Veröffentlicht: 24.04.2023
Langsam aber sicher vergeht unsere anfängliche Lust, Jamaika zu bereisen. Das Land ist tatsächlich nicht wie es vielfach öffentlich dargestellt wird: weder locker, noch leicht, noch alles "no problem".
Am 21.04. sind wir frühs mit einem Route Taxi von Port Antonio nach Ocho Rios gefahren. Unser AirBnB-Gastgeber fuhr uns freundlicherweise mit unserem schweren Gepäck zur Haltestelle der Route-Taxis, versuchte aber dennoch (wieder?) uns zu bescheißen. Wir wussten, dass die Fahrt nach Ocho Rios 600 J$ kostet. Ich fragte ihn, was die Fahrt kostet, woraufhin er zu einem Fahrer ging und sich erkundigte. Anschließend wollte man 1000 J$ (pro Person) von uns. Wir hatten jedoch vorher schon mit einem anderen Fahrer gesprochen und sind für 600 gefahren. In Ocho Rios angekommen wurden wir sehr freundlich begrüßt. Eigentlich dürfen wir erst ab 15:00 Uhr in das AirBnB, zu unserem Glück jedoch war unser Zimmer schon um 11:00 Uhr fertig und wir durften rein. Das Zimmer ist sehr schön, es heizt sich jedoch so sehr auf, dass man beinahe die ganze Nacht die Klimaanlage anlassen muss. Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt hatten, gingen wir zum nahegelegenen (Stadt-)Strand, der entweder 200 J$ (1,20€=1,32US$) Eintritt kostet, oder aber 3 US$ (das bedeutet, man kann sowohl in US$ als auch in J$ bezahlen - man spart nur über die Hälfte beim Zahlen in der Landeswährung). Der Strand ist klein und man darf auch nur bis kurz über den Hosenbund ins Wasser. Danach ist eine Bojenleine gespannt und dahinter fahren Boote. Schwimmen verboten. Außerdem wird man dauerhaft von Leuten angesprochen, die einem Bootstouren, Schnorcheltouren, Parasailing oder Gras verkaufen wollen. Grundsätzlich ist Ocho Rios (insbesondere wegen extrem vieler Amerikaner und anlegender Kreuzfahrtschiffe) viel touristischer als Port Antonio und uns gefällt es hier nicht sonderlich gut. Einem der Verkäufer am Strand erzählten wir, dass wir gerne tauchen wöllten. Er war dann (neben Strandverkäufer, Strandreiniger und Rettungsschwimmer) natürlich auch noch Inhaber einer Tauchschule und wollte mit uns zu ebendieser gehen. Wir lehnten dankend ab, gingen aber später am Tag zu dieser Tauchschule um uns zu erkundigen. Der Mensch hatte mit der Tauchschule nichts (!) zu tun.
Am 22.03. gingen wir um 08:30 Uhr morgen wieder zur Tauchschule. Es standen für uns 2 Tauchgänge an (einer zu einem nahegelegenen Riff und einer zu einem Wrack). Das war bis jetzt das schönste Erlebnis, welches wir auf Jamaika haben durften. Der Rifftauchgang ging bis etwa 20 m Tiefe, wir hatten eine Sichtweite von 20-30 m und sahen neben verschiedensten bunten Fischen auch Langusten, Steinfische, Seegurken und viele Korallen. Der Wracktauchgang ging bis auf 15m Tiefe und wir betauchten ein Wrack (Katherine's Wreck) und sahen Seeigel, Rochen, Flundern und ebenfalls viele verschiedene Fische. Der Tauchgang beinhaltete ebenfalls eine Art Unterwasser-Canyon, der sich eher wie eine Höhle angefühlt hat. Ein absolut großartiges Erlebnis! Den Nachmittag des 22.04. verbrachten wir in unserer Unterkunft, organisierten einige Dinge in der Heimat und kümmerten uns um die weitere Reiseplanung. Ebenfalls machten wir noch eine sehr schlechte Erfahrung mit Edgar (mit dem wir eine Tour in Port Antonio gemacht haben), auf die ich hier aber nicht weiter eingehen werde. Zum Glück war die Erfahrung nur via Internet und nicht im "realen Leben"...
Am 22.04. gingen wir kurz vorm Mittag wieder an den nahegelegenen Stadtstrand. Zu unserer Verwunderung hatte das Kreuzfahrtschiff "MSC Divina" vor der Küste Ocho Rios angelegt. Der Blick aufs Meer war damit versperrt und der ganze Strand voller Kreuzfahrttouristen. Genau unser Ding. Das Geschäft aller möglicher Strandverkäufer boomte - wir vertrieben uns einen Großteil des nachmittags mit Bier trinken an der Bar... was will man machen.
Alles in allem sind wir ziemlich enttäuscht von Jamaika. Das Land mit seiner Natur und dem Meer ist wunderschön - ohne Frage. Und wenn man es mag, kann man hier definitiv auch 2 Wochen in einem 4 Sterne All Inclusive Hotel verbringen mit kristallklarem Wasser und absolutem Karibik-Feeling (und nahezu ohne Kontakt zur Bevölkerung). Mit den Leuten werden Caro und ich allerdings nicht warm. Als "weißer privilegierter Mensch" hat man hier permanent das Gefühl, auch etwa 150 Jahre später noch an der Versklavung der schwarzen Bevölkerung schuld zu sein. Grundsätzlich wird man insbesondere mit weißer Hautfarbe immer leicht schief angeguckt und fast alle versuchen einen in irgendeiner Form über den Tisch zu ziehen. Mit Sicherheit geht es uns wirtschaftlich besser als dem Großteil der hierlebenden Bevölkerung, was jedoch aus unserer Sicht kein Grund ist, sich dauerhaft verarschen zu lassen. Zumal dies definitiv auch nicht vorteilhaft für die Zukunft des hiesigen Tourismus ist. Wir sind gespannt, wie es in 3 Tagen bei Thomas weitergeht und wie er zu der ganzen Sache steht...