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The most isolated city in the world - Perth

Veröffentlicht: 21.11.2023

Da bin nun also, down under! Soweit so gut... 

Mein innerer Drang alles um mich rum zu erkunden ist auch in Australien vorhanden und ich ziehe erst mal Richtung Touristeninformation los. Neben Perth gilt es vor allem die Reiseroute für die weiteren Wochen in Australien zu organisieren. Wie sich raustellt, ist meine Vorstellung von "man lernt nette Leute kennen und mietet sich einen Campervan und zieht in absoluter Freiheit los", nicht ganz realistisch. Die Regenzeit im Norden, die einige Straßensperrungen zur Folge hat und das sehr, sehr junge und hauptsächlich deutsch sprechende Volk (an dieser Stelle möchte ich ganz kurz erwähnen, dass ich Deutsche im Urlaub nicht leiden kann! Nicht ausdrücklich, aber bisher habe ich noch kaum nette Deutsche getroffen, der Nörgelfaktor ist einfach zu groß und das Interesse an Anpassung zu niedrig!) macht mir einen Strich durch die Rechnung. Ich werde also auf Eigenständigkeit verzichten und mich lieber dem Rund-um-­sorglos-­Paket anvertrauen und hoffe auf lustige Nichtdeutsche und schon betagtere Menschen, so wie ich es bin. Trotzdem sollte der Partyaspekt nicht zu kurz kommen. Ihr seht, ich bin ein ganz einfach zufriedenzustellender Traveller! ;o) 

Perth sei die isolierteste Stadt der Welt. Die nächsten großen Städte sind tausende von Kilometern weg. Ich merke das so auf Anhieb nicht, aber dafür dass Perth über 2 Mio. Einwohner hat und fleißig wächst finde ich die Stadt an sich sehr überschaubar. Oder macht das der direkte Vergleich mit Singapur? Nee, es gibt genau ein Museum (ich war drin, was aber hauptsächlich am kostenlosen Eintritt lag, hab es aber auch nicht bereut) und die Innenstadt wirkt durch den britischen Einfluss vergangener Tage trotz einiger Hochhäuser im CBD eher wie eine mittelgroße denn eine Millionenstadt. Dabei werden lediglich die Fassaden aus dem 19. Jahrhundert bewahrt und hintendran die neuen Häuser gesetzt. 

Stolz wird über die ältesten Häuser in Perth erzählt ­ 1836. Wie süß! Da kennen wir aus Europa ja dann doch andere Jahreszahlen. Als die Europäer, erst die Hollaender und später die Briten, die Westküste Australiens für sich entdeckten und dann 1829 die erste Kolonie gründeten, war es nun mal schon so spät in der Geschichte. Die ersten Besiedlungen hat man hauptsächlich mit britischen Gefangenen aufgebaut. Trotz genügend Wasser (Swanlake, eine ziemlich große Seenlandschaft, der schwarze Schwan findet auch im Wappen von Westaustralien seinen Platz) war der Anbau von Landwirtschaft zunächst nicht so einfach. Freundlicherweise halfen die Eingeborenen aus und zeigten wo sich die besten Böden befanden. Als Dankeschön vertrieb der weiße Mann nach und nach die Aborigines aus seinen Gefilden, was so ziemlich das schlimmste für ein Naturvolk ist und riss sich die Bodenschätze (Goldrausch 19. Jahrhundert) unter den Nagel.

Selbstverständlich mussten die Ureinwohner unterjocht werden und sollten sich dem westlichen Leben anpassen. Probate Mittel waren Inhaftierung, Versklavung, Ermordung und zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Entwendung der Säuglinge, so dass sie von weißen Familien aufgezogen werden konnten. Die "lost generation" weiß nicht woher sie stammen und wer ihre Familien sind.

Mittelweile hat man erkannt was man den Naturvölkern angetan hat und versucht mit entsprechendem Regret-­Feiertag und finanzieller Hilfe entgegen zu wirken. Einfach scheint es nicht zu sein. Anscheinend haben noch nicht alle Aborigines ihren Platz in der Gesellschaft gefunden. Vielleicht lässt man sie aber auch nicht. Schwierig, denn die Historie lässt sich nicht zurückdrehen, die Besiedelung ist nun mal da, aber in wie weit kann man sie zu einem westlichen Leben zwingen? 

20 % der Aborigines sind heute arbeitslos, genießen aber kostenlose Sozialversicherungen und andere Unterstützung, was nicht wenig zu sein scheint. Das wiederum zieht den Unmut einiger in der Gesellschaft auf sich, die für ihr Geld hart arbeiten und kein Verständnis für herumlungernde und trinkende, andersfarbige Menschen haben.

Neben dem Rassismusproblem wurde mir aber auch von einem anderen berichtet. Australien ist nach wie vor ein Land, das sehr von den Bodenschätzen profitiert, allen voran Kohle und Erze. Es werden, gerne auch in naturalistisch schöne Gegenden wie z.B. dem Great Barrier Reef, neue Abbaugebiete erschlossen und/oder Kraftwerke errichtet. Die bis vor kurzem restriktivere Steuerpolitik wurde für Großkonzerne wieder gelockert, Steuern werden wohl kaum noch bezahlt, einen Anreiz für den Ausstieg aus fossiler Energiegewinnung gibt es nicht. Die Regierung versucht massiv die öffentliche Meinung für Fracking positiv zu beeinflussen, obwohl bewiesen ist, dass durch diese Methode die Gewässer nachhaltig gefährdet werden.

Wie kann es sein, dass ein westliches Land, was jetzt nicht zwangsläufig viele andere gravierendere Probleme hat, die Diskussion um die Umwelt, die überall anders herrscht so konsequent ignorieren? Was bringt es, wenn nur einige auf der Welt mitmachen und die anderen keine Rücksicht auf die Natur nehmen? Auch ein bisschen kurzfristig gedacht, wo doch der Tourismus, der hier sicherlich einen nicht unerheblichen Teil des BIP ausmacht, maßgeblich von der Natur abhängt...

Soviel zum negativen. Hier noch ein paar Fotos, die vom positiven berichten. Mein Highlight die Whale Watching Tour, bei der uns eine Mutter und ein Kalb begegnet sind. Das Kälbchen hat sich sichtlich wohlgefühlt und hat uns mit diversen Sprüngen unterhalten. 

Daneben gefällt mir der Himmel in Perth besonders gut. Immer wieder gibt es spektakuläre Wolken- und Farbkonstellationen. 

Das Wetter ist sehr wechselhaft, was darin liegt, dass noch Frühling ist. Zwar deutlich wärmer als unser Frühling aber dennoch sehr windig und wenig konstant, aprilartig eben. Neben der neuen Frühlingsmode wird gleichzeitig die Weihnachtsdekoration in der Fußgängerzone aufgefahren. Komisches Gefühl. Bin ja dann man auf Weihnachten bei 30 Grad gespannt...  

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