Veröffentlicht: 29.01.2025
Auch der stärkste Sturm geht vorüber und so konnten wir bei Sonnenschein am nächsten Tag zum nächsten klassischen Stop in Patagonien aufbrechen, El Calafate. Von hier kann man den Perito Moreno Gletscher im Nationalpark Los Glaciares zu besuchen.
Eigentlich ist die Entfernung nicht weit, aber da wir wieder die Landesgrenze nach Argentinien überqueren, dauert die Fahrt doch verhältnismäßig lange. Leider verstehen sich Chile und Argentinien - laut Landsleuten beider Seiten - nicht sehr gut. Das hat wohl unter anderem auch wieder mit dem tollen Falklandkrieg zu tun (es gab Streitigkeiten um Inseln im Beagle-Kanal, und die Chilenen unterstützen die Engländer), und mit Fußball (da hört der Spaß wirklich auf).
Beim Grenzübertritt wird jedenfalls kaum zusammengearbeitet. Die jeweiligen Grenzposten sind kilometerweit voneinander entfernt, und alle Busreisenden dürfen sich zwei Mal in langen Schlangen einreihen (es ist übrigens schweinekalt und windig)! Zwar werden wir diesmal nicht nach geschmuggelten Lebensmitteln durchleuchtet (da sind die Argentinier lockerer), aber es dauert alles mindestens genauso lange wie beim letzten Mal. Aber schön ist es in diesem öden Grenzland im Nirgendwo. Die geteerte Straße endet übrigens am Schlagbaum der Argentinier, ab dann geht es eine ganze Weile schotterpistengeplagt zur Unterkunft weiter.
In El Calafate blüht es wie auch sonst in Patagonien überall, besonders die großen Lavendelsträuche sind bemerkenswert und verströmen einen tollen Duft. Ansonsten ist der Ort relativ und vollständig dem Tourismus rund um den Perito Moreno gewidmet. Zwar wurden ein paar halbgare Versuche unternommen, im Ort den Touristen etwas zu bieten, wie ein kleiner Stadtpark mit wahllos zusammengewürfelten Geschichtsinformationen und Ausstellungsstücken. Aber eigentlich sollen die Touristen nur schnell ein paar teure Ausflugspakete zu den Gletschern buchen und dann wieder verschwinden. Kostengünstigere Angebote wie ein regulärer Busshuttle zum Perito Moreno wurden leider abgeschafft - ein Phänomen was wir schon öfter in Patagonien beobachtet haben. Warum soll man den Touris auch die maximale Menge an Geld abknöpfen? Deshalb bleibt nur Auto oder Taxi oder eine geführte Tour. Die ersten Versuche eine Tour zum Gletscher zu buchen wurden durch Absagen unterminiert (Verdammte Vermittler und großspurige Websites). Lokal haben wir dann ein adäquates Angebot gefunden, was uns zum Gletscher inklusive Bootsfahrt bringen sollte. Nachdem ein großzügiger Betrag von unserer Kreditkarte abgehobelt wurde, klappte das und wir hatten einen tollen Tag am Gletscher.
Der Sturm und viele Regen der letzten Tage hatte dann hier etwas Gutes - das Eis war aufgeweicht und wir hatten Glück, den Gletscher viele Male kalben zu sehen: in der vordersten Reihe brachen große oder kleine Eisstücke ab und stürzten mit einem ohrenbetäubenden Lärm in den Lago Argentino und wirbeln dort die schwimmenden Eisschollen durcheinander. Ein beeindruckendes Schauspiel!
Es ist erstaunlich wie man so ein Naturwunder so kommerziell ausschlachten kann, andererseits freuen wir uns ja auch als Halb-Flachlandtiroler einem Gletscher so einfach so nah zu sein. Wir konnten uns nur sehr schwer wieder vom Anblick des Gletschers trennen.
Die nächsten Tage verbrachten wir weiter mit Gesunden (einen ganz schön hartnäckigen patagonischen Superhusten hat Marike sich da eingefangen und macht mit ihrem Gebrüll den Seelöwen von Valdes Konkurrenz) und mit Spaziergängen am Lago Argentino, zB. beim Vogelbeobachten im Naturreservat Laguna Nimes.
Schön wars, weiter gehts!