Hinz&Cunz
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29.06.-23.07. - Guamal, Meta, Kolumbien

Veröffentlicht: 23.07.2023

In den vergangenen vier Wochen waren wir in einer Englischschule im kleinen Städtchen Guamal im Departamento Meta als Englischlehrer beschäftigt. Die Zeit war sehr spannend und aufregen und definitiv nicht nur für die Schüler ziemlich lehrreich. Wir erlebten einige Sachen, die ich nachfolgend kurz beschreiben werde.

Carolin bekam eine A2 und eine B1 Klasse, welche sie von Maddie (aus Manchester in England) übernommen hatte. Maddie sagte zu Caro, dass alle Schüler in den beiden Kursen schon sehr weit sind und schon sehr gut englisch sprechen können, eine Schülerin wäre wohl schon auf C2-Niveau und sie (Maddie) verstünde nicht, warum sie den B1 Kurs besuche. Nun gut, wenn die Schülerin auf C2-Niveau in Englisch ist, dann spreche ich wohl muttersprachlich spanisch...
Es stellte sich heraus, dass Maddie größtenteils mit den Kindern Spiele gespielt hat, anstatt Grammatik, Lese- oder Hörverstehen, oder Schreiben bzw. Sprechen zu üben. Carolin hat am Ende der vier Wochen den Abschlusstest mit beiden Klassen geschrieben und der Großteil hat nicht mal die Hälfte der Maximalpunktzahl erreicht. Aber Anyway, man muss in der Schule nicht bestehen um ins nächsthöhere Niveau wechseln zu können, von daher: kein Problem.

Als wir ankamen hat meine Vorgängerin (Misty aus den USA) gerade die Abschlusstests mit ihren B2 und C1 Klassen geschrieben. Da man nicht bestehen muss, waren die beiden Klassen dementsprechend nun C1 und C2-Niveau. Diese durfte ich übernehmen. Zum Glück konnten die Schüler und Schülerinnen in beiden Klassen schon halbwegs gut sprechen (nur die Aussprache war bescheiden, aber das ist relativ normal in Südamerika). So konnte ich mich mit meinen Klassen zumindest ziemlich gut unterhalten. Sie merkten auch ziemlich schnell, dass ich in Grundzügen spanisch spreche und verstehe, was ziemlich hilfreich für mich war. Im Nachhinein wäre es ggf. schlauer gewesen, wenn ich eine A1 oder A2 Klasse übernommen hätte, weil eine neue Sprache zu erlernen ohne eine "Schnittstellen-Sprache" zu haben, ist schon echt schwierig.

An unserem ersten oder zweiten Wochenende in Guamal sind wir (Caro und ich) mit zwei anderen Freiweilligen (Maddie aus England und Bastien aus Baguetteland) zu einem nahegelegenen Wasserfall gefahren. Die erste Strecke legten wir mit Taxi zurück, für den weiteren Fußweg bekamen wir von Amparo und Ricardo (unseren Gasteltern) eine sehr detaillierte und genaue Wegbeschreibung. Maddie bekam sogar die GPS-Koordinaten des Wasserfalls auf ihr Handy. Wir liefen los und etwa nach einer halben Stunde schaute Maddie auf ihr Handy, sie stellte fest, dass es nicht mehr weit war und wir auf dem richtigen Weg seien. Wir liefen weiter und kamen an einem Schild vorbei, auf dem "Parqueadero Cascada La Argentina" stand. Daraufhin merkte ich an, dass der Wasserfall ja hier sein müsse, wenn der Parkplatz schon hier ist. Fraktion Eng- und Baguetteland sahen dies jedoch anders und wir liefen weiter. Nach etwa einer weiteren Stunde Fußmarsch (insgesamt also 1,5h - Amparo und Ricardo sagten uns, der Weg dauere nicht länger als eine Stunde) stellte Maddie mit Blick auf ihr Handy fest, dass wir viel zu weit gelaufen und schon längst am Wasserfall vorbei waren. Bastien nahm sein Handy und sah, dass 700 m weiter noch ein anderer Wasserfall war. Wir könnten auch einfach zu diesem gehen und den ursprünglich gedachten auf dem Rückweg mitnehmen. Caro und ich konnten bzgl. GPS-Navigation leider keinen Beitrag leisten, weil unsere kolumbianische Sim-Karte längst abgelaufen war. Für die 700 m brauchten wir weitere 40 min (normal: 10-15 min, bergauf von mir aus 20). Nach 30 min fragte ich vorsichtig nach, wann denn die 700 m vorbei seien. Bastien entgegnete, dass die 700 m Luftlinie sind, wir aber in Serpentinen laufen und es deshalb länger ist. Am Ende der 700 m wurden wir fast von abgerichteten Hunden angegriffen. Und ein Wasserfall war dort auch nicht. Es stellte sich heraus, dass Bastien zur Navigation seine Pokemon-Go App verwandt hatte. Ich erspare mir an dieser Stelle jeglichen Kommentar.

Bastien ging dann ein paar Tage später. Eine Woche drauf kam Arthur, ebenfalls aus Baguetteland. Er ist ein halbes Jahr vor Ende seines Philosophie-Studiums auf reisen gegangen und sieht aktuell auch keinen Bedarf, zurückzukommen und das Studium zu beenden. Das macht er einfach in 2-3 Jahren oder so, dann ist noch mehr als genug Zeit dafür. Auch an dieser Stelle erspare ich mir jeglichen Kommentar.

Ansonsten waren wir in den vergangenen 4 Wochen bspw. Tejo (sprich: Tächo). Tejo ist ein kolumbianisches Nationalspiel und man wirft mit einem Kegelstumpf auf ein Ziel. Im Ziel befinden sich 4 Schwarzpulvertaschen, die explodieren, wenn man sie trifft. Das macht einen Heidenslärm und stinkt wie Silvester: ist also ein riesengroßer Spaß. Außerdem gibts dabei billiges Bier zum trinken.

An einem der Samstage gab es ein großes Familienfest. Einen Anlass braucht es dazu nicht unbedingt. Das Familienfest fand bei uns statt und wir konnten helfen, Sancocho, ein kolumbianisches Nationalgericht, zu kochen. Gekocht wurde auf offenem Feuer und es war relativ interessant mit anzusehen.

Ricardo, der Gastvater, ist außerdem begeisterter Bierbrauer. An einem Tag fing er an zu brauen. Witzigerweise telefonierte ich an diesem Tag mit Hans und erzählte ihm von der Brauerei. Da Hans nach sieben Jahren Mexiko auch ganz passabel spanisch spricht, konnten sich die zwei (Ricardo und Hans) über ihre Gebräue austauschen. Hans hat Ricardo auch gleich ein weiteres Rezept gegeben, was dann demnächst vielleicht auch in Kolumbien gebraut wird.

Zum Abschluss unserer vierwöchigen Lehrertätigkeit haben Caro und ich für unsere Klassen ein deutsches Essen gekocht. Gar nicht so einfach, an alle Zutaten zu kommen. Schlussendlich lief es auf bayerischen Kartoffelsalat hinaus, weil das mehr oder weniger das Einzige war, wofür wir alle Zutaten finden konnten. Insbesondere bei den Schülern und Schülerinnen kam der Salat weniger gut an, warum auch immer. Aber zumindest die älteren mochten den Salat sehr und freuten sich, dass wir ihn gekocht haben.

Kurz vor Ende unserer vier Wochen gab es in Kolumbien einen Erdrutsch mit über 20 Toten, auch eine Brücke ist eingestürzt. Dadurch ist der Haupt- und kürzeste Weg nach Bogotá nun nicht mehr passierbar. Unsere Reisezeit verlängerte sich damit von 5-6 Stunden auf etwa 12 Stunden. Vor dem Erdrutsch sind täglich stündlich Busse gefahren, danach nur noch einer pro Tag. Dieser Bus fuhr um 01:45 nachts und kostete, aufgrund der doppelten Strecke, natürlich auch den doppelten Preis. Immerhin sind wir gesund und sicher, dafür aber müde wie sau und Bogotá angekommen. Während der Busfahrt klingelten etwa 10 Wecker (angefangen frühs um halb 5), die meisten halten das Ausschalten des Weckers aber für absolut unnötig. Im Bus gab es zwar ein Klo, das war aber dauerhaft abgeschlossen. Der Busfahrer hielt auch solange nicht an, bis etwa 50 % der Insassen bei ihm waren und gesagt haben, dass es nun doch Zeit wird. Wahrscheinlich war ihm dann die Gefahr eines Aufstands zu groß und wir hielten bei einem Restaurant, wo Männer- und Damentoilette aus genau einem Klo bestanden. An jeder der beiden Toiletten bildete sich so eine Schlange von 25-30 Leuten, was den Unmut unter den Insassen nocht verstärkte. Im Bus gab es weiterhin zwei Gepäckfächer: ein großes, wo man nurvon außerhalb des Busses rankommt und ein kleineres, in das eine Luke im Inneren des Busses führt. Das kleinere Gepäckfach wurde nur nicht für Gepäck genutzt: Hier saß eine Mutter mit 2 Kindern drin, vermutlich weil der Platz dort billiger als einer der Sitze war. Den Kindern scheint das ganze weniger gefallen zu haben, die Mutter war nämlich größtenteils damit beschäftigt, die Kinder sauber zu wischen, nachdem diese sich gegenseitig vollgegöggt haben.

Nun sind wir wie gesagt wieder in Bogotá, gestern haben wir aufgrund der anstrengenden Busreise nicht mehr viel gemacht. Heute haben wir den Parque Simón Bolívar besichtigt, einer wunderschönen Parkanlage in Bogotá. Neben Spiel- und Grillplätzen kann man hier Boot fahren, flanieren, auf einer Parkbank oder der umliegenden Grünanlage entspannen. Auch viele Händler versuchen hier ihre Waren an Mann oder Frau zu bringen. Eine Frau bot mit dem Marktschrei "Tres costitas por cinco mil" - also "3 Sachen für 5.000 Peso" ihre Waren an (Früchte, Säfte, Salpicón, Fruchtsalat usw.) und weckte damit unsere Aufmerksamtkeit. Unsere für 5.000 Peso (also etwa 1,20 €) erstandenen Früchte seht ihr oben auf den Bildern.

Ansonsten gehts morgen weiter nach Quito, wo wir erstmal wieder eine knappe Woche Urlaub machen werden.

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