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Rio Gallegos

Veröffentlicht: 13.01.2025

Weiter Richtung Süden und der Erkenntnis, dass auf dem Weg nicht so viel zu sehen ist, was uns interessiert bzw. nicht dem ähnelt, das wir bereits gesehen haben, schwangen wir uns wieder über Nacht in den Bus, um 1200 km südlich nach Rio Gallegos als Zwischenstop zu kommen. Wir wussten schon, dass hier nicht viel zu holen ist (die Top1-Sehenswürdigkeit mit der die Stadt beworben wird ist 2.5 Autostunden entfernt), aber mussten im ersten Moment grübeln wie wir hier fast 2 volle Tage verbringen sollen. Auch wenn die Stadt gar nicht klein und alle Infrastruktur vorhanden ist, wirkt es ziemlich trostlos und fühlt sich schon sehr nach dem Ende der Welt an.

Wir besuchten das Falklandinselkrieg-Museum (das hatte natürlich offen, aber das Thema ist den Argentiniern auch viel zu wichtig, um hier den Rotstift anzusetzen), und wurden von einer enthusiastischen Army-Gattin herumgeführt. Die überall im Land gegenwärtige Propaganda (auf Schildern, auf Bussen, an Hauswänden, auf Tshirts) findet hier seinen fulminanten Höhepunkt. Es ist einer für uns am wenigsten verständlichen Punkte an Argentinien, dass man immer noch so sehr an einem über 40 Jahre zurückliegenden Krieg festhält und ihn ununterbrochen thematisieren muss: Malvinas son Argentinas! Der Vergleich hinkt natürlich ein bisschen, aber wie merkwürdig wäre es, wenn „Schlesien gehört zu Deutschland“ auf Flixbusse gedruckt würde?

Am zweiten Tag wollten wir zu einem zu Fuß erreichbaren Naturschutzgebiet gehen, wo an der Flußmündung des Rio Platas gut Vögel zu beobachten sind. Wir sind zwar über 20 km gelatscht, aber unser Weg führte uns durch trübe Randgebiete der Stadt und alte Militärflugzeuglandebahnen, und überall wehte Müll herum. Als wir dann endlich vermeintlich was Grünes erreichten, trafen wir erst mal auf eine brennende Müllkippe, hier sahen wir übrigens die meisten Vögel an diesem Tag! Als wir uns dann irgendwann bis zum Wasser gekämpft hatten, war es aber ganz  nett! Der müllgesäumte Rückweg führte uns durch ein wohl ärmeres Viertel. Die wenigen Menschen beäugten uns misstrauisch, und alles war voller Hunde. Diese fingen sofort an im Chor ohrenbetäubend zu bellen und sorgten dafür, dass du auf keinen Fall in ihrem Häusereckrevier verweilst. Den Abend verbrachten wir dann an der Strandpromenade und konnten die Einheimischen beobachten, die ihre Karren (von supergepimpt bis wandelnder Schrotthaufen) spazierenfuhren und die Luft unglaublich verpesteten.

Wirklich schön war es nicht, aber wir hatten trotzdem eine gute Zeit. Weiter gehts!

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