Veröffentlicht: 30.05.2025
Auf nach Bolivien! Nach einem abermaligen kurzen Zwischenstopp in Cusco nahmen wir zunächst den Bus zurück nach Puno, um von da aus weiter an die Grenze Kasani am Titicacasee zu kommen.
Die Einreise verlief supereinfach und schnell, zumindest wenn man sich vorher über die Einreisebedingungen informiert und dem Busfahrer zugehört hatte. Dies hatte ein nicht unwesentlicher Teil unserer Mitreisenden versäumt, weswegen wir ca. 1,5h warteten, bis alle ihren Einreisestempel hatten, den Bus wiedergefunden und hinreichend Stresszigaretten durchgezogen hatten.
Nach einer weiteren kurzen Fahrt erreichten wir Cococabana. Auf dem Weg zum Hostel den Berg hoch (wieder im Dampflockmodus, wir waren ja wieder auf 3800 hm) sahen wir alte Frauen, die mühsam die Grasnarbe am Wegesrand abtrugen und damit die schlimmsten Löcher in der Straße stopften, die Häuser im Allgemeinen noch unfertiger als in Peru in einem undefinierbaren Aggregatszustand zwischen halbfertiger Baustelle und Ruine, und viele Schweinchen, die auf den Wiesen grasten oder durch die Gassen stapften.
Unser Hostel war zwar an sich schön auf dem Berg gelegen mit Blick auf den See, aber unser nett dekoriertes Zimmer war so feucht, dass unsere Klamotten und das Bett total klamm, die Steckdosen durch Wasserkontakt durchgeschmort waren und die Deckenlampe bedenklich flackerte. Und es sollte in den nächsten Tagen nicht besser werden, weil es immer wieder stark regnete. Wir haben noch nie so gefroren auf der Reise!
Die Bolivianer waren - und so sollte es auch während unseres gesamten Aufenthalts in dem Land bleiben - für uns sehr schwer zu lesen. Ohne irgendwas überinterpretieren zu wollen, wirkten die Menschen allgemein ernster und so, als hätten sie schon einiges - und nicht nur Schönes - erlebt. Und es schien für uns, dass der finanzielle Druck allgemein noch höher sei. Bezahlvorgänge bedurften mehr Diskussion: man musste das Wechselgeld genau kontrollieren, beim Bezahlen der Hostels (Preise wie überall auf der Reise in Dollar angegeben) wurden Fantasiewechselkurse angewandt, Preisstrukturen in Geschäften waren undurchsichtig.
Cococabana selber bestach durch seine Lage an diesem zauberhaften See, an dem man sich wohl nie sattsehen kann, ansonsten war eigentlich nicht viel geboten: eine Katedrale, wenige Geschäfte, Boote für Ausflüge auf die Inseln und über den See, ein bisschen Kinderbespaßung, an der baufälligen Promenade reihten sich kleine Fischrestaurantbuden, deren Menüs alle mehr oder weniger identisch waren. Obwohl der Ort klein war, herrschte ziemlich viel Verkehr mit Hupkonzerten und Abgaswolken, die in der großen Höhe noch belastender waren als sowieso schon (ein Hoch auf die europäischen Abgasnormen, man hat keine Vorstellung was für ein Gewinn an Lebensqualität das ist).
Von hier aus brachen wir dann an einem Morgen mit sintflutartigen Regenfällen (die abschüssigen Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse, und trotz Regenjacken waren wir nach wenigen Sekunden komplett durchnässt) mit einer ausgenudelten Personenfähre Richtung Norden der Insel Isla del Sol auf. Kaum, dass wir uns der Insel näherten, riss der Himmel auf und die Insel machte ihrem Namen alle Ehre. Wir verstanden sofort, warum hier laut Inka-Legende der Sonnengott Inti gelebt und vor lauter Freude über all die Schönheit die ersten Inkas gezeugt haben soll. Wir legten also bei der verschlafenen Siedlung Challapampa an. Es war wohl Glück, dass man überhaupt in den Norden fahren konnte, da die nördlichen und südlichen Inselbewohner wohl leider sehr zerstritten waren bzgl. der Verteilung der Eintrittsgelder der Insel, sodass dies eine ganze Weile nicht möglich war. Von hier aus starteten wir ganz gemütlich die Wanderung auf der Insel, und genossen den Sonnenschein, die frische Luft und die Ruhe! Keine Autos, keine Huperei, was für eine Wohltat! An den verschiedenen Inkaruinen (Labyrinth, Opferstättten etc) waren ein paar Touristen zu finden, ansonsten marschierten wir bei bestem Wetter meistens alleine über die Hügel der Insel, an Zypressen- und Eukalyptuswäldchen und grasenden Eseln vorbei (natürlich immer ein bisschen vor uns hinschnaufend, wir waren ja immer noch über 4000m). Und immer den wunderschön glitzernden See und über ihm tolle Wolkenformationen im Blick, und am Horizont blitzten dann und wann die weißen Gipfel der Cordillera Blanca hervor! Ganz im Süden der Insel übernachteten wir in einer zauberhaften ruhigen Hospedaje, in der mehrere Generationen der Familie in den Gärten darum herum ein bisschen Obst und Gemüse anbauten und vor sich hinwurschtelten. Wir hatten ein tolles (trockenes, ha!) Zimmer, und die Muddi hat uns auch noch ein ganz anständiges Abendessen gekocht.
Völlig tiefenentspannt trabten wir am nächsten Morgen nach einem leckeren Frühstück im Garten mit super Ausblick wieder ein bisschen nördlich zurück zur südlichen Siedlung Yumani, wo wir eine alte (und lange) Inkatreppe hinab zur Bootsanlegestelle stiegen und uns mit einer der schrottigen Fähren auf den Weg zurück nach Copocabana machten, und von dort nach einer weiteren Übernachtung nach La Paz.