Im Kojteich
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Seoul - Määääh

Veröffentlicht: 27.04.2023

R E S P E C T

Heute wird's frisch, 13°C, leichter Regen ohne Ende.

Ich habe in der Zwischenzeit mit Akira aus Kyoto geschrieben und eine überraschende Lehreinheit in Sachen Respekt in Asien bekommen.
In Südkorea hat Respekt vor allem mit dem Alter zu tun. Manche nutzen das nur allzu gerne und scheinbar schamlos aus, den renitenten Rentnern hier zu urteilen.

In Japan läuft es gefühlt nicht unbedingt aufs Alter hinaus. Dort ist das Zollen des Respekts weiter verbreitet als das ich es jemals wo anders gesehen habe. Es ist ein ständiger Kampf sein und das Gesicht des Gegenübers zu wahren. Auch, wenn es um das Annehmen und Ablehnen von Angeboten geht. Eine Faustregel, die ich während meiner Jugend mitgenommen habe, unabhängig vom Land:

- Erstes Angebot freundlich ablehnen
- Zweites Angebot widerwillig aber freundlich annehmen

Hat mich auch bisher gut weitergebracht. Und dann kam Akira. In der Übernachtung bei Akira ist ein Shuttle-Service mit inbegriffen. Ich hielt es für ein optionales, freundliches Angebot. Also habe ich in meiner Antwort auf Airbnb freundlich und so respektvoll wie nur möglich dankend abgelehnt. Nicht nur, weil ich ihm nicht zur Last fallen will. Ich schrieb ihm, dass mich nur eine Sache noch mehr erfreuen würde als die Ehre seines Shuttle-Services in Anspruch zu nehmen, und dass sei die Erkundung des schönen Landes zu Fuß.
Die simple, automatisch übersetzte Antwort darauf war genau ein Satz:

"Du hast mehr als genug Gelegenheit, nach dem Check-in zu Fuß zu gehen."

😯 Irgendwie bekam ich beim Lesen leichte "Der Pate" Vibes. Als hätte er beim Lesen meiner Nachricht gedacht: "Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann." Und genau diese Gedanken unsichtbar als Anlange an die Nachricht angehängt, die sich beim Lesen der Nachricht entfaltet haben. Mir bleibt da natürlich eine eine passende Antwort drauf:

"Thank you, Akira. I would be happy to. Please let me know if 13:00 o'clock is a suitable time for you.
My best wishes, Thomas"

Erstes mal ablehnen, zweites Mal dankend annehmen. Bleibe ich dabei, in Deutschland. Aber in Japan werde ich die Geschichte zukünftig in einem Schritt machen. Erstes mal dankend annehmen. 😁

Die Deutschen und ihre Probleme

Nach dieser kostenlosen Meister Miyagi Lerneinheit mache mich auf die Socken. Da ich die Gegend erkunden will, fahre ich nur die Hälfte der Strecke und steige am Fluss aus. Unter der Brücke sind, wie auch sonst weit verbreitet hier, Outdoor-Körperstählanlagen aufgestellt. Am Fluß stehen alle paar hundert Meter diese Fitnessanlagen, die vor allem von den älteren Semestern besucht werden. Auf einer freien Fläche sehe ich einen Mann in seinen 40ern, der seine K-Pop Dance Moves übt. 

Ich ziehe am Fluß entlang und höre mir den wöchentlichen Podcast von "9 Minuten Netto" an. Das ist für mich hier im Grunde die einzige Quelle, mit der ich die Auswüchse der deutschen Politik auch hier antue. In dem Fall geht es unter anderem ums Selbstbestimmungsgesetz. Bock als Gurkenträger in die Frauensauna zu gehen? Vergiss die psychologischen Gutachten, jetzt reicht ein Gang zum Amt. Ich schüttel hier nur den Kopf. Hier sind die Deutschen Probleme so weit weg und nichtig.
Dann berichtet er über die Bücherkorrekturen. Neuerdings  fangen die Verlage an "fett" zu streichen und durch "enorm" zu ersetzt wird. "Enormes Brot" als Band hört sich aber auch irgendwie scheiße an.
Bin gespannt, wann enorm auch negativ konotiert wird.
Das menschliche Gehirn ist die effektivste und energie-effizienste Problemlösungsmaschine aller Zeiten, welche die Bedürfnisspyramide hochklettert. Wenn Leute keine richtigen Problem haben, dann denken sie sich halt welche aus. 🙄

Genug davon, ein Zwischstopp am Wasser ist jetzt angebracht.

Auf in die neue Unterkunft 🏠

Auf dem Weg zum Gasthaus gibt's mal wieder eine Menge zu sehen. Ich merke, dass es zu viel ist, werde müde. Ich sehe hier erneut einen Hilfe-Kopf, der mit seinem Licht auf sich aufmerksam macht. Das gepaart mit dem CCTV, das dürfte wohl abschreckend genug wirken.

Dann sehe ich noch etwas, was ich bisher nur aus dem Internet kann und damals schon für gut befinden hatte. Bisher habe ich dies nur in ähnlicher Form in kleinerer Ausgabe gesehen. Stationen mit kleinen Powerbanks zum Ausleihen. Das ist in Japan ein ständiger Anblick.
Nun aber sehe ich so etwas ähnliches mit Akkus für Mopeds. Schneller auftanken als Benzin, nice.

Irgendwann erreiche ich meine neue Unterkunft. Ich werde super freundlich und nett empfangen, hier passt es soweit. Ich frage ihn, wo ich PCR-Test machen kann. Er schickt mir umgehend eine Adresse bei Whatsapp, nennt mir Preis und weitere Infos. Mich durch das Koreanisch muss ich mich dennoch durcharbeiten. Na ja, kann ich ja morgen machen.

Nachdem ich ein wenig im Café gearbeitet habe, entschließe ich mich dazu, noch heute das "Hospital" aufzusuchen. Ich kann den PCR-Test 72 Stunden vor dem Abflug machen, was jetzt auch ungefähr so weit ist. Ich muss aber die 24 Stunden Laborzeit abziehen. Ich beschließe es lieber jetzt zu machen als später, wo noch eventuell was schief gehen kann. Bei der Adresse angekommen stehe vor einem Hochhaus. Nichts Ungewöhnliches.  Ich habe mir zwar die Bilder vorher angeguckt, und dennoch stehe ich von der Fahrstuhl in der Lobby und versuche heute rauszufinden welches Stockwerke sein könnte. Es ist nicht so, dass du in einen Eingang gehst und da wartet der Empfang auf dich. Nein, dass sind deutsche Maßsstäbe. Hier ist das Leben in Stockwerken organisiert. Ich steige in den Fahrstuhl und wähle die Nummer 3. Die Fahrstuhltür öffnet sich und ein abgeschlossenes, vergittertes Tors offenbart sich. Na gut, ich habe meine Optionen ja vorher ausgelotet, Nummer 5 ist meine zweite Wahl. Dort habe ich mehr Glück. Ich frage nach einem PCR-Test. Die Rezeptionistin zeigt mir mit ihren Armen ein X. "Today finish." Sie gibt mir zu verstehen, dass die Tests bis 16:00 gingen. Na gut, dass ich heute schon da war, um das frühzeitig zu erfahren.

Thanks, Nature 🐑

Ich gehe weiter, arbeiten. Starbucks hatte ich einige Male, wie wäre es mit einem Café mit Schafen? "Thanks Nature Cafe" nennt sich der Laden. Ohne das Internet wäre ich wohl nie drüber gestolpert, denn es ist recht versteckt.

Ich gehe die Treppe runter und werde direkt von einem "Määääh" begrüßt. Und vom obglitorischen Schaffsgeruch gepaart mit einem noch stärkerem Geruch nach Waffeln. Es ist nett hier und wenig los. Das ändert sich relativ schnell, eine Menge Touristen laufen hier ein und aus. Ich arbeite ein wenig, aber irgendwann wird der der immer wieder auftauchende Geruch nach Waffeln zu viel. Denn dieser wechselt sich auch ständig mit dem Geruch von billigem Parfüm ab.
Also verlasse ich das Café, setze mich kurz zu den Schafen und fahre Bebe abschließend durch die Wolle. Oooooooooh mein Gott, ist die flauschig! Ich überlege Bebe mitzunehmen, damit ich mein Bett in der Unterkunft noch flauschiger machen kann. Mein Gremlin schreit kurz ja, doch da bin ich schon wieder auf der Straße. 😅

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