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Feliz Navidad - oder doch nur ein ganz normaler Tag in Argentinien?

Veröffentlicht: 26.12.2018

Zwischen Sprachkurs und Silvester habe ich zwei Wochen zu überbrücken und entscheide mich für einen Abstecher nach Mendoza in Argentinien. Schwer fällt mir der Abschied von meinen beiden Jungs, die mich in Santiago beherbergt haben. Nico, der seine Familie in Los Andes besucht, kommt extra nochmal am Busbahnhof vorbei, an dem mein Bus zwischenhält, um mich noch mal zu drücken und erneut tschüß zu sagen. Ich bin baff aufgrund der gezeigten Herzlichkeit.

Die Straße durch die Anden ist einfach nur atemberaubend schön. Während ich mich noch positiv über den modernen Bus wundere und die Anzeigentafel, die offenbart welcher der beiden Fahrer mit welcher Betriebszeit gerade am Steuer ist, windet sich der Bus die 27 Kurven den Berg hoch und weiter Richtung argentinische Grenze. Die wenigen Örtchen auf der anderen Seite sind klein, scheinen aber im Winter etwas mehr Zulauf zu haben. Dann wird die Landschaft wieder etwas ebener und die ersten Weinreben tauchen auf. Ein herrliches Bild: hohe, schneebedeckte Berge im Hintergrund, blauer Himmel und grüne Weinreben im Vordergrund. 

Mit mehr als 1.200 Winzern ist Mendoza die größte Weinregion Argentiniens mit überwiegendem Anbau von Malbec, von dem ein Großteil exportiert werden. Bei einer Weintour werden wir mit ausreichend Wein verköstigt. Die Gruppe findet gut zu einander und aus Weinprobe wird später Craftbier-Happy Hour, gemeinsames Abendessen und philosophisches Gequatsche mit dem harten Kern bis morgens um 4 Uhr. Ein rundum gelungener Tag also.

Mendoza hat als Stadt einiges zu bieten. Allen voran die vielen Ausflugsgelegenheiten. Aber auch der gastronomische Part ist nicht zu unterschätzen. Jedoch ist der Lebensrhythmus doch gewöhnungsbedürftig. Die Geschäfte haben hier grundsätzlich von 13 bis 17 Uhr geschlossen, es ist Siesta angesagt. Zum Abendessen trifft man sich er gegen 21 Uhr, auch unter der Woche. Gerne auch mit einer halbstündigen Verspätung. Das mit der Uhr nimmt man hier nicht so genau. Manchmal merkt man schon, dass man sehr deutsch ist, wenn man überpünktlich erscheint.

Die Stadt ist sehr italienisch geprägt. Es gab eine ganze Menge Einwanderer in früherer Zeit, die die heutige Leibspeise Pizza und Eis mitgebracht haben. Die Pizza teilt man sich in der Regel, ebenso wie das Bier, das es überwiegend als Literflasche gibt.

Neben der Hauptattraktion "Wein" in diversen Ausprägungen, gibt es noch "Reiten", "Thermen" oder für die Sportlicheren "Rafting" (soweit Wasser vorhanden), "Paragliding" oder "Bungeejumping". Immer spielt die wunderschöne Natur eine besondere Rolle dabei.

Auf dem Weg zurück nach Chile halte ich in Uspallata, um von dort aus einen Tag im Nationalpark Aconcagua wandern zu gehen. Den höchsten Berg ausserhalb des Himalayas möchte ich mir doch gerne mal aus der Nähe ansehen.

Als ich in der Kleinstadt ankomme erfahre ich zunächst aus den Nachrichten, dass es in der Nacht vorher einen schweren Busunfall mit drei Toten (zwei Kinder und eine Frau) gegeben hat. 10 km entfernt, auf der Strecke, die ich am Ende viermal abgefahren sein werde. Es war die gleiche Busfirma, die mir Nico noch mit dem Hinweis auf höchste Sicherheit ans Herz gelegt hat. Der Busfahrer habe die Kontrolle verloren, heißt es in den Nachrichten. Als ich am nächsten Tag an der Unfallstelle vorbeifahre, denke ich, die restlichen Insassen hatten großes Glück. Die Stelle war meiner Meinung nach noch eine der flacheren, da hätte es steilere Abhänge gegeben. Das Gefühl im doppelstöckigen Bus oben in der ersten Reihe ist daher etwas mulmig. Die Aussicht ist aber wieder beeindruckend.

Die begleitete Wanderung zum Gipfel des Aconcagua mit seinen knapp 7.000 m dauert in Summe inkl. Akklimatisierung 2-3 Wochen und kostet laut einer Französin, die ich in den Thermen kennengelernt habe, ein paar tausend Euro. Ihr Traum hat sich leider nicht erfüllt, da der Trip aufgrund zu viel Schnees mittendrin abgebrochen werden musste. 

Im Vergleich dazu hatte ich ja nur Geringes vor. Die 16 km zum ersten Camp waren allerdings zwischendurch ganz schön fordernd. Die Aussicht war es aber wirklich wert. Die Luft wurde ab 3.000 m ein wenig dünner, die Sonne hat dafür umso mehr Gas gegeben. Total vermummte Wandergruppen, bei denen nicht ein Millimeter Haut hervorblitze, habe ich überholt. Ich habe mir wie immer mit meinem Regenschirm Schatten verschafft. Mag albern aussehen, stört mich persönlich aber gar nicht. Da der Bus (nur 2x täglich) schon wieder zeitig fuhr, musste ich mich bei den letzten Kilometern ganz schön beeilen. Hab wohl zu viel Zeit mit Fotos machen verbracht. 

Tja und Weihnachten? Weihnachten ist dieses Jahr irgendwie für mich ausgefallen. Das klingt jetzt schlimmer als es tatsächlich ist. Da es immer über 30 Grad hat, es so gut wie keine Weihnachtsdekoration, Musik, Glühwein oder irgendetwas, was einen an die besinnliche Zeit erinnern könnte, gibt, kommt man gar nicht erst in Stimmung und vermisst es daher auch nicht. Es ist halt ein normaler Sommertag. Hier in Uspallata sind auch am 24.12. die Geschäfte wie gewohnt geöffnet. Abends ab 21-22 Uhr geht dann so langsam die Party mit Abendessen los. Die vereinzelt buntblinkenden Häuser spielen laute Technomusik bis tief in die Nacht. Am 25.12. ist dann Familientag angesagt, der wie bei uns mit viel Essen zu tun hat (heißt hier Asado und meint den Grill anschmeißen) und im Freien (Fluss, See, Garten) stattfindet. Ich hatte meine Not ein geöffnetes Restaurant am Heiligabend zu finden, wurde dann aber mit Fastfood und Bier befriedigt. 

Für die große Party zu Silvester geht es als nächstes nach Valparaiso, also wieder nach Chile zurück.

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