Diverse Vogelgesänge weckte uns am heutigen Morgen auf. Neugierig schoben wir die Vorhänge bei Seite und sahen zum ersten Mal die Umgebung, in der wir die Nacht verbracht hatten. (Bei der gestrigen Ankunft war es bereits stockfinster.) Da unser Stellplatz von hohen Hügeln und dichtem Wald umgeben war, entschlossen wir uns dazu, noch vor dem Frühstück in die nahgelegene Stadt zu fahren, um uns dort ein Plätzchen in der Sonne zu suchen. Dieses fanden wir in direkter Nähe zu ihrem Wahrzeichen.
Eine sieben Meter hohe und 7,5t schwere Statue verkörpert „Te Kuiti's“ Spitznamen: „Schafschurhauptstadt der Welt“. Ein überdimensionaler Schafscherer wurde bei seiner Arbeit nachgebildet und steht heute unübersehbar am Straßenrand.
Wir
ließen uns das Müsli schmecken, putzten auf einer öffentlichen Toilette die
Zähne und machten uns daraufhin an die Weiterfahrt. Zu Beginn fuhren wir in das 30km
nördlich gelegene „Waitomo Caves“. In der überschaubaren Ortschaft wurden wir
von einer Vielzahl an Touristen begrüßt. Kein Wunder - hier befindet sich einer
der klassischen Touri-Hotspots Neuseelands. Gegen hohe Eintrittspreise ist es
möglich, geführte Touren durch gutausgebaute Höhlen zu buchen. Die Besonderheit
an den verschiedenen unterirdischen Hohlräumen sind die unzähligen „Glowworms“.
Doch wir setzten unsere Fahrt zu unserem planmäßigen Tagesziel fort. Dabei
verließen wir die Zivilisation und folgten eine ganze Weile der engen
Landstraße. Vorbei an grünen Hügel und Waldpassagen legten wir unseren ersten
Stopp bei der „Mangapohue Natural Bridge“ ein. Innerhalb von wenigen Minuten
wanderten wir zu einer malerischen, grünbewachsenen Schlucht. Der durchfließende
Bach wird zu beiden Seiten von hohen Steinwänden, die zum Teil mit Moos und
anderen Pflanzen bewachsen sind, eingerahmt. Immer wieder tropfte uns kaltes Wasser in den Nacken.
Brrr! Nachdem wir dank einer Hängebrücke den Bach
überquert hatten, baute sich die eigentliche Sehenswürdigkeit vor uns auf. Ein
hoher, breiter Kalksteinbogen überragt in 30m Höhe die schmale Schlucht. Mehrere
Stalaktiten waren an seiner Unterseite zu erkennen. Ein wunderschönes Bild, welches
uns an die zwei Steinbögen in „Karamea“ zurückerinnerte - und wieder war es
schwer, die Dimensionen mittels Bildern festzuhalten. Ein paar Schritte weiter
gelangt man auf eine erhöhte Holzplattform, die neue Blicke auf die Szenerie
bot. Der beeindruckende Felsbogen, die grüne Schlucht, der fließende Bach - einfach toll!
Als der verträumte Ort von einer Busladung asiatischer Touristen heimgesucht
wurde, flüchteten wir uns zurück in Richtung Auto. Ehe wir weiterfuhren, folgten wir noch einer zweiten Route, die ebenfalls ins Naturschutzgebiet
führte. Wir gelangten zu alten Felsbrocken, die viele Geschichten erzählten. Fossile
Muscheln und Schnecken waren deutlich in ihnen zu erkennen und ließen keine
Zweifel daran, dass hier einst Meeresboden gewesen sein muss. Unglaublich.
Bevor es nun endgültig zurück zum Auto ging, schnappte sich Tobi noch schnell
eine Rübe vom angrenzenden Feld und freut sich schon jetzt darauf, sie zu
verarbeiten. ;)
Mit der frischen Beute ging es zum nächsten Zwischenstopp. Diesen erreichten
wir nach einer kurzen Fahrt. Die „Puripuri Cove“ liegt nur wenige Treppenstufen
vom Parkplatz entfernt und dank einer Holztreppe ist die Erkundung der Höhle
sehr simple und für jedermann geeignet. Besonders tief gelangt man nicht
hinein. Dennoch ist sie einen Besuch wert, da unzählige Stalagmiten und
Stalaktiten den Innenraum schmücken. Leider kam kurz nach uns ein weiterer
Schwung Besucher an, wodurch es sehr unruhig und hektisch in der schmalen,
dunklen Kammer wurde.
Das letzte Naturspektakel bildete an dem Tag ein eindrucksvoller Wasserfall.
Über mehrere Etagen fällt der „Marokopa River“ gut 35 Meter den gleichnamigen
Wasserfall hinab. Durch seine Breite und die grüne Umgebung katapultierte er
sich schnell zu unseren Lieblingen aus Neuseeland. :) Daher ließen wir es uns
nicht nehmen, den Wasserfall mit Langzeitaufnahmen in Szene zu setzen. Lediglich
die Gischt minderte den Spaß an der Fotografie.
Mit vielen, neuen Eindrücken steuerten wir unseren heutigen „Campingplatz“ an.
Mitten im Nirgendwo buchten wir uns bei einer kleinen Familie ein. Für wenig
Geld durften wir unser Auto im Vorgarten abstellen und die Toilette
mitbenutzen.
Nach dem Abendessen machten wir uns zu später Stunde zu einer kleinen
Nachtwanderung auf! Unser Ziel war der natürliche Felsbogen, welchen wir heute
Mittag schon besichtigt hatten. Lediglich eine 20-minütige Autofahrt trennte
uns von dem nächtlichen Abenteuer. Auf dem Weg begegneten wir mehreren Possums
und Wieseln, die die Straße überquerten - oder aber frech sitzenblieben und
nicht den Anschein machten, sich fortbewegen zu müssen. Gegen 21:00 Uhr
erreichten wir den Parkplatz und mussten feststellen, dass sich ein
weiteres Pärchen ebenso hierher verirrte. Ausgestattet mit zwei Taschenlampen und
der Fotoausrüstung spazierten wir den altbekannten Weg zur Schlucht. Schaltet
man nun die Lichter aus, überraschen einen hunderte Glowworms! Sie saßen
überall - hoch oben an der Felswand, zwischen den Pflanzen oder weiter unten am
Flussufer. Die vielen, blauen Lichtlein wirkten verzaubernd. Schnell waren die
Kälte und Dunkelheit in Vergessenheit geraten. Stattdessen ließen wir das
Naturspektakel vollkommen auf uns wirken. Ganz langsam liefen wir die Schlucht
entlang und bewunderten die leuchtenden Mückenlarven. Wir waren begeistert! Der
Ausflug hatte sich absolut gelohnt. :)
Nach weiteren, tierischen Begegnung auf der unbeleuchteten Landstraße kamen wir
sicher bei der matschigen Hofeinfahrt an. Zackig räumten wir das Bett frei, putzten die Zähne und träumten vom „Mückenlarven-Sternenhimmel“.