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Been There - Don Det

Veröffentlicht: 19.11.2023

Pakse war als nicht ganz so schön beschrieben und nur als Durchfahrtspunkt empfohlen worden. Es hat sich dann aber doch ganz ordentlich mir gegenüber verhalten. Ich hatte zwei lustige Abende mit netten Backpackern und an einem Tag habe ich mir mit einem deutschen Physikstudenten einen Roller ausgeliehen. Ich hatte ordentliche Bedenken, ob ich das Ding beherrschen kann, bin ich doch, was Gleichgewicht angeht, nicht so geschickt. Außerdem hab ich es noch nie probiert und überhaupt, darf ich die Honda Wave 100 cc mit meinem Führerschein eigentlich fahren? Was sollen die Bedenken, am Abend vorher auf der Hauptstraße nach kurzer und perfekter Einweisung probiert und dann die Maschine einfach mitgenommen. Führerschein, nein den brauch ich nicht! sprach Mr. Yves und lachte. Ich bezweifele, das es in Laos überhaupt offizielle Führerscheine gibt! 

Und dann ging es am nächsten Tag auf Richtung Wat Phou, einem Tempel, der zwar nicht in der Größe mit Angkor Wat, was als einer der nächsten Punkte auf meiner Reiseroute steht, mithalten kann, dafür aber deutlich älter ist. Die neue Straße hat es mir einfach gemacht und auch der Regen wurde vom Regencape und dem Grip der Reifen gemeistert. Der Tempel ­ joooaah, war okay, wenn auch eher Steinhaufen als wirklicher Tempel. So, da noch gaaanz viel Sprit im Tank und schließlich der ganze Tag bezahlt war, hab ich mich nochmal in die andere Richtung aufgemacht. Leider habe ich die sich an Kilometer 20 vermeintlich befindende Kaffeeplantage nicht gefunden. Dafür kann ich nun sehr gut neuer von nicht neuer Straße inkl. Staub unterscheiden. Jetzt weiß ich, weshalb man hier auch nur die geringste Entfernung mit dem Roller fährt, es macht einfach Spaß wie die Sau! 

Ich solle nicht immer die schönen Seite schildern, so eine Rückmeldung aus dem Blog. Ja, okay, auch wenn ich ja quasi darauf trainiert bin, das Negative auszublenden. Was mir am Anfang doch ein wenig Kopfkino beschert hat, ist die Hygiene. Wenn man bei solchen Themen zart besaitet ist, wird man hier, glaub ich, nicht so recht glücklich. Ohne zu sehr ins Detail so gehen, folgendes... es gibt in den ländlicheren Gegenden die Hock/Stehklos, die manuell vom Nutzer mit einem Plastikbehälter aus einer nennen wir es mal Regentonne oder einem gemauerten Wasserbecken geschöpft wird, als Waschbecken habe ich es nicht identifiziert, aber ein zusätzliches vor dem Häuschen gibt es nur selten....abgeputzt wird hier normalerweise ebenfalls mit dem Wasser aus besagtem Wasserbecher oder wenn es normale Kloschüsseln gibt mit einem Wasserschlauch (Bidet) und linker Hand (wurde mir zumindest damals in Nepal erzählt)... gekocht und gegessen wird natürlich auch mit den Händen, den Klebreis kriegt man mit Stäbchen oder Besteck ja auch gar nicht bewegt und wird mit den Händen von allen Mitessern geteilt und in die entsprechenden Töpfchen getunkt... Ich bin kein Vegetarier, aber Fleisch vermeide ich hier. Wenn man die Fleischabteilung auf dem Markt gesehen und gerochen hat (die "Kühlung" besteht aus einem Holzstäbchen mit einem aufgeblasenen Frühstücksbrottütchen, mit dem die dicken Fliegen vertrieben werden) und schon mal von Chicken Masala schlimmen Durchfall hatte (diesmal toi toi toi noch nicht) distanziert man sich gerne von Fleisch....Ich weiß nicht so recht, wie das alles funktioniert, aber es scheint hier trotz dessen, dass es manchmal einfach nur schmuddelig ist, eine gewisse Ordnung zu geben. An mancher Stelle wird blitzeblank gebeselt, um den Schmutz dann 3m weiter auf den Boden zu kippen. Auch wenn Küchen aus lediglich einem Topf am Boden bestehen und das Gemüse in der Hand geschnitten wird, werden dennoch ganze Festmale gekocht und es schmeckt einfach phantastisch! Wie gesagt, am besten nicht so genau über alles nachdenken, dann ist alles prima.

Die Reise ging dann weiter zu den 4.000 Inseln. Ich hatte mich für Don Det, der Party­insel entschieden. Naja, Party war zwar möglich aber ebenfalls aufgrund der Nebensaison eher die Schmalversion des Ganzen. Ich möchte mir allerdings nicht vorstellen, wie es zugeht, wenn auf der kleinen Insel (glaube 5 km lang und teilweise nur ein paar hundert Meter breit) Hochsaison ist und überall in den Hängematten Leute liegen und es sich entsprechend mit Alkohol und Happy Shakes gutgehen lassen. Neben diversen Wassersportmöglichkeiten (nein danke, ich bin immer noch von der außergewöhnlichen Erfahrung mit dem Kajak bedient) bietet sich eine Fahrradtour auf dieser und der südlich, durch eine Brücke verbundene Insel an. Da es mal wieder geschüttet hat wie aus Eimern, war es eher Pfützen hupfen (die ganze Insel wartet neben einem etwas breiterem Schotterwegstück mit nur schmalen Trampelpfaden auf, die bei Regen einfach nur Matsch sind) denn Fahrradfahren. Den erneuten Regenschauer verbringt dann einfach relaxed auf Kissen unter einem Bambus-Bungalow bei einem Wasserfall ­ herrlich wenn einen das Wetter so ausbremst.

Ein Gespräch am Abend mit einem Entwicklungshelfer aus Deutschland hat mich allerdings etwas nachdenklich gemacht. Die Organisation unterstützt ein Projekt im Norden Laos, in dem den Dorfbewohnern das durch die Veränderungen in der Agrarwirtschaft abhanden gekommene Wissen um die Seidenraupenzucht und deren Vermarktung wieder zugänglich gemacht wird. Viele Millionen Euro fließen in diesem und ähnlichen Projekten anderer Organisationen nach Laos. Anscheinend wird die aus dem Westen angebotene ­ wenn nicht so gar aufgedrängte ­ Hilfe weit weniger angenommen als sich das deutsche Schwerstreiche, die die Spendenklientel darstellt, vorstellen. Gerne werden die mit dem Projekt verbundenen Annehmlichkeiten wie ein gestellter Transporter etc. angenommen, Unterstützung von den Behörden und lokalen Partnern gibt es aber nicht. Wenn man es jetzt mal positiv ausdrücken möchte, machen die Laoten trotz der in meinen Augen schweren Lebensumstände einen alles in allem zufriedenen Eindruck. Mein Gesprächspartner sprach eher von ignorant, aber was spricht denn gegen eine autonome Haltung? Nichts, wenn da nicht die finanzielle Seite wäre. China im Norden und auch die deutlich reicheren Nachbarn im Westen (Thailand) und Osten (Vietnam) nutzen die überlegene Situation aus. Laos scheint das aktuell aber nur bedingt zu stören. Der Entwicklungshelfer prognostiziert, dass sich in den nächsten Jahren das durchschnittliche Einkommen sukzessive steigern wird und somit Laos bald nicht mehr als Drittland gelten wird. Damit verschwindet aber heutige finanzielle Entwicklungshilfe von diversen Ländern, auf die Laos angewiesen ist. Besonders vorausschauend ist das wirklich nicht....

Und dann geht die Zeit in Laos auch schon zu Ende. Was bleibt? Neben ganz vielen tollen Begegnungen, phantastischer Natur und hervorragenden Geschmackserlebnissen, folgende Farben: 

der braune Mekong, der wesentlich dreckiger aussieht als er ist, 

die orangen Roben der Mönche, die man schon von weitem sieht, 

die hellblauen Socken in den Flipflops mancher Damen (hier schützt man sich vor Sonnenstrahlen, weil man nicht braun werden will, nicht wegen des Hautkrebsrisikos) 

das gelbe Logo des Beerlao, das überall an der Straße und in den "Restaurants" leuchtet, 

das Goldene der Tempel, Stupas und Buddhas,  

die knallbunten Verpackungen der Ersatzreifen für Fahrrad und Mofa, und allem voran das mehr als satte und strahlende hellgrün der unendlichen Reisfelder nach dem Regen! 

Danke Laos -­ Khob chai lai lai! 

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