Im Kojteich
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Seoul - Oppa Gangnam Style

Veröffentlicht: 25.04.2023

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Die Nacht war kurz. Trotz Müdigkeit bin ich erst um halb 3 eingeschlafen. Um 7 war es auch wieder zu Ende, einschlafen ist nicht mehr. Na vielleicht kann ich ja bei der Massage etwas Entspannung.

Ich mache mich auf den Weg. Es ist Sonntag, die Sonne lacht bei 22° und klarem Himmel. Ich muss mich sputen, um nicht zu spät zu kommen, nehme den Bus. In einem Land, wo Adressen auf Bezirke aufsetzen, gibt es natürlich keine Straßennamen wie "Hauptstr." oder "Rathausplatz". Entsprechend sind die Haltestellen anders benannt. Es können städtische Einrichtungen, Schulen, Bahnhöfe, Kirchen, Malls oder Cafés sein. Hat seine Vor- und Nachteile. Wenn du dich nicht auskennst, dann ist die Orientierung zum Scheitern verurteilt. Wenn du dich bei uns verläufst, dann helfen noch ein paar Faustregeln:

- Wenn du vom Stadtkern weg gehst, dann steigen die Hausnummern.

- Vom Stadtkern gesehen sind gerade Hausnummern sind rechts, ungerade links

Das Gehupe ist auch hier dauerpräsent, vor allem im Bus. In der halben Stunde Busfahrt wird mehr gehupt als in drei Wochen Japan. Ich stelle eine Vermutung an. Yup, die alte Leier mit der Achtsamkeit. Wenn du nicht mit Fokus dabei bist, muss jemand anders die Fokuslücke schließen; in diesem Fall mit der Hupe. Die Statistiken legen es auch nahe; Südkorea hat pro Kopf drei Mal mehr Verkehrstote als Japan. Japan ist witzigerweise auf dem gleichen Level wie Deutschland. Unerwartet. 🤔


Durchkneten 💆‍♂️

Es war vermutlich die beste Massage, die ich je bekommen habe. Nicht, weil wir uns im Grunde nur durch Lachen verständigt haben. 😁 Nicht, weil Körperkontakt ein grundlegendes Bedürfnis eines jeden Menschen ist. Sonern auch, weil die gute Frau ein paar Kniffe drauf hatte, von denen ich zutiefst beeindruckt war. Und dabei habe ich die günstigste Massage rausgesucht. Ich bin beeindruckt. Es hebt meine Laune, ich komme erheitert aus dem Salon.

Da ich hier sowieso im Shopping-Distrikt gelandet bin, kann ich eigentlich auch direkt das mal machen . Ich sehe einen Lotte Markt, diesmal ist es die "Lotte Young Plaza". "Klingt fancy, geh' ich mal rein." Mehr Gründe braucht es nicht, nicht mal einen Plan, was ich denn überhaupt will. Ich gehe rein, nehme den erste Rolltreppe und lande in einem kleinen 5 * 5 Meter großen Bereich, der die ganze Zeit hier auf mich gewartet hat. Düfte! Schließe ich heute endlich mal eine Mission ab? Ich greife zum erst besten Duft, Black Cherry. Bingo! Ich probiere noch andere durch, aber keiner kommt an den ersten Duft ran. Endlich mein Home-Base-Duft gefunden. Und das für 4 Euro. Es ist mal wieder das übliche; entweder suche ich ewig, oder es ist ein perfekter Glücksgriff. Das denke ich mir erst recht, als ich mich in der Young Plaza umschaue. Sonst nur Klamotten.

Yummy! 🤩

Ich gehe in den ausgewachsenen Lotte Mart Department Store und denke mir beim durchschauen des Lageplans: "Shit. Das sind acht Stockwerke voller Vor- und Nachnamen wie Louis Vuitton und Giorgio Armani." Aber wie auch alle anderen hat die dieser Laden hier ein Food Court im Basement. Und was für einer..

Als ich durch die Gänge gehe, fühle ich mich wie ein kleines Kind im Bonbon-Laden. Das liegt vermutlich daran, dass ich durch Gänge voller Cookies spazieren. Ich komme nicht dran vorbei und nehme mir drei neue Freunde mit. Matcha, Apple-Cinnamon und einen dritten Außergewöhnlichen. Apfel-Zimt wird den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr mitbekommen.  

Beim Mittagessen denke ich mir heute, beflügelt von der Massage: "Gönn' dir!" Es wird ein Donkatsu Special Loin + Fried Shrimp und einem Gangnam Black. Ich habe nicht mal im Ansatz eine Idee, was es ist. Aber ich werde nicht enttäuscht. Na gut, wer keine Erwartungen hat, kann ja auch nicht enttäuscht werden. 😁

Dieser Food Court ist so ganz  meinem Geschmack. Hier könnte ich enden Tag Essen, immer was anderes. Es sind alle Richtungen vertreten. Und auch hier wieder deutsche Namen. Warum auch immer.

Zuckende Wachstumskarpfen 🐟

Nach dem Essen beschließe ich den letzten Versuch für den Switch Adapter zu wagen und danach mal beim e-Sports Studio vorbeizugucken. Ersteres wird mich noch ungemein fordern.
Nach einer Hupkonzert-Busfahrt komme ich bei der Electronic Mall an. Ich stelle fest, dass es natürlich wieder was anderes ist als ich mir vorgestellt habe. 11 Stockwerke, alles voll mit Elektronik. Okay, da könnte ich etwas finden.

Ich nehme die Rolltreppe, schaue mich Stockwerk für Stockwerk um. Mein altes System meldet sich wieder zu Wort, macht dicht, will mein inneres Kind schützen. Warum? Der Introvert-in mir Anteil verträgt sich nicht mit den vielen einzelnen Händlerständen, die wie ein Flohmarkt durcheinander gewürfelt sind, mit thematischen Schwerpunkt pro Etage. 
Stockwerk 1 - 4 sind noch uninteressant, wenn auch spooky. Abgedeckte, verlassene Stände und Bereiche. Keine Kunden, nur vereinzelt am Handy sitzende Händler. Es sind für mich uninteressante Bereiche, aber ich spüre eine innere Unruhe aufziehen.
Stockwerk 5, Computer-Ersatzteile, ich merke das Kribbeln und den inneren Widerstand.
Etage 6, Handys. Okay, das war's. Mein System gewinnt die Oberhand, es will hier raus. Dann halt nicht, ist ja auch nicht so wichtig. Die Beine tragen mich herunter in Etage 5, wo sich plötzlich mein "Fuck it!" Schalter umlegt.

"Vielleicht wirst du erneut nichts finden, vielleicht wirst du dich mit Hand und Fuß verständigen müssen, wie schlimm kann es schon werden?"

Ich betrete die nächste Rolltreppe, diesmal wieder nach oben. Bevor ich es mir anders überlege, mache mich schnurrstracks auf den Weg ins 9. Stockwerk, die Gamingabteilung. Mir wird warm, was nicht unbedingt mit meinem schnellen Gang zu tun hat. Die Rolltreppe auf  8 ½ sehe ich schon, was mit Gaming gemeint ist, Konsolen und Anime Figuren.
Plötzlich sehe ich auch andere Kunden.
Ich drehe eine Runde, hier und da zuckt mein System wie ein Fisch im Boot, drauf und dran rauszuspringen, ins bekannte und schützende Wasser; raus aus dieser neuen Situation.

Als ich genau das erblicke, es ich bereits seit zwei Wochen vergeblich suche, hört der Fisch auf zu zucken und gibt sich seinem Schicksal hin. Ich gehe dreifach sicher, ob es der richtige Adapter ist, die Sicherheit gönne ich meinem System. Glücklich, um eine selbstgewählte wichtige Erfahrung reicher und vermutlich auch um 1 - 2 cm gewachsen verlasse ich das Gebäude und ziehe weiter, zu meiner letzten Station für heute. 😀

Street-Sightseeing 📷

Als ich beim e-Sports Studio von afreecaTV ankomme, ist alles dicht, unbeleuchtet und kein Mensch zu sehen. Es ist zwar schade, aber ich habe nicht unbedingt damit gerechnet hier heute etwas vorzufinden. Es ist generell schwierig Informationen zu diesem Studio zu finden, geschweige denn eine Internetseite. Dennoch bin ich froh dass ich versucht habe und ich verlasse das Gebäude mit einem guten Gefühl. Ich habe zumindest den magischen Ort gesehen und ein wenig die angestaubte Magie aufgefangen, die ich bisher nur aus dem Internet kannte. Unzählige Stunden haben mir meine Lieblingskommentatoren witzige und spannende Momente beschert haben, da ist das hier schon in Ordnung.

Ich entschließe mich die Stunde nach Hause zu Fuß zu gehen. Zuerst komme an einer der unzähligen Malls vorbei, diesmal ist es die CEOX Mall. Und was sehe ich da? Gang-Nam Style! Hier ist eine komplette Statue diesem Lied gewidmet; daneben läuft das Lied rauf und runter. Touristen stellen sich lachend davor und bewegen sich zum Tanz.

Grinsend lege ich mir genau diese Musik auf die Ohre und tanze davon. Die Random-Funktion spült mir anschließend "Axel F - Crazy Frog" in die Gehörgänge. Ach ja, was für unschuldige Zeiten... Ding! Ding! 🐸🛵😁 

Als ich mich mit KakaoMap wieder in die Unterkunft navigiere, probiere ich etwas aus. Ich schalte auf einen der CCTVs und beobachte mich selbst dabei, wie ich eine Kreuzung überquerte. Es ist... einzigartig.

Mission #3 🛕

Auf dem Rückweg zu meiner Unterkunft komme ich an einen großen Tempeln vorbei. Ich hatte den gar nicht auf dem Schirm, irgendwelche Touri-Seiten garantiert. Ich schaue mich kurz um will schon wieder gehen, da trifft mich eine Catch-Phrase "Buddhist Goods Store".
Ich gehe rein, was kann das schon schaden. Innerhalb komme ich wieder raus, nach Duft und Switch-Adapter mit einer dritten erfüllten Mission. Ein Armband für den linken Arm. 
Beim Rausgehen schaue ich mir die die äußeren Gebäude der Tempelanlage an. Mich zieht es nicht mal im Geringsten in die Anlage rien. Auch hier hat es dieses leicht verfallene Feeling.
Es ist irgendwie bunter und bemalter als die Anlagen in Japan, egal ob shintoistisch oder buddhistisch. Und es ist verfallener. Die Kombination wirk auf mich leicht abweisend.
Die Torii waren alle gepflegt, die Anlagen wurden fein bedacht gepflegt.

Ausklang 🔉

Es ist 19 Uhr, ich komme nach Hause. Der Akku ist komplett leer, hatte keine Zeit aufzuladen. Alles fährt runter. Meinem Handy geht es genauso. Es war ein erfolgreicher Tag. Zum Abschluss gönne ich mir einen meiner drei neuen Freunde, Mr. Apple Cinamon und dazu die neuste Folge von "VFX Artists React".
Warum ich das erwähne? 4 Minuten davon erreichen mich auf so vielen Ebenen...

https://youtu.be/QiF5oQtHnyA?t=510

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