Veröffentlicht: 19.11.2023
Es sollte nun ins Hochland zum Wandern gehen. Die Buchung des Touristenbusses war schnell erledigt, ich wurde am nächsten Morgen überpünktlich am Hotel von einem Tuk-Tuk abgeholt und zum Busbahnhof gefahren. Dort sind die Leute dann auf die jeweiligen Richtungen aufgeteilt worden. Ich freute mich schon über ein sehr modernes mit Klimaanlage ausgestattetes Fahrzeug, als mir erklärt wurde, dass in den Norden außer mir heute so recht kein anderer wollte und ich bei einem anderen Bus mitfahren soll. Ich wurde erneut eingepackt und zu einem weiteren Busbahnhof gefahren. Dort durfte ich in einem dann doch eher älteren Modell von Bus mittlerer Größe ganz hinten rechts (eigentlich mein liebster Platz, wie sich aber noch rausstellen sollte, sind die Plätze ab der Hinterachse besonders schlaglochanfällig) Platz nehmen. Es stiegen weitere Personen ein und nach einer weiteren halben Stunde ging es dann endlich los. Von der einzigen Nichtasiatin nahm keiner so recht Notiz, ich freute mich jedoch über eine weniger touristische Erfahrung. Aufgrund meiner schwachen Blase hoffte ich inständig, während der geplanten 9 stündigen Fahrt genügend Möglichkeiten zur Entleerung zu bekommen.
Der Fahrer liebt laute Musik, wie so ziemlich alle Laoten, wie ich später erfahre, und so wurde
umgehend die Top 100 aufgelegt und je nach Stimmung des Fahrers schnell zum nächsten Lied
weitergedrückt, so dass phasenweise jedes Lied, die ich persönlich kaum unterscheiden konnte,
jeweils nur ein paar Sekunden angespielt wurden. Die anderen 12 Fahrgäste schien das nicht zu
stören. Ebenso wenig den mitfahrenden Vogel samt Käfig, der hin und wieder mit zwitscherte und das
Baby, das für 6 Stunden auf dem Arm seiner Mutter mitfuhr und die ganze Zeit über kaum einen
Mucks von sich gab.
Die zwei Co-Piloten (merke, die Frau mit der überdimensionalen Bauchtasche ist die Chefin und
nimmt die Zahlungen entgegen) haben bei der Musikauswahl ebenfalls nichts zu melden. Oder liegt es
gar an den Schlaglöchern, dass die Lieder springen und alle Nase lang die Laustärke nach oben
reguliert werden musste, um die Stimmung zu halten? Ich fand die Musik herrlich, untermalte sie sehr
schön die Aussicht, die ich ohne Unterlass in mich aufsog. Da die Straße teilweise so schlecht war,
dass ich und ein anderer Mitfahrer soweit vom Sitz geschleudert wurden, dass wir sämtlichen Kontakt
zur Sitzbank verloren und manchmal nur sehr schmerzhaft auf unserem Allerwertesten landeten, war
eine andere Beschäftigung wie schlafen oder lesen eh ausgeschlossen.
Nach einer knappen Stunde bremste der Bus und hielt unvermittelt in der Walachei an. Während ich
noch überlegte, was nun geschehen mag, stiegen nahezu alle Fahrgäste aus, um sich ohne große
Scham nebeneinander im kniehohen Gestrüpp zu erleichtern. Damit scheint man also sehr offen
umzugehen. Das kommt mir und meiner Konfirmantenblase sehr entgegen! ;o)
Nach einer weiteren Stunde ging es zur Mittagspause. Wir hielten bei einem "Restaurant". Da mich
die Auslage nicht so recht ansprach, stand ich unschlüssig in der Gegend rum, bis ich von der Bus-Chefin aufgefordert wurde, was zu essen. Ich erinnerte mich, dass mir der Norweger von seiner Liebe
zur Noodle Soup erzählt hatte und da ich das auf einem Schild wiedererkannte, entschied ich mich
dafür. Die Technik, mit den Stäbchen die Bandnudeln auf den Löffel zu legen und dann zu essen habe
ich kurzerhand von der Dame gegenüber abgekupfert und siehe da, so schlecht hab ich mich gar nicht
angestellt. Immerhin war der Pot dann so gut wie leer.
Während sich das Wetter mal wieder nicht zwischen Sonne und Regen entscheiden konnte, änderte
sich die Landschaft zusehends. Beim Anflug auf Luang Prabang habe ich schon gesehen, wie hügelig
es ist, aber auf der Passstraße bekommt man erst so richtig ein Gefühl dafür, wieviel Natur hier ist.
Trotz der Aussicht zieht sich die Fahrt irgendwann wie Kaugummi. Nach 6 Stunden steigt ein Pärchen
ein und quetscht sich auf die Rückbank zwischen den schicken Laoten mit weißen Leinenschuhen
(das macht hier ja so was von keinen Sinn!), der sich ständig mit einem Tuch die Nase zuhält und
noch häufiger pinkeln muss als ich, und mir. Er spricht englisch und freut sich meine Fragen über das
Land zu beantworten. Seiner Freundin geht es allerdings gar nicht gut und sie muss sich zwei mal
übergeben, ebenso eine andere Mitreisende. Hat also einen Grund weshalb die Bus-Chefin die
Plastiktüten griffbereit hat. Wieso man hier so anfällig fürs Busfahren ist, kann ich mir nur so
erklären, dass viele Leute maximal einen Roller bzw. hier auf dem Land ein Motorrad haben und an
das Wackeln des Buses einfach nicht gewohnt sind.
Aus den 9 Stunden sind dann 10 geworden und das Aus/Umladen von diversen Kartons und Taschen auf die Tuk-Tuks, die einen vom Busbahnhof weiter in die City bringen, hat dann auch noch seine Zeit in Anspruch genommen. Ziemlich fertig bin ich dann in Luang Namtha angekommen.
Fotos gibt es von dem Tag leider keine, da ich in manchen Situationen einfach nicht übermäßig Touri sein möchte, reicht ja, wenn man das auf den ersten Blick sieht, dass ich nicht von hier komme. Da muss ja nicht auch noch aufdringlich meine Kamera zücken.
Auch wenn mir die Busreise viel Spaß gemacht hat, möchte ich zukünftig nicht zu viel Zeit mit
Busfahren verschwenden, da der Tag zu nichts anderem zu gebrauchen ist. Für die nächste Station ist
der Flug schon gebucht...