Ich bin dann mal weg
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Neuseeland, die Südinsel

Veröffentlicht: 19.01.2023

Aotearoa! Das Land der langen weißen Wolke! So nennen die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, ihr Land. Nach zwei längeren Flügen bin ich am frühen Morgen des 26.12. in Christchurch, der größten Stadt der Südinsel von Neuseeland und Hauptort der Provinz Canterbury, angekommen. Aufgrund der ungünstigen Flugzeiten konnte ich weder während des Flugs nach Melbourne noch beim Weiterflug nach Christchurch schlafen. Obwohl die Einreise etwas länger dauerte, war es erst halb sieben morgens, als ich den Bus ins Zentrum nach Christchurch genommen habe. Der Bus wurde von einer Busfahrerin gefahren, in meinem kompletten halben Jahr in Asien hatte ich ausschließlich männliche Bus- und Taxifahrer. Erwartungsgemäß war es deutlich kühler als in Indonesien, der Sommer auf der Südinsel von Neuseeland ist in etwa mit dem deutschen Sommer vergleichbar. Christchurch galt vor dem verheerenden Erdbeben vom 22. Februar 2011, bei dem 185 Menschen ums Leben kamen, nicht nur als schönste Stadt Neuseelands, sondern auch als eine der schönsten Städte der südlichen Hemisphäre. Der Wiederaufbau ist immer noch nicht abgeschlossen, was man überall sieht. Es gibt immer noch viele Baustellen und freie Flächen mitten in der Stadt, die übergangsweise als Parkplätze genutzt werden. Drei Tage, wovon ich den ersten Tag fast verschlafen habe, blieb ich dort in einem Hostel in zentraler Lage. Die Unterschiede zu Asien könnten größer nicht sein: Die Stadt ist blitzsauber, alles macht einen perfekt geordneten und organisierten Eindruck. Besonders habe ich mich darüber gefreut, dass es nach all der Zeit in Asien endlich wieder vernünftigen Käse, Wurst und Wein zu kaufen gab. Das neuseeländische Brot lässt zwar zu wünschen übrig, das Baguette ist jedoch recht gut. Leider sind die Preise gerade im Supermarkt deutlich höher als in Deutschland, insgesamt fast doppelt so hoch. Ich war in der Stadt viel spazieren und besuchte den Botanischen Garten und besichtigte das Canterbury Museum und das Quake City, ein Museum über Erdbeben im Allgemeinen und das Erbeben von 2011 im Speziellen. Eine Fahrt mit der historischen Straßenbahn aus dem 19. Jahrhundert sparte ich mir aufgrund des hohen Preises. Ebenso musste ich auf Besuche im Restaurant verzichten, an die ich mich in Asien so gewöhnt habe. Mir war klar, dass ich mir das in Neuseeland nur ausnahmsweise würde leisten können. 

Am 29.12. fuhr ich mit dem Bus zurück zum Flughafen, um meinen Campervan abzuholen, den ich bereits im August für insgesamt 30 Tage gebucht hatte. Neuseeland ist mit Bus und Bahn kaum zu bereisen, da nur die Städte ans Verkehrsnetz angeschlossen sind. Und davon gibt es gerade auf der Südinsel nur wenige. Auf einer Fläche von ca. 150000 Quadratkilometern, knapp halb so groß wie Deutschland, leben nur etwa so viele Menschen wie in Köln. Auf der Nordinsel hingegen wohnen auf etwas mehr als 110000 Quadratkilometern in etwa so viele Menschen wie in Berlin. Warum also ein ordentliches Bus- und Bahnsystem für so wenige Menschen?? Also reiste ich genauso wie die "Kiwis", wie die Neuseeländer sich gerne selbst nennen, denn campen ist dort Volkssport! Mein Campervan war mit einem Gaskocher und einem Kühlschrank ausgestattet. Der große Unterschied zu meiner bisherigen Reise war, dass ich nun hinfahren und anhalten konnte, wo auch immer ich wollte. Die ersten Tage war ich täglich auf einem anderen Campingplatz. Ich fuhr von Christchurch aus über die Trotter's Gorch, wo ich eine Nacht blieb und am Katiki Beach das erste Mal im recht kühlen Meer badete, über die sehr sehenswerte Stadt Dunedin mit einem interessanten Museum und der ältesten Universität Neuseelands auf die Otago-Halbinsel. Dort gibt es neben Seelöwen, anderen Robben und Albatrossen mit etwas Glück auch die seltenen Gelbaugenpinguine zu sehen. Bei einer geführten Tour kamen wir kurz den Pinguinen recht nahe. Am 31.12. ging es dann immer weiter an der Küste entlang an einer der schönsten Küsten des Landes, der Catlins-Coast. Allgemein gilt bei Fahrten auf Neuseeland: Der Weg ist das Ziel! Man sollte also immer viel Zeit für Zwischenstopps für Fotos oder auch kleinere Wanderungen einplanen. Oft wird man auf kleinen Straßen auch von Schafen ausgebremst, wovon es 35 Millionen in Neuseeland gibt. Überall gibt es wahnsinnig viel zu entdecken. So stoppte ich sowohl am Kaka-Point als auch am wunderschön gelegenen Nugget-Point mit seinen Seelöwen, sowie an zwei Wasserfällen für kürzere Wanderungen. Gegen Abend erreichte ich schließlich meinen Campingplatz beim Örtchen Papatowai, wo ich die ruhigste Silvesternacht meines Lebens verbrachte. Leider war es an diesem Abend auch ziemlich frisch. Ich habe nur kurz mit meinen Nachbarn auf's neue Jahr angestoßen und das war es auch schon. Das war auch gut so, denn an Neujahr stand mir eine längere Fahrt bevor: Erst mit ein paar Zwischenstopps bis zum Curio Bay an den beinahe südlichsten Punkt der Südinsel und anschließend Richtung Nordwesten ins Fjordland zu einem Campingplatz in der Nähe von Te Anau, dem Ausgangspunkt für den berühmten Milford Sound. Dieser Campingplatz lag malerisch am Te Anau-See, das war auch notwendig, da es dort wie auf vielen DOC-Plätzen (DOC steht für "Department of Conservation") weder Elektrizität noch Duschen gab. Dafür liegen diese Plätze fast immer in einer traumhaften Umgebung und sind sehr preiswert. Die Seen und Flüsse Neuseelands haben durchwegs eine hervorragende Wasserqualität. 

Am 2.1. fuhr ich also über die Milford Road 110 km zum Fjord Milford Sound, dem einzigen Fjord im Südwesten der Südinsel, der über eine Straße zu erreichen ist. An der Milford Road könnte man sich gut und gerne einen kompletten Tag aufhalten, so viele lohnenswerte Orte gibt es dort. Neben mehreren Aussichtspunkten und Wasserfällen sind die Mirror Lakes besonders hervorzuheben. Ich hielt also sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg einige Male an um zu fotografieren und um die seltenen Keas zu sehen, die an diesen Orten oft zu beobachten sind, da sie Essen von Touristen klauen wollen. Die Keas sind die einzigen Bergpapageien der Welt, sie haben die Intelligenz eines vierjährigen Kindes und es gibt sie nur auf der Südinsel von Neuseeland. Im Wald sind sie kaum zu entdecken, doch manchmal kommen sie an belebte Orte, um etwas Essbares abzubekommen. Leider waren sie an diesem Tag schon satt oder hatten etwas besseres zu tun, als Touristen zu bespaßen. Angekommen am Milford Sound bestaunte ich den riesigen Fjord und beschloss, mir eine Bootsfahrt durch die komplette Bucht bis ins offene Meer und wieder zurück zu leisten. Die Fahrt dauerte zweieinhalb Stunden und wir bekamen großartige Landschaften, Wasserfälle und Seebären zu sehen. Einige Szenen aus "Herr der Ringe" wurden am Milford Sound gedreht. Trotz des Preises von umgerechnet 68€ hat sich dieser Ausflug wirklich gelohnt! Anschließend fuhr ich zurück nach Te Anau, übernachtete dort eine Nacht und fuhr am 3.1. nur 20 km weiter zum Ort Manapouri zum gleichnamigen See. Auf dem Weg dorthin befindet sich der Fluss, der als "Anduin" allen "Herr der Ringe"- Fans ein Begriff sein müsste. In Manapouri verbrachte ich einen entspannten Nachmittag am Strand, leistete mir einen Seefood-Basket und ein Bier in einem Restaurant und machte einen Tag später eine wunderschöne Wanderung in einem nahegelegenen Feuchtgebiet, den Rakatu-Wetlands, die ich durch Zufall entdeckte.

Am 5.1. ging es dann bei Regen weiter nach Queenstown. Die Stadt liegt fantastisch am Lake Wakatipu, ist aber sehr touristisch und bezeichnet sich selbst als "World Capital of Adventure". In der Innenstadt befindet sich ein Anbieter von Fallschirmspringen, Bungee-Jumping, Paragliding usw. am anderen. Und es ist unglaublich teuer. Trotzdem sollte man zumindest kurz nach Queenstown kommen, um den in ganz Neuseeland (zu Recht!) berühmten Fergburger zu essen! Wieder hatte ich einen Campingplatz in perfekter Lage am See, direkt an einem weiteren Drehort von "Herr der Ringe". Trotzdem fuhr ich nach einer Nacht am Wakatipu-See bereits weiter nach Wanaka, ebenfalls an einem See gelegen. In Arrowtown machte ich einen kurzen Zwischenstopp, um ein chinesisches Dorf aus der Zeit des Goldrausches vor über 150 Jahren zu besichtigen. Mein Campingplatz in Wanaka, an dem ich insgesamt drei Nächte verbringen sollte, lag malerisch an einem Fluss. Das Wetter war inzwischen wieder besser und so machte ich am 7.1. eine längere Wanderung im Mount-Aspering-Nationalpark auf dem Rob-Roy-Gletscher-Track. Leider war es fast immer bewölkt, doch der Gletscher war gut zu sehen. Nach der zweiten Nacht in Wanaka beschloss ich, auch aufgrund des inzwischen wieder hervorragenden Wetters, in den Mount-Cook-Nationalpark zu fahren, wo sich die höchsten Berge Neuseelands befinden. Der DOC-Campingplatz dort war der bisher schönste, direkt unterhalb des Gletschers des Mount Sefton gelegen. In einer kürzeren Wanderung gelangte ich zum Aussichtspunkt auf Mount Sefton und Mount Cook, mit 3721m der höchste Berg Neuseelands und seinem Gletscher. Anschließend spazierte ich noch zum "Kea-Point", doch Bergpapageien gab es dort leider wieder keine. Am nächsten Tag, dem 9.1., machte ich dann eine längere Bergtour über knapp 1100 Höhenmeter bis zu einem Aussichtspunkt, dem "Mueller Hut". Diese Wanderung begann harmlos, führte dann jedoch in hochalpines Gelände bis zu den Gletschern, wobei Schneefelder zu überqueren waren. Die Aussicht war grandios! Nach dem Abstieg fuhr ich in einer dreistündigen Fahrt, unterbrochen von einem Badestopp im kühlen Pukaki-See, zurück nach Wanaka, wo ich auf meinem alten Campingplatz eine weitere Nacht verbrachte.

Am 10.1. hatte ich dann eine längere Fahrt über den Haast-Pass bis zu den Gletschern der Westküste zu bewältigen. Auf dem Weg dorthin legte ich einen Stopp ein um die Blue Pools zu besichtigen und mich dort abzukühlen. Ich war jedoch nach ein paar Sekunden wieder draußen, denn das Wasser war eisig. An der Küste machte ich nach einem Einkaufsstopp in Haast noch eine kurze Wanderung zum Monro-Beach, wo man oft Fjordlandpinguine sehen kann. Leider waren sie nicht da, doch der Weg hat sich trotzdem gelohnt. Mein Campingplatz befand sich im absoluten Niemandsland direkt am Gillespie-Beach und war nur über einen 20km langen Feldweg zu erreichen. Am nächsten Tag machte ich erst eine kurze Wanderung rund um den Lake Matheson, in dem sich an klaren ruhigen Tagen der Mount Cook spiegelt. Ja, ich war jetzt genau auf der anderen Seite des Mount Cook als zwei Tage zuvor. Und dafür bin ich fast 500 km gefahren! Doch es gibt keine kürzere Möglichkeit um an die Westküste zu kommen. Leider war es nicht windstill und der Berg spiegelte sich deshalb nicht im Wasser. Trotzdem ist dieser See wunderschön und bietet fantastische Ausblicke. Es soll dort auch Kiwis geben, die scheuen, nachtaktiven, flugunfähigen National-Vögel Neuseelands. Doch kaum ein Einheimischer hat in seinem Leben jemals einen Kiwi in freier Wildbahn gesehen! Nachmittags spazierte ich zu einem Aussichtspunkt um den Fox-Gletscher zu sehen und war etwas enttäuscht, weil der Gletscher doch recht weit entfernt war. Genauso empfand ich es am darauffolgenden Tag, als ich zum Aussichtspunkt für den Franz-Josef-Gletscher wanderte. Mein Problem war einfach, dass ich wenige Tage zuvor die Gletscher im Mount-Cook-Nationalpark so nahe hatte. Nach der Wanderung am Franz-Josef-Gletscher fuhr ich an der Küste weiter nach Norden mit zwei längeren Zwischenstopps an der Okarito-Lagune und am Ianthe-See bis zum Mahinapua-See, wo ich eine Nacht blieb.

 Am nächsten Morgen ging es weiter nach Hokitika und nach einem kurzen Stadtbummel verließ ich die Küste um am Arthur's Pass eine Wanderung zu machen. Außerdem hoffte ich darauf, dort endlich Keas zu sehen. Das war meine letzte Chance, da ich in den kommenden Tagen nicht mehr im Gebirge sein würde und anschließend die Südinsel verlassen würde. Diesmal war das Glück auf meiner Seite! An einem Café waren zwei Keas, die darauf hofften, etwas zu essen klauen zu können. Die Wanderung führte anschließend durch Wälder zu einem Wasserfall. Im Anschluss daran fuhr ich an die Küste zurück und fuhr am Meer Richtung Norden bis Punakaiki. Leider regnete es auf dieser Fahrt fast durchgehend und ich konnte aus diesem Grund die spektakuläre Küstenlandschaft nicht genießen. Punakaiki ist für die "Pancake-Rocks" bekannt, die wie aufeinander gestapelt Pfannkuchen aussehen. Außerdem liegt die Ortschaft direkt am Paparoa-Nationalpark, wo es wieder jede Menge Möglichkeiten für Wanderungen gibt. Also blieb ich auf dem Campingplatz dort zwei Nächte um einen vollen Tag zum Wandern zur Verfügung zu haben. Die Wanderung war wunderschön, nur nachmittags bei den Pancake-Rocks war es leider bewölkt. Den Abend verbrachte ich mit einer Gruppe deutlich jüngerer Reisenden, die alle "Work-and-Travel" in Neuseeland machten. So war die Nacht etwas kurz, als ich am Morgen des 15.1. zeitig aufbrach um mir nochmal die Pancake-Rocks bei Sonne anzuschauen und um bis in den äußersten Norden der Südinsel zum Abel-Tasman-Nationalpark zu fahren. Auf dem Weg dorthin machte ich nur einen kurzen Umweg zur Robben-Kolonie am Cape Foulwind. Trotzdem erreichte ich den Ort Marahau erst gegen 5 Uhr nachmittags. Auf dem Campingplatz dort lernte ich François, einen Franzosen in meinem Alter kennen! Wir beschlossen, am kommenden Tag zusammen im Abel-Tasman-Nationalpark zu wandern. Mit dem Boot fuhren wir vormittags ein gutes Stück in den Nationalpark hinein. Von dort aus wanderten wir in sieben Stunden wieder zurück nach Marahau. Der Weg war unglaublich schön und überhaupt nicht überlaufen. Leider konnten wir die meisten der goldgelben Strände, die zu den schönsten Neuseelands gehören, nur von oben sehen. Es wäre meistens ein deutlicher Unweg gewesen, zu den Stränden zu gehen. Somit beließen wir es bei nur einem Badestopp. 

Am 17.1. fuhr ich schließlich Richtung Picton, von wo aus ich am 18.1. morgens mit der Fähre nach Wellington auf die Nordinsel gefahren bin. Bei den Marlborough-Sounds rund um Picton verabschiedete ich mich von der Südinsel, wo ich eine großartige Zeit hatte! Glücklicherweise spielte auch das Wetter fast immer mit, das ist keine Selbstverständlichkeit. Fast jeden Tag war ich irgendwo im Wasser, in Seen, Flüssen oder im Meer. Auf meinem Campingplatz 15 km vor Picton hatte ich noch die Möglichkeit, in einem Fjord zu baden!

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