Im Kojteich
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Okinawa - Goldfische to go

Veröffentlicht: 07.05.2023

Diese Freundlichkeit - mal wieder 🙇‍♂️

Es ist Mittwoch. Gestern habe ich mir noch überlegt, ob ich die Frequenz des Blogs nicht runterfahren soll. Nach dem Aufstehen bekomme ich von einem Freund die Aussage in den Gruppenchat, dass ich zu oft blogge. Da ist es wieder, diese Insel ist anders. Wenn du mit dem Universum etwas auszuhandeln hast, dann bist du auf Okinawa genau richtig.

Ich mache mich wieder auf den Weg und komme an einer Garagenausfahrt vorbei. Ziemlich unübersichtlich; ich sehe, dass ein Auto vorbei raus will und mache kurz Halt. Der Fahrer bemerkt, dass er mir die den Weg "klauen" wollte, und verbeugt sich auf dem Fahrersitz mit zusammengeklappten Händen. Das ist wirklich nur für tiefste Entschuldigung vorbehalten. Ich bin überrascht. Kurz in 7-11, da sehe ich ihn schon wieder - oder immer noch: Der gut gelaunte Verkäufer von gestern, so gut gelaunt wie gestern.

Täglicher Ablauf wie üblich: und Bento-Box aus der Mall geholt, Schrein besucht, dann einen Park ausgesucht um dort in Ruhe Essen zu können.

Reges Fest 👨‍👩‍👧‍👦

Nun ja, den "in Ruhe" Teil streiche ich, als ich ankomme. Ja, ich wusste, dass heute der Verfassungstag ist. Ich wusste dank Google Maps, dass heute "ein wenig mehr als gewöhnlich" in diesem Park sein würde. Aber mit einem Fest und Kindergeschrei, damit hatte ich nicht gerechnet.

Unerwartet, aber willkommen. Ich denke so darüber nach: Welche Ironie? Ursprünglich habe ich meinen Aufenthalt hier auf der Insel aufgrund der goldenen Woche verlängert. Ursprünglich wollte ich gerne die Feiertage mitnehmen und mal gucken, wie sich das hier so in der Öffentlichkeit äußert. Jedoch heute am Verfassungstag wollte ich eigentlich irgendwo alleine in Ruhe im Grünen abseits etwas essen, und danach nur arbeiten gehen. Stattdessen stolpere ich genau ins Epizentrum. Wäre nicht das erste Mal hier. Ich arrangiere mich damit und genieße die Stimmung und das Essen.

Ich mag es, dass die Traditionen hier so gelebt werden. Aber sie gehen auch mit der Zeit. Überall sieht man die Koinobori, die Karpfenfahnen. Der große, schwarze Karpfen ist der Vater, der rote Karpfen stellt die Mutter dar und jeder blaue Karpfen ein Kind, ursprünglich Sohn. Mit diesen Fahnen wünscht man dem Nachwuchs die Stärke der Karpfens, der gegen den Strom schwimmen muss.

Ich muss dabei grinsen, aus zweierlei Gründen.
1. Ein Japaner, der gegen den Strom schwimmt? Historisch ist das ein gewaltiger Gegensatz, denn in Asien schwimmst du nun mal nicht gegen den Strom.
2. In Deutschland wäre es vermutlich längst umdeklariert zu "schwarz = Elternteil 1 oder 2, rot = gebärende Person, blau = semi-bisexueller Nachwuchs". Bis dann ein weiterer Social Justice Warrior kommt, die Farben als Angriff sieht und es am Ende ganz verboten wird. Im Namen der Diversität, versteht sich.

Bleib' doch noch ein bisschen

Auf dem Rückweg fange ich im Starbucks an zu arbeiten. Ich erkenne eine junge Mitarbeitern wieder; gefärbtes Eiche-Haar im typischen Topfschnitt, vermutlich Anfang 20. Bei Asiatinnen ist das Alter generell schwer zu bestimmen, gerade wenn sie eine Maske aufhaben. 😅
Sie erkennt mich auch wieder, der Freude in ihrem Blick nach zu urteilen. Auch der Geste nach zu urteilen, dass sie mir lachend "Venti" zeigt, meine übliche Auswahl.
Ich muss willkürlich an Nicole's Aussage denken, die gerade fast wie ein letzter Nachruf durch meinen Kopf hallt. "Nicht, dass du für immer dort bleibst." Naaaaa... Aber diese Land wirft mir echt einiges entgegen. 😄

Ich gehe kurz zum Aeon Food Markt und hole mir eine Flasche Wasser. Diesmal entscheide ich mich dazu, den Self-Checkout zu benutzen. Auch das hier ist ein kleines Erlebnis, wenn man das in diesem Land zum ersten Mal macht. Denn anstatt bei einem erfolgreichen Scannen einfach nur zu piepen, hört es sich an, als würde man bei Space Invaders oder einem ähnlichen Videospiel einen Schuss abgeben. Da würde ich glatt einfach nur wegen dem Geräusch in einen Kaufrausch geraten. Pew! Pew!

Vorbei an den, mit jungen Mädchen überquellenden, Photobooths geht's wieder in die Unterkunft, das Geld will verdient werden.

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