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Sizilien - Teil 1: Taormina und Syrakus

Veröffentlicht: 11.05.2018

Taormina ist ein Traum. Das Städtchen auf einem Hügel in der Nähe des Ätna ist die erste Station meines Sizilien-Aufenthaltes. Meine Besichtigungstour beginne ich diesmal ohne Umschweife beim für mich attraktivsten Highlight der Ortschaft: dem antiken Theater.

Meine Lungen füllen sich schlagartig mit Luft, als ich die oberste Sitzreihe des Theaters betrete und auf die Bühne und die Landschaft rundum mit Meer, Bergen und Himmel hinunterschaue. Es ist schwindelerregend schön, nicht nur weil ich so weit oben stehe. Der römische Bau aus dem 2. Jh. v. Chr. wurde über einem kleineren Theater griechischen Ursprungs errichtet und liegt in den Hang eingebettet. Ich springe umher und versuche, die perfekte Position fürs Fotografieren zu finden, um all das einzufangen, was mich berauscht und so lebendig macht. Es laufen natürlich auch hier Touristen in besonders auffallenden, neongelben oder pinken Outfits umher, die ich nicht direkt neben meinem antiken Schatz abgebildet haben möchte. So warte ich immer wieder geduldig, bis die leuchtenden Farben vorbeiziehen und sich eher pastellfarben gekleidete Menschen (oder im Idealfall gar keine) vor meiner Linse gruppieren.

Ich umrunde das Theater, gehe auf die Bühne, setze mich ins Publikum, wo zwischen den Sitzreihen Mohnblumen wachsen und speichere die prickelnde Atmosphäre sorgfältig in all meinen Zellen. Es ist ein weiterer Höhepunkt meiner Reise; Taormina ist jetzt schon in meinem Herzen.

Als Wolken aufziehen, mache ich mich auf den Weg, denn ich will auch noch zur Ruine einer ehemaligen Festung oberhalb der Stadt. Ich spaziere durch die Gässchen zunächst zum Hauptplatz mit dem Dom und klettere dann über eine Treppe zum Kirchlein Santuario Madonna della Rocca hinauf. Ich gehe hinein und zünde eine Kerze an. Eine Gewohnheit von mir, wenn ich das erste Mal in einer Ortschaft bin, die mich berührt.

Bis zur alten Festung ist es von hier aus nur noch ein Katzensprung. Die Anlage ist zwar offiziell nicht zu besichtigen, doch scheinbar hat ein Freund verlassener Orte bereits ein paar Eisenstäbe aus dem Gittertor herausgesägt, sodass man mühelos auf das Gelände kommt. Ich schaue nach allen Seiten auf die wunderschöne Landschaft hinunter, wobei mein Blick immer wieder zum antiken Theater zurückwandert, das mich so verzaubert hat.

Am Abend gehe ich noch an den Strand und merke erst dort, dass ich meinen Bikini in der Unterkunft vergessen habe. Ich muss aber unbedingt ins Wasser, ich brauche die Abkühlung so dringend, dass ich mich in mein Tuch einwickle, das ich stets gegen Klimaanlagen aller Art bei mir habe, und so baden gehe. Das Leben ist schön.

Am nächsten Tag besichtige ich die gut 100 km entfernte Ortschaft Syrakus. Meine Gedanken kreisen immer noch um Taormina, und Syrakus müsste viel bieten, um die Erlebnisse des Vortages zu übertrumpfen. Doch das tut die Stadt nicht. Syrakus hat zwar auch einen archäologischen Park mit einem sogar noch größeren griechischen Theater und einem Amphitheater obendrauf, dennoch kommt bei mir keine Euphorie auf. Einerseits liegt es sicher daran, dass das griechische Theater gerade für die Abendvorstellung vorbereitet wird und überall Scheinwerfer, Absperrungen und Planen zu sehen sind. Andererseits ist die Umgebung ziemlich nichtssagend und in keiner Weise mit der atemberaubenden Landschaft in Taormina zu vergleichen. Zudem hat es bestimmt auch mit persönlicher Vorliebe zu tun.

Das römische Amphitheater ist dennoch ganz sehenswert, im berühmten „Ohr des Dionysios“ stinkt es jedoch nach faulem Fisch und Urin. Es handelt sich hierbei um eine Höhle mit einer außergewöhnlichen Akustik. Die Legende besagt, dass Dionysios seine Gefangenen in dieser Grotte einsperren ließ, um ihre Gespräche zu belauschen. Da die besondere Form des Stollens jedes noch so leise Geräusch verstärkt, gelangte alles, was man hier sagte, bis ans Ohr des Herrschers am anderen Ende der Höhle.

Nach dem Besuch des archäologischen Parks gehe ich in den Stadtteil Ortygia. Dieser liegt auf einer Insel aus Kalkstein, die über drei Brücken erreichbar ist und stellt den historischen Kern der Stadt dar. Die Gässchen sind schmal und süß, der Platz um den Dom sehr hübsch, doch die Festung Maniace an der äußersten Spitze der Insel, auf die ich es eigentlich abgesehen habe, ist leider zu. Tja, ich will trotzdem ein Foto, wenigstens von oben. Also betrete ich ganz selbstbewusst die Fakultät für Architektur nebenan, nicke dem Pförtner zu und steige die erste Treppe, die mir entgegenkommt, bis zur letzten Etage hoch. Ich habe Glück, denn der Vorlesungssaal, vor dem ich stehe, ist menschenleer, das Fenster mit Blick auf die Festung lässt sich öffnen und schon habe ich mein Foto. Dem Pförtner nicke ich beim Hinausgehen fröhlich zu.

Syrakus ist auf jeden Fall eine sehenswerte Ortschaft, dennoch konnte die Stadt meine Gedanken nicht von Taormina ablenken. Mal sehen, was Catania und Palermo, meine beiden letzten Stationen auf dieser langen Reise, die doch wie im Nu verflogen ist, im Ärmel haben.. 😊

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