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Pucón - Vulkantour

Veröffentlicht: 26.12.2018

Samstag Früh komme ich in Pucon mit dem Bus an. Mein Hostel liegt ein wenig außerhalb des Gewusels, aber immer noch zentral und mit Vulkanblick aus dem Garten zum Villarica UND sogar aus meinem Zimmer! Es sind überwiegend Menschen aus Frankreich hier - wen wunderts bei dem Namen des Hostels: "French Andes" :-D


Ich beschliesse erstmal das Dorf zu erkunden und die Vulkantour direkt für den nachsten Tag zu buchen, denn bislang gaben mir alle folgende Tipps:
1. Mache AUF JEDEN FALL die Vulkantour
2. Mache diese DIREKT, wenn gutes Wetter angesagt ist, denn bei schlechtem Wetter kann man manchmal nicht hoch.
3. Gehe am nächsten Tag in die Thermen, weil es HART wird.

Gut, alles klar, verstanden! Ich buche die extrem teure Tour, umgerechnet 130 Euro. Aber was solls, ist ja morgen Weihnachten und der Rubel muss rollen...

23.12. Vulkanbesteigung

Ich stehe immens früh auf, um pünktlich um 6:30 an der Agentur zu sein. Nachdem endlich die Bude aufgeschlossen wird, dürfen wir in unsere Klamotten hüpfen, die ich schon am Tag zuvor anprobierte. Na toll, meine Schuhe sind nass. Ich bekomme Neue. Top! Ich glaube ich sah noch nie dämlicher in meinem Leben aus, diese schwere Ausrüstung usw. Dann kann es ja losgehen, ist ja kein Schönheitswettbewerb würde Mama nun sagen. Vermutlich weil ich als Kind genauso dämlich in Winterklamotten aussah und es schon da bemerkte :-D
 

Insgesamt besteht die Gruppe aus 9 Touris und 3 Guides, die direkt von Anfang an deutlich machen, dass sie zu cool fur diese Welt sind.
Wir fahren ca. 45 Min. in den Nationalpark Villarica auf ungefähr 1000 Höhenmeter. Dort steigen wir aus und haben die Möglichkeit entweder 400 Höhenmeter mit einem Lift zurück zu legen für etwas Extramoney oder zu laufen. Ich entscheide mich für den Lift. Wird eh noch anstrengend genug!
Uff, was fur ein Lift? Keine Bügel vor einem, gefühlte 80 Jahre alt und unter mir 20 Meter. Bitte lass hier jetzt nichts schief gehen. Ich sehe schon die Schlagzeile der BILD vor mir: "Seilbahnabsturz in Chile - Auch Deutsche unter den Opfern" Ich konzentriere mich darauf die Landschaft anzuschauen und mit meiner Nachbarin zu quatschen. Wir kommen heile an! Juchuuuu, ich lebe!


Als die Gruppe komplett ist, bis auf zwei richtig harte Kandadier, die laufen, starten wir den Weg hoch zum Vulkan. Ca 1200 Höhenmeter liegen vor uns... Die Aussicht ist jetzt schon fantastisch, aber ich trotte dem Guide hinterher. Kann nicht oft aufschauen, weil man sich sonst vertritt und den Berg runterkullert. Und so gehen wir im Schneckentempo eine gefühlte Ewigkeit gleichmäßigen Schrittes den Vulkan hoch. Nach ungefahr 1,5 Stunden, mir tut schon alles weh, ich habe Hunger und merke es ziemlich doll, dass mir Kohlenhydrate fehlen, machen wir endlich die erste Pause und ich kann ein Brötchen und eine Banane essen.



Weiter gehts hoch. Zwischendurch schaue ich immer wieder auf und der rauchige Gipfel scheint gar nicht so fern. Aber die anderen Menschengruppen weiter oben sehen mini aus. Es muss also noch richtig weit sein. Ich beginne diesen Vulkan zu hassen. Wieso bin ich auf diese bescheuerte Idee gekommen, hier hoch zu wollen?!?! Scheiss drauf, ich breche ab, sollen andere von sich behaupten können, sie hätten einen Vulkan bestiegen, ich brauch das nicht!!! Nächste Pause in 25 Minuten. Nagut, bis dahin noch und dann bleib ich da sitzen und warte auf die anderen, ist nun mein Plan...


Wir machen die zweite, eine etwas längere Pause. Via whatsapp verschicke ich schlechte-Laune-Nachrichten, bekomme aber auch super Support von meiner Family. Nagut, ich breche erstmal nicht ab sondern lauf weiter mit. Die nächste Etappe ist auch erstaunlich easy. Ich komme gut voran und schaffe es meinen Kopf umzustellen. Umso höher ich komme, desto besser wird die Laune. Über die Hälfte hab ich ja nun auch schon... Dritte Pause. Jetzt nur noch 30 Minuten bis zum Krater. Das schaff ich jetzt auch noch. Obwohl das letzte Stück echt nochmal richtig fies und hart ist. Und dann plotzlich kaum noch Steigung, liegt der rauchende Krater vor mir. Ich möchte am Liebsten heulen :-D ICH HAB ES GESCHAFFT!!! Euphorisch und vollig fertig gehe ich weiter ran und mache Fotos...




Mit der Gasmaske dürfen wir an die Stelle des Kraters, wo man richtig gut reinschauen kann. Ich fühle mich wie auf einer krassen Expidition mit dieser Gasmaske da rumzulaufen. Aber der Blick in den Krater ist schon cool.



Bevor es nach ungefähr 30 Minuten wieder runter geht, mache ich noch ein paar Bilder von der Aussicht.


Runter geht es dann auf dem Hintern rutschend bzw. mit so einem Plastikteil das aussieht wie eine Pfanne. Eine Schneepfanne würde ich es jetzt mal nennen wollen. Ich probiere es. Scheisse ist das schnell und holperig. An einer unfassbar steilen Stelle bekomme ich Angst und strecke alle Viere von mir, sage dass ich Angast habe und nicht weiter machen möchte. Der obercoolste der zu coolen Guides kommt zu mir und sagt ich solle aufstehen. Ja! Wie denn? Ich klebe halb am Abhang. Irgendwie schaffe ich es dann, der Guide hilft mir nicht. Er sagt missmutig, dass ich dann nun laufen muss und reisst mir die Sachen fürs Rutschen ab mit der schnippischen Begründung, dass ich es nun nicht mehr bräuchte. Den Weg runter kommen immer wieder dumme Kommentare von ihm. Ich flippe aus und schreie ihn an, er solle mich nicht wie ein Kleinkind behandeln. Endlich ist er ruhig. Etwas bergab und nicht mehr ganz so steil beschließe ich, es nochmal zu probieren. Wieder ohne Hilfe dieses Guides mache ich die Rutschsachen an mir fest und schließe mich einer anderen Gruppe, die gerade rutscht, an. Diesmal ist es toll und macht Spaß. Und so komme ich doch noch heile und zufrieden unten an.

Wir ziehen alle Sachen bis auf unsere Eigenen und die Schuhe aus und laufen den restlichen Weg zum Auto durch die Vulkanlandschaft.


In der Agentur angekommen, warten sie mit Bier und anderen Kaltgetränken auf uns. Ich sitze noch etwas mit den anderen zusammen, beschwere mich bei der Agentur über den Guide, bekomme etwas Rabatt und gehe ziemlich geschafft zurück zum Hostel.


ALSO: Wer schon immer mal einen Vulkan besteigen wollte, sollte diese Tour machen, es ist schon ziemlich aufregend dort oben. Für mich war die wichtigste Erfahrung gegen meinen Kopf zu kämpfen und es geschafft zu haben obwohl ich kurz vorm Aufgeben war. Davon werde ich sicherlich noch weiter zehren. Ich bin auch richtig froh es alleine gemacht zu haben. Jede mir bekannte Person hätte gelitten unter meiner Motzerei, so konnte ich nur mit mir selbst motzen :-D

Landschaftlich ist es atemberaubend, aber die Landschaft in der Atacama ist für mich noch etwas schöner und vielfältiger...

Naja und leider haben die Guides gar nichts erklärt sondern uns nur hochgeführt und dumme Witze untereinander gemacht.

Morgen geht es ab in die Thermen. Ich freu mich!!

Besos <3 st.


P.S.: ICH WAR DA OBEN 🙋‍♀️



 



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