Veröffentlicht: 01.05.2018
Rom ist toll, aber Rom platzt an einem infolge von Feier- und Brückentag verlängerten Wochenende auch aus allen Nähten. Bei meiner Besichtigungstour lauten deshalb die beiden wichtigsten Fragen: Wie komme ich am schnellsten auf das Areal, das ich sehen will und wie schieße ich Fotos vom Areal ohne Menschen darauf? Tja, ein Kampf beginnt, ein Kampf gegen alle anderen Touristen.
Die am härtesten umkämpften Sehenswürdigkeiten stellen jene dar, die berühmt und kostenfrei zugänglich sind - wie etwa der Petersdom, die Spanische Treppe oder der Trevi-Brunnen. Hier muss ich tief in die Trickkiste greifen, um Bilder ohne Menschen zu bekommen – doch meist mit wenig zufriedenstellendem Ergebnis. Folgen jene Highlights, die bekannt, aber kostenpflichtig sind - wie etwa das Kolosseum, für das es ein Kombi-Ticket mit dem Forum Romanum gibt, sodass man nur einmal anstehen muss. Hier drängle ich mich, ich gebe es ja zu, ein wenig vor (nicht auf die ganz unverschämte Art, nur ein bisschen), worauf ich von einem Mann hinter mir gleich als „Trump“ bezeichnet werde. Ich nehme den Kommentar reaktionslos hin und bin in 30 Minuten im Kolosseum. Jene Sehenswürdigkeiten, die etwas kosten und nicht zu den großen Favoriten gehören – wie etwa die Caracalla-Thermen – sind eine wahre Wohltat. Eine überschaubare Anzahl von Besuchern, kein Gedränge an den Kassen und ein deutlich angenehmerer Lärmpegel.
Die öffentlichen Verkehrsmittel, vor allem die Busse sind ebenfalls zum Bersten voll, für die Sonnenplätze vor den Restaurants muss man anstehen, und generell braucht man fürs Vorwärtskommen in den engeren Gassen oder rund um die beliebten Hotspots sehr viel Geduld. Zudem erschweren Kundgebungen zum 1. Mai die Fortbewegung, hier und dort sind Straßen gesperrt, manche Plätze müssen weiträumig umrundet werden. Ich höre meine Füße laut fluchen...
Und dennoch: Rom ist und bleibt toll, der Anblick des Forum Romanum mitten in der Stadt haut mich jedes Mal um, das Kolosseum – v.a. wenn man auf den Rängen steht – raubt mir den Atem, und ich fühle mich auf Schritt und Tritt mit jahrtausendealter Geschichte verbunden. Was ich auch spüre, ist die starke Präsenz der katholischen Kirche, eine Macht, die eher Angst einflösst als einlädt und die mich nachdenklich stimmt. Tja, und da sind noch die wunderbaren kleinen Gässchen, die wegen des geringen Lichteinfalls immer etwas melancholisch wirken, die schmalen Häuser in allen möglichen Gelb- und Orangeschattierungen und die gepflasterten Plätze mit Springbrunnen, Trattorien, Eisdielen und Unterhaltungskünstlern aller Art.
Ganz egal also, ob zusammen mit unzähligen anderen Touristen oder ganz allein, Rom ist immer einen Besuch wert, und der Aufenthalt an einem sehr belebten Wochenende war für mich eine gute Übung in Geduld und Gelassenheit. Nur ins Kolosseum, das mich von allen Bauwerken am stärksten anzog, musste ich so schnell wie möglich hinein.. 😊