, was verboten und was erlaubt ist und welche Strafen auf Verstoß der Regeln steht. Viele der in den Städten herumlungernden Aborigines sind aufgrund eines solchen Regelbruchs aus der Gemeinschaft ausgestoßen worden. Von den über 700 Ländern/Stämmen, die es einmal in Australien gegeben hat ­ die übrigens alle eine eigene Sprache hatten ­ gibt es heute noch rund 70 aktive Stämme. Soweit ich es richtig verstanden habe, laufen diese aber nicht mehr nackt durch den Busch, sondern haben eine Gemeinschaft z.B. innerhalb eines Nationalparks und leben nah an ihrer Kultur, verwenden die selben Rituale, auch wenn durchaus auf moderne Jagdgeräte zurückgegriffen wird. Wenn es jetzt dem weiße Mann vor 200 Jahren nicht gelungen wäre, sich hier niederzulassen, wäre das Wissen und die Kultur dieser uralten Voelker immer noch so wie all die tausend Jahre zuvor? Vermutlich. Übrigens, den Status "Mensch" wurde den Aborigines erst in den 1970er eingeräumt. Vorher liefen sie unter "im Busch lebendes Tier".

Die Mary River Wetlands sind unzählige Billabongs (miteinander verbundene Wasserlöcher), die sich während der Regenzeit mit Wasser füllen und die zentrale Stelle für alle Tiere, von Vögeln bis zu Krokodilen ist. Nachdem die Jagd auf Krokodile in den 70er eingestellt wurde, haben sich die Bestände sehr gut erholt. Das bedeutet allerdings auch, dass es häufiger zu ungewollten Begegnungen zwischen Mensch und Croc kommt. Die Pools in denen wir schwimmen waren, waren glücklicherweise "Croc managed". Nun ja.... es bedeutet, dass in diesen Pools keine "Salties" also Salzwasser Crocs leben. aber es leben dort die kleineren (bis zu 2­3 m) "Freshies", die dem Menschen aber nichts tun und sich ihm auch nur ganz selten zeigen und lieber am Grund des Pools verharren. Gut zu wissen! Trotzdem komisch dort zu schwimmen, wo man weiss, dass es definitiv Cros gibt. Gesehen haben wir ein Glück keines. Danach waere ich wohl nicht mehr rein und wäre eines Hitzschocks krepiert. Die Temperaturen kletterten nämlich auf über 40 Grad im Red Center, wenn auch weniger Luftfeuchtigkeit, dafür nicht weniger heiß.

Dafür haben wir auf dieser Tour viele andere Tiere gesehen. An den Anblick der Wallabys in den "Vorgarten" habe ich mich mittlerweile gewöhnt, ebenso an das laute Krächzten der schwarzen oder weißen Kakadus. An Schlangen in der Toilette und Spinnen im Pool eher weniger. Aber ich will definitiv ein Babykamel!

Zwischendurch hatten wir noch einen Freitagabend in Darwin. Das Verhältnis Männer zu Frauen ist in Darwin, bedingt durch Militär und Bergbau 4:1. Das gibt der Stadt auch Platz eins der Kriminalitätsstatistik in NT und ihren Spitznamen "Hauptstadt des gebrochenen Kiefer". Ich persönlich habe nichts Kriminelles mitbekommen, aber die Leute im "Monsoons" haben mir gereicht. Ich habe selten schrägere Typen und eine ausgefallenere Party gesehen. Es war wie im Zoo, man kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus! Herrlich!

Nach mal wieder 1500 km fahren kamen wir dann ins Zentrum des Landes. Australien ist, mal abgesehen von der Entdeckung der Europäer, vor gut 200 Jahren steinalt. Die Gesteine sind mehrere hundert Millionen Jahre alt. Zu dieser Zeit gabs es im Inneren des Kontinents ein Binnenmeer. Davon zeugen heute noch Fossilien von Meerestieren und auch noch lebende Exemplare eines Frosches und einer Krabbe, die sich den veränderten Umständen angepasst haben und heute mit nur wenig Wasser mitten in der Wüste leben.

Die Durchquerung der Kontinents von Nord nach Süd mit über 3.700 km ist einem Herrn namens Stuart, nachdem der heutige Highway benannt ist, zu verdanken, der auf Wunsch der Engländer eine Telegrafenleitung von Darwin nach Adelaide legte, um Australien mit dem Rest der Welt zu verbinden. Die Engländer haben dann "schnell" die Leitung von Großbritannien bis nach Darwin gezogen und somit die Zeit der Nachrichtenübermittlung von mehreren Monaten auf 8 Stunden verkürzt. Zur Wüstendurchquerung wurden Kamele (naja eigentlich Dromedare) nach Australien importiert und nach Vollendung des Projekts wurden die Tiere 1870 freigelassen, was dazu führt, dass es heute in Australien die größte wilde Kamelpopulation der Welt gibt. Manche werden gefangen und in die arabische Welt exportiert. 

Das Lied "Waltzing Mathilda" ist die inoffizielle Hymne von Australien und handelt von einem Mannes, der sich flüchtend im Outback rumtreibt und unter freiem Himmel schläft. Aufgrund der fehlenden Bettwärme einer Frau, nennt er seinen Swag (ein robusterer Schlafsack mit integrierter Matratze) Mathilda. Weitere Andeutung so der tiefen Verbundenheit dieses Mannes mit seinem Schlafsack werden Gottseidank nicht gemacht. In ebensolchem Swag (alternativ aber auch gerne auf einer Liege aus einem Zelt) habe ich nun auch schon häufiger unter freiem Himmel genächtigt. Und ich muss sagen, der Lagerfeuerromantik kann ich einiges abgewinnen! Der Sternenhimmel ist echt der Knaller! Ein fantastisches Gefühl, wenn man nachts aufwacht und dieses atemberaubende Firmament sieht. Und an dieser Stelle muss ich nochmal meinen Lieblingsguide zitieren: why sleep in 5 star when you can have 5 billion stars?! Wie recht er hat!

Time flies, when you're having fun...ja! es geht so verdammt schnell vorbei. Es ist schon die Hälfte um. Unfassbar! Ebenso, dass ich nochmal soviel Zeit habe! Was ich in den letzten 3 Monaten schon alles erlebt habe, gar nicht auszumalen, was da noch alles kommen kann!

Komisch, ich hatte vermutet, dass ich auf der Reise auch mal schlechtere Tage habe werde, aber ehrlich gesagt, habe ich bisher keinen einzigen Tag der Reise bereut. Sicherlich hätte ich gerne hier und da mal gerne eine Nacht, in der ich die einzige Schlafende im Zimmer bin, ohne Schnarch­ oder andere störende Geräusche der anderen bis zu 7 sowohl männlichen als auch weiblichen Zimmernachbarn oder gar mein eigenes, sauberes Badezimmer (wer hat eigentlich gesagt, dass ich meines renovieren muss? Es ist so was von luxuriös im Vergleich zu dem was einen hier manchmal erwartet) zur ausgiebigen Körperpflege, aber wirklich stören tut es mich nicht. Man wird sehr genügsam. Solange man einen Platz zum Schlafen und die Möglichkeit zu duschen hat, ist die Welt in Ordnung.

Je mehr Orte ich bereise, desto mehr möchte ich sehen. Ich verstehe mittlerweile sehr gut, dass man einfach im Reisen steckenbleiben kann und man letztendlich als Vagabund endet. Keine Sorge, ich komm schon wieder heim, aber ich glaube, dass die Leidenschaft nach Reisen nur schwer zu stillen ist. Sicherlich erlebe ich hier viele spannende Touren und sehe wunderschöne Landschaften, aber häufig sind es die kleinen Momente, in denen ich irgendwo im Städtchen rumschlendere, einen Kaffee trinke, in der Zeitung lese was gerade hier so abgeht (wenn die Einwohnerzahl denn die Veröffentlichung einer Zeitung rechtfertigt) oder einfach in einer Kneipe mit den eben erst neu erworbenen Freunden für diesen Abend ne Runde tanze. Dann kribbelt es bis in die Fingerspitzen vor Freude und ich fühle mich...ja, wie soll ich sagen? Dass ich genau hier hingehöre. Also, kurzum, ich genieße nach wie vor jeden Tag! ;o) 

 

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