Ich bin dann mal weg
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Neuseeland, die Nordinsel

Veröffentlicht: 30.01.2023

Am 18.1. fuhr ich also mit der Fähre von Picton von der Südinsel nach Wellington, der Hauptstadt Neuseelands auf der Nordinsel. Mit meinem Campervan klappte alles problemlos, ich musste nur etwas warten, bis ich auf die Fähre fahren konnte. Der erste Teil der Fahrt ging durch die Marlborough-Sounds, leider war es bewölkt und die Aussicht war deshalb nicht ganz so spektakulär, wie sie hätte sein können. Nach einer dreistündigen Fahrt kam ich in Wellington an, wo ich mir die Stadt anschaute und das hervorragende Te-Papa-Museum besichtigte. In diesem Museum geht es u.a. um die Kultur und die Natur Neuseelands sowie die Geologie. Es gibt z.B. ein Häuschen, in dem ein Erdbeben mit der Stärke von 6,3 auf der Richterskala simuliert wird (genau die Stärke des Bebens, das 2011 Christchurch zerstörte!). Außerdem gibt es eine unheimlich interessante Ausstellung über die Rolle neuseeländischer Soldaten in der Schlacht von Gallipoli im ersten Weltkrieg. Insgesamt hatte ich von Wellington einen sehr guten Eindruck. Alles ist sehr sauber und gepflegt. Besonders hat mir die Cuba Street und die Promenade am Meer gefallen. Am frühem Abend fuhr ich von Wellington an der Westküste Richtung Norden, wo ich die Nacht auf einem Campingplatz verbrachte, und wo ich auch das erste Mal auf der Nordinsel im Meer badete.

Am nächsten Vormittag ging es weiter Richtung Norden, erst noch ein Stück an der Küste entlang, und dann im Landesinneren bis zum Tongariro-Nationalpark. Später als geplant kam ich dort an, obwohl ich nur einen Badestopp machte und deutlich seltener als auf der Südinsel zum Fotografieren anhielt. Das lag v.a. an einem Teil der Strecke, der mit Baustellen übersät war. Der Tongariro-Nationalpark, der älteste Nationalpark Neuseelands, wurde weltberühmt als Drehort von "Herr der Ringe", da dort die Szenen aus Mordor, dem Reich des bösen Herrschers Sauron, gedreht wurden. Als "Schicksalsberg", wo der Ring geschmiedet wurde und vernichtet werden muss, musste der Vulkan Ngauruhoe, einer von drei Hauptvulkanen des Nationalparks, herhalten. Durch diesen Nationalpark führt das Tongariro-Crossing, eine der bekanntesten Tageswanderungen Neuseelands. Mit meinen beiden Nachbarn vom Campingplatz, Lisa und Steffen aus Bremen, machte ich mich am folgenden Tag auf den Weg. Zu Beginn ging es leicht bergauf bis zu einem Wasserfall, den Ngauruhoe stets im Blick, und zu Beginn auch den höchsten Vulkan des Nationalparks, den über 2700 Meter hohen schneebedeckten Ruhapehu, dann wurde es langsam steiler. Nachdem der höchste Punkt erreicht war, ging es steil bergab zu mehreren kleinen Seen, den Esmerald Lakes, bis schließlich der wunderschöne Blue Lake erreicht war. Von dort aus führte der Weg in zweieinhalb Stunden ins Tal. Die Wanderung war wirklich spitze und gehört zu meinen persönlichen Highlights in Neuseeland. Anschließend machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Lake Rotoaira und ich fuhr anschließend zu "Gollums Pool", einem Wasserfall, der sich in einen Gumpen ergießt, einem weiteren Drehort von "Herr der Ringe". Am folgenden Tag machte ich vormittags noch eine kürzere Wanderung zum Taranaki-Wasserfall. Auf dem Weg dorthin hatte ich noch einen wunderbaren Blick auf die Vulkane Ngauruhoe und Ruhapehu. Anschließend fuhr ich weiter nach Taupo, wo ich noch einen Abstecher zu den Huka-Wasserfällen machte und mir die "Craters of the moon", einem Thermalgebiet mit hervorquellenden Dämpfen und Schlamm-Fumarolen anschaute und im Taupo-See badete. Die Nacht verbrachte ich auf einem kostenlosen Campingplatz in der Nähe der Wasserfälle.

Am 22.1. führte mein erster Weg zum Thermalgebiet von Wai-O-Tapu, den berühmtesten Thermalquellen der Region. Bei einem Spaziergang können hier Seen besichtigt werden, die die Färbung der in ihnen gelösten Chemikalien angenommen haben. So gibt es hier gelbe Seen (Schwefel), violette (Mangan), sowie grüne (Arsen)! Danach machte ich einen kurzen Stopp in Rotorua, wo ich mir die Maori-Siedlung Ohinemutu anschaute. Leider ist das Versammlungshaus von innen nicht zu besichtigen und die Kirche war verschlossen. Anschließend fuhr ich in die Nähe von Matamata, wo die Herr der Ringe-Szenen aus dem Auenland gedreht wurden und das Dorf der Hobbits Hobbiton (bzw. auf Deutsch Hobbingen) liebevoll gepflegt wird. In einer nicht ganz billigen geführten Tour wurde ich mit ca. 15 anderen Besuchern mit dem Bus durchs "Auenland" bis zum Eingang des Ortes gefahren, dann spazierten wir durch das Dorf. Detailgetreu wurden hier einige Hobbit-Höhlen samt Vorgärten errichtet, die Gärten werden bis heute noch bepflanzt. Alles wird tadellos und mit viel Liebe gepflegt. Außerdem gibt es im Dorf eine Mühle zu sehen und das Wirtshaus "Zum grünen Drachen", wo jeder Besucher ein Getränk gratis bekommt. Ob man unbedingt hierhin muss, wenn man Neuseeland bereist, sei einmal dahin gestellt. Für jeden Fan von Mittelerde ist es jedoch auf jeden Fall ein Muss! Anschließend übernachtete ich auf einem Campingplatz, nur zwei Kilometer von Hobbiton entfernt. Dort war anscheinend Deutschen-Treff und ich verbrachte den Abend mit 9 Deutschen, davon zwei jungen Paaren mit Baby, die die Elternzeit nutzen um Neuseeland zu bereisen. 

Am nächsten Tag hatte ich leider eine lange Fahrt vor mir, über Hamilton und Auckland in den hohen Norden Neuseelands bis nach Waitangi in die "Bay of Islands". Waitangi ist der Gründungsort des modernen Neuseelands. Im Vertrag von Waitangi wurden dort im Jahr 1840 die Beziehungen zwischen Neuseeland und Großbritannien geklärt und die Besitzverhältnisse der Maori wurden geregelt, wenn auch die dort garantierten Rechte der Maori in der Folgezeit oft nicht beachtet wurden. Daher besichtigte ich also am 24.1. die Waitangi Treaty Grounds mit dem Haus der Vertragsunterzeichnung sowie zwei hervorragenden Museen. Im Eintrittspreis inbegriffen war außerdem eine Führung über das Gelände und der Besuch einer traditionellen Tanzveranstaltung der Maori. Beim Betreten des wunderschönen Versammlungshauses musste man die Schuhe ausziehen. Am folgenden Tag fuhr ich mit einem Boot über die Bay of Islands nach Russell, wo ich mir Fish and Chips gönnte und am Strand badete. Anschließend ging es nach Tukutaka, einem Küstenort etwa 80 km weiter südlich. Auf dem Weg dorthin stoppte ich zweimal, erst in Kawakawa, wo Friedensreich Hundertwasser eine Zeit lang lebte und wo er auch begraben ist. Die Hauptattraktion des Ortes sind von ihm gestaltete öffentliche Toiletten. Außerdem hielt ich an den beeindruckenden Whangarei-Wasserfällen an. In Tukutaka angekommen entdeckte ich auf einem Spaziergang gegen Abend den wohl schönsten Strand, den ich in Neuseeland gesehen habe. Am 26.1. machte ich zwei Tauchgänge bei den "Poor Knights Islands", einer etwa 20 km vom Festland entfernten Inselgruppe, die als bestes Tauchgebiet Neuseelands gelten. Jacques Cousteau bezeichnete diese Inseln sogar als bestes subtropisches Tauchgebiet der Welt. Und ich wurde nicht enttäuscht! Die Unterwasserwelt war in der Tat faszinierend und die Sicht war grandios. Besonders schön war der erste Tauchgang, weil durch die Sonne die Farben noch malerischer zur Geltung kamen. Beim zweiten Tauchgang war es leider bewölkt und auf der Rückfahrt begann es zu regnen. In der folgenden Nacht regnete es ununterbrochen stark. So fuhr ich am 27.1. bei furchtbar schlechtem Wetter ca. 200 km nach Auckland, wo ich die letzte Nacht in meinem Campervan direkt am Parkplatz der Mietwagen-Firma verbringen wollte um am nächsten Tag auf die Fidschi-Inseln zu fliegen. Je mehr ich mich Auckland näherte, umso stärker wurde der Regen. In Auckland angekommen steuerte ich erstmal einen Supermarkt an und aß im benachbarten  Einkaufsmall in einem indischen Fastfood-Restaurant. Auf dem kurzen Weg zurück zum Auto wurde ich völlig durchnässt. Der Weg zur Mietwagen-Firma gestaltete sich schwierig, da viele Straßen wegen Überflutung gesperrt waren und auf den anderen staute sich der Verkehr. Gegen zehn Uhr abends kam ich endlich dort an, um halb acht hatte ich das 15 km entfernte Einkaufszentrum verlassen! Nach einer kurzen Nacht musste ich erfahren, dass der Terminal für internationale Flüge in der Nacht überflutet wurde und mein Flug genauso wie alle anderen gestrichen werden musste. Ich versuchte Air New Zealand telefonisch zu erreichen, wie es online empfohlen wurde. Nach eineinhalb Stunden in der Warteschleife gab ich auf und entschloss mich zum Flughafen zu fahren um dort einen Ansprechpartner zu finden. Der Terminal war inzwischen wieder offen und wurde gerade gereinigt, doch kein Mitarbeiter der Airline war vor Ort. Zusammen mit hunderten anderen Passagieren wartete ich. Als nach drei Stunden endlich Personal eintraf, erfuhren wir nur, dass wir uns gedulden müssten, niemand könne momentan sagen, wann es wieder Flüge geben würde. Mittags entschied ich mich dann, nicht mehr länger zu warten und buchte meinen Flug auf den 30.1. um und musste so also noch zwei Tage in Auckland bleiben. Mit dem Bus fuhr ich ins Zentrum. In der Innenstadt war von der Flutkatastrophe nichts zu sehen. Wie ich erfahren habe, ist in Teilen Aucklands an einem Tag fast so viel Regen gefallen, wie ansonsten in einem gesamten Sommer. Mindestens drei Menschen starben. Ich quartierte mich in einen Hostel ein, in dem ich leider nur eine Nacht bleiben konnte, da es für die darauf folgende Nacht ausgebucht war. Nachmittags besichtigte ich bei immer besserem Wetter die Innenstadt. Auckland ist mit ca. 1,5 Millionen Einwohnern mit Abstand die größte Stadt Neuseelands. Sie ist relativ dünn besiedelt, flächenmäßig ist Auckland ungefähr so groß wie London. Die Stadt selbst hat außer dem großartigen Auckland-Museum keine außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten, sie hat aber Atmosphäre und ist sehr angenehm und lebenswert. Auckland ist multikulturell, knapp 40% der Einwohner sind im Ausland geboren. Am nächsten Tag war das Wetter leider wieder schlechter, doch das spielte für mich keine Rolle, da ich das Auckland-Museum besuchte, wo es neben fantastischen Ausstellungen über die Maori und über die pazifische Inselwelt auch zwei vollständige Tyrannosaurus-Rex-Skelette mit den Namen Peter und Barbara zu bewundern gibt. Anschließend transportierte ich meinen Rucksack von einem Hostel ins andere, wo ich die letzte Nacht verbrachte. 

Insgesamt hatte ich 5 fantastische Wochen in Neuseeland. Es war klasse, für einen Monat mit dem Campervan völlig unabhängig zu sein. Vermutlich gibt es kein besseres Land um sich an den Linksverkehr zu gewöhnen, da man auf guten Straßen meist recht wenig Verkehr hat. Den Menschen hier geht es gut, sie sind gastfreundlich und weltoffen. In keinem anderen wohlhabenden Land habe ich bisher so nette Leute erlebt wie hier. Neuseeland hat eine grandiose Natur mit überwältigenden Landschaften. Der Nachteil in diesem Land sind eindeutig die hohen Preise, gerade für Ausflüge oder Aktivitäten wie Bungee-Jumping, Fallschirmspringen oder Rafting, weswegen viele Touristen nach Neuseeland kommen. Auch Tauchen ist sehr teuer. Dazu kommen die hohen Preise für Lebensmittel. Andererseits ist Camping relativ günstig, wenn man die teuren Holiday-Parks meidet. Alle Nationalparks und viele Museen sind umsonst! Meine Reisekasse wurde hier vor allem deshalb stark strapaziert, weil ich alleine unterwegs war und deshalb den Campervan und das Benzin alleine bezahlen musste. Ich habe in diesen fünf Wochen zwar nicht alles gesehen, was mich interessiert hätte, habe aber schon das Gefühl, dieses wunderschöne Land umfangreich kennengelernt zu haben.

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